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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Ladyschaft schwieg. Er sagte sich, dass man es dem armen Fitzpuglington, der bei der Geburt seiner Tochter schon sechs Monate im Atlantik trieb, nachsehen müsse, nichts gegen Marjories Leidenschaft für Mr Wilkins unternommen zu haben. Lady Fitzpuglington war in der Familie bekannt dafür, die eigene Verantwortung gern auf den Schultern anderer abzuladen.
    Mrs Lace bemerkte, dass Noel von den anwesenden Damen nicht mit Hofknicks begrüßt wurde – nicht einmal die Gastgeberin hatte ihn begrüßt. Das irritierte sie. In London musste er sein Inkognito doch bestimmt nicht wahren. Und es wurmte sie, dass die anderen jungen Frauen genauso schön waren wie sie. Aber wie langweilig sie gekleidet waren! Alle trugen einfache maßgeschneiderte Sachen, ein kleines Kostüm oder ein Kleid aus Crêpe de Chine und darüber ein dünnes Wolljäckchen. Sie selbst schwärmte für aufwendige Roben. Dennoch bedauerte sie, nicht etwas Dünneres angezogen zu haben, denn in ihrem Reitkostüm kam sie vor Hitze fast um.
    »Sag mal, Darling«, flüsterte eine der hübschen Ladys, an Marjorie gewandt, »ist das eine Wahrsagerin dort drüben am Fenster oder was? Und wer ist diese süße Kleine ohne Hut, die so verrückt aussieht?«
    In diesem Moment erschien Major Lace. Als Trauzeuge seines Freundes war er erst jetzt vom Standesamt weggekommen. Zum ersten Mal in ihrem Leben freute sich Mrs Lace, ihren Mann zu sehen. In der ausgelassenen Menge wurde sie von niemandem beachtet; fast wünschte sie sich nach Chalford zurück, wo sie die unangefochtene Schönheit war.
    »Wirst du Union Jackshirt Aspect heiraten?«, erkundigte sich Eugenia bei Poppy.
    »Ja, Darling. Ist das nicht wundervoll? Mein Mann war zuerst recht anstrengend, aber jetzt benimmt er sich ganz anständig. Ich glaube, mit etwas Glück wird er in eine Scheidung einwilligen.«
    »Wieso?«, fragte Eugenia.
    »Weißt du, Liebes, normalerweise sind es ja nicht die Frauen, die die Scheidung wollen, und der Gute hat immer großen Wert auf Etikette gelegt. Diese Detektive hatten überhaupt nichts mit ihm zu tun, sie waren einfach im Urlaub, wie wir hinterher herausgefunden haben. Ziemlich komisch, wenn man es recht bedenkt. Wirst du zu meiner Hochzeit kommen, Eugenia?«
    »Ja, und wenn du magst, werden wir eine sozialunionistische Ehrengarde haben. Ich hoffe, du wirst sehr glücklich sein, Cousine Poppy St.Julien, und auch nach der Hochzeit weiter für unsere Sache kämpfen.«
    Beim Lunch saß Mrs Lace zwischen Jasper und Noel.
    »Übrigens, mein Lieber«, sagte Jasper zu Noel, an Anne-Marie vorbei, »ich habe kein Interesse mehr an deinem Job. Weißt du, Poppy und ich haben vierzigtausend Pfund für das Diadem bekommen, und ich habe mir überlegt, für einen Parlamentssitz zu kandidieren oder so was in der Art, wenn die Scheidung durch ist. Ich dachte, wenn aus deinen Wiener Plänen nichts wird, könntest du ja wieder bei Fruel’s einsteigen. Sir Percy will dich wohl gern zurückhaben. Ich war gestern bei ihm, wegen ein paar Investitionen, die ich tätigen werde.«
    »Zu freundlich von dir«, sagte Noel.
    Die dunklen Ahnungen und leisen Zweifel, die Mrs Lace schon seit Langem in ihrem Herzen hegte, wurden auf brutale Weise bestätigt. Die Erkenntnis in ihrer ganzen Tragweite ließ sie aber erst an sich heran, als sie sicher in ihrem Erster-Klasse-Waggon saß, allein mit Major Lace. Und dann weinte sie und weinte. Major Lace vermutete, dass sie wieder schwanger war. Seine Vermutung war richtig.
    Anschließend sagte Jasper zu Noel: »War es taktlos von mir, Fruel’s so unvermittelt zu erwähnen? Der Gedanke, dass es dir vielleicht lieber wäre, wenn sie dich im Ausland vermutet, ist mir zu spät gekommen.«
    »Mir scheint, sie ist genauso bereit wie ich, einen Schlussstrich zu ziehen. Mädchen sind wirklich sonderbar.«
    »Vielleicht hat sie etwas Unvorteilhaftes über dich in Erfahrung gebracht.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Noel gereizt.
    »Vielleicht hat sie kein rechtes Interesse mehr?«
    »Ausgeschlossen. Die Kleine ist wahnsinnig verliebt in mich, wirklich wahnsinnig, aber ihr Mann hat ein Machtwort gesprochen und so, und natürlich kann sie die Kinder nicht allein lassen.«
    »Muss ja eine Riesenerleichterung für dich sein.«
    Nach dem Essen hielt der »elder statesman« eine Rede auf Braut und Bräutigam. Es war eine lange Rede, mit ziemlich dürftigen Witzen, die wie Bonbons verteilt wurden. Lady Marjorie antwortete, da Mr Wilkins sich nicht traute. Sie sagte, es sei

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