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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Gott, der aus ihrer Sicht gemeinsam mit dem König das Oberhaupt der anglikanischen Kirche war. Wenn das Mädchen aber tatsächlich so fromm war – ihr war diese Neigung bislang noch gar nicht aufgefallen, und sie schien auch jüngeren Datums zu sein –, dann würde man es vielleicht noch davor bewahren können, in die mütterlichen Fußstapfen zu treten. Lady Chalford überlegte, ob es ratsam wäre, den Pfarrer zu rufen. Doch fürs Erste zwang sie sich, ganz scheu zu bemerken: »Der Captain hat der Obrigkeit immer gehorcht. Versuche, seinem Beispiel zu folgen, Eugenia.«
    »Finde ich nicht«, lautete die Antwort. »Die Ideen des Captain sind außerordentlich revolutionär, außerordentlich, und er muss niemandem gehorchen, denn er ist ja der Führer.«
    Lady Chalford wusste, dass sie einer derartigen theologischen Debatte nicht gewachsen war, und beschloss, den Pfarrer einzubestellen.
    »Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist«, sagte sie vage. »Ich vermute, wenn du ihm folgst, wird das nicht unbedingt dein Schaden sein. Aber ich flehe dich an, ich möchte nicht noch einmal hören müssen, dass du ins Dorf reitest und fremde Männer ansprichst, sonst wirst du enden wie deine Mutter.«
    »Nämlich wie?«, fragte Eugenia neugierig. In diese Falle wollte Lady Chalford aber nicht gehen. Sie hielt dieses Thema für wenig diskussionsgeeignet, erst recht nicht im Beisein einer jungen Dame, die auf so intime Weise davon betroffen war. Das hässliche Wort »Scheidung« müsste fallen, noch hässlichere Wörter müssten klar werden. Früher oder später würde man Eugenia natürlich alles erzählen müssen, doch das würde am besten der Ehemann dieses Kindchens übernehmen, wenn das Schicksal es gut mit ihr meinte und ihr einen schenkte. Lady Chalford wurde diesbezüglich von unguten Vorahnungen heimgesucht; kein netter Mann, da war sie sicher, würde die Tochter von Eugenias Mutter heiraten wollen. Andere Kandidatinnen hätten gewiss bessere Chancen.
    »Geh jetzt bis zum Abendessen auf dein Zimmer. Ich bin sehr verärgert.«
    »Dummes altes Weib«, murmelte Eugenia. Doch sie gehorchte. Tatsächlich hatte sie, bis die Sozialunionisten die Leere und Langeweile ihres Lebens füllten, ihren Großeltern in allem gehorcht. Etwas anderes wäre ihr nie eingefallen.
    Jasper und Noel warteten also vergeblich vor dem Schokoriegelladen. Sie mussten sich aber keineswegs langweilen. Kaum hatten sie ihre Position im Ye Olde Stocks eingenommen (der, um 1890 auf dem Dorfplatz von irgendeinem enthusiastischen Anhänger des Landlebens errichtet, ein beliebtes Ziel amerikanischer Touristen war), erschienen auch schon Miss Smith und Miss Jones auf der Suche nach Aspirin, Seife und einer Tageszeitung. Die ersten beiden Artikel waren vorrätig, der dritte nicht. Lauthals diesen Umstand beklagend, kamen sie aus dem Laden. Jasper ergriff die Gelegenheit sofort beim Schopf.
    »Gestatten Sie, dass ich Ihnen meine Daily Mail leihe«, sagte er, an die herzogliche Miss Jones gewandt, während er die deutlich reizvollere Miss Smith aus den Augenwinkeln beobachtete.
    »O danke, das ist furchtbar nett«, sagte Miss Smith. Miss Jones entriss ihm die Zeitung geradezu und blätterte sie rasch durch, während Miss Smith ihr aufmerksam über die Schulter schaute. Sie schienen eine bestimmte Meldung zu suchen.
    »Die zweite Truhenleiche ist in der Mitte«, sagte Jasper seelenruhig. »Die vermissten Damen sind auf Seite 8.«
    Entsetzen spiegelte sich auf den Gesichtern von Miss Smith und Miss Jones. »Welche vermissten Damen?«, fragte Miss Smith mit zitternder Stimme.
    »Die von der Polizei in weiteren Truhen vermutet werden«, sagte Jasper und musterte die beiden nachdenklich. Sie wirkten sehr erleichtert. »Rauchen Sie?«
    Miss Smith nahm eine Zigarette. Miss Jones rauchte nicht. Sie studierten weiterhin die Zeitung, fanden aber allem Anschein nach nichts, was sie interessierte, und gaben sie an Jasper zurück.
    »Da wir offenbar dasselbe Bad benutzen und so weiter und so fort«, sagte er, »sollten wir uns bekannt machen. Ich bin Jasper Aspect, und dies ist Noel Foster, der sich hier erholen will. Ihm ging es in der letzten Zeit gar nicht gut, er war in einer furchtbaren Verfassung.«
    Noel warf Jasper einen Blick zu, der, wenn Blicke töten könnten, ihn getötet hätte. Zu spät, der Schaden war angerichtet. Da es nichts nützte, die Sache zu erklären oder zu leugnen, war der Eindruck eines langweiligen Hypochonders entstanden. Wieder verfluchte er sich

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