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Landung auf Darkover - 1

Landung auf Darkover - 1

Titel: Landung auf Darkover - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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- manche von ihnen einzig und allein zu diesen Zeiten -, schmausten von den plötzlich reifenden Früchten und brachen in irrwitzige Mißachtung der lauernden Raubtiere auf die Lichtungen hinaus. Generationen und Jahrtausende der Erinnerung in ihren Genen und Gehirnen hatten sie gelehrt, daß zu diesen Zeiten auch ihre natürlichen Feinde nicht imstande waren, die lange Anstrengung des Jagens durchzuhalten.
    Die Nacht senkte sich über die Welt der vier Monde; die dunkle Sonne versank in einer eigenartig klaren Dämmerung, und die seltenen Sterne waren zu sehen. Einer nach dem anderen stiegen die Monde in den Himmel empor: der große violett leuchtende Trabant, der hellere grüne und die blaue juwelenartige Scheibe und der kleine, der wie eine weiße Perle aussah. Auf der Lichtung, in der das große, dieser Welt fremde Sternenschiff lag, riesig und drohend, atmeten die Menschen von der Erde den seltsamen Wind und den seltsamen Pollen, der von seinem Hauch getragen wurde, und eigenartige, sich widerstreitende Impulse brachen in ihr Großhirn ein.
    Pater Valentine und ein halbes Dutzend ihm unbekannter Mannschaftsmitglieder lagen der Länge nach ausgestreckt, erschöpft und vollauf befriedigt, in einem Dickicht. Im Lazarett stöhnten fieberkranke Patienten unversorgt oder
torkelten ungestüm über die Lichtung und in den Wald - auf der Suche nach etwas, das sie selbst nicht kannten. Ein Mann rannte trotz seines gebrochenen Beins eine Meile weit zwischen den Bäumen hindurch, bevor er zusammenbrach und lachend im Monden-schein liegenblieb … ein tierähnliches Wesen leckte ihm das Gesicht und rieb sich schnurrend an ihm.
    Judith Lovat lag ruhig in ihrer Unterkunft und spielte mit dem großen blauen Juwel, das sie an einer Kette um den Hals trug. Sie hatte es während dieser ganzen Zeit aufbewahrt, unter ihrer Kleidung verborgen. Jetzt zog sie es hervor, als würden die seltsamen sternenartigen Muster darin einen hypnotischen Einfluß auf sie ausüben. Erinnerungen kreisten durch ihren Sinn, Erinnerungen an den eigenartigen, lächelnden Wahnsinn, der sich vorhin auf sie gelegt hatte. Nach einer Weile erhob sie sich, einem unhörbaren Ruf folgend, nahm die wärmste Kleidung ihrer Zimmergenossin (ihre Zimmergenossin, ein Mädchen namens Eloise, einst an Bord des Schiffes Nachrichtenoffizier, saß unter einem Baum mit gewaltiger Krone, lauschte der Melodie des Windes in den langen Blättern und sang wortlos) und zog sie an. Ohne Hast schritt Judy über die Lichtung und tauchte im Wald unter. Sie war sich nicht sicher, wohin sie ging, aber sie wußte, sie würde geleitet werden, wenn es an der Zeit war, und so folgte sie dem Pfad in die Höhe und wich nicht davon ab und lauschte der Melodie im Wind.
    Worte, die sie auf einer anderen Welt gehört hatte, hallten leise in ihrem Verstand von einer Frau, die um ihren dämonischen Geliebten weinte…
    Nein, kein Dämone, dachte sie, aber zu strahlend, zu fremdartig und schön, um menschlich zu sein… Und während sie mechanisch weiterging, hörte sie sich schluchzen, denn sie dachte an die Melodie, an die schillernden Winde und Blumen und an die seltsamen, leuchtenden Augen des vage erinnerten Wesens, die Gewalt der Furcht, die sich rasch in eine Verzauberung und dann in eine Glückseligkeit, ein Gefühl der Nähe verwandelt hatte - ein Gefühl, stärker als alles, was sie je erfahren hatte.
    War es also wie in jenen alten irdischen Legenden um einen Wanderer, der vom Elfenvolk fortgelockt wurde, um einen Poeten, der in seiner Verzauberung ausgerufen hatte:
    Ich traf im Wald ein Elfenkind … lang war ihr Haar,
ihr Fuß geschwind,
ihr Aug’ so wild und wunderbar…
    War das der Text gewesen? Oder das: Und der Sohn Gottes besah die Töchter der Menschen und wurde gewahr, daß sie schön waren …
    Judy war eine genügend disziplinierte Wissenschaftlerin, um sich darüber im klaren zu sein, daß den eigenartigen Handlungen dieser Zeit so etwas wie Wahnsinn zugrunde lag. Sie zweifelte nicht daran, daß einige ihrer Erinnerungen durch ihren damaligen seltsamen Bewußtseinszustand eingefärbt und verändert waren. Doch diese Erfahrung kam einem Selbstversuch gleich und war somit einiges wert. Wenn eine Spur von Wahnsinn darin la g, so war hinter dem Wahnsinn etwas Reales versteckt, etwas, das so real war wie jetzt die tastenden Berührungen in ihrem Geist, die Worte: »Komm. Du wirst geleitet werden, und dir wird nichts geschehen.«
    Sie hörte das geheimnisvolle Rascheln in den

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