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Landung auf Darkover - 1

Landung auf Darkover - 1

Titel: Landung auf Darkover - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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erschießen.«
Dieser Gedanke rührte gefährliche Ängste in ihm auf. Moray war kein gewalttätiger Mensch, aber während der sechsunddreißig Stunden des Geisterwindes hat er schmerzliche und unvermutete Abgründe in sich entdeckt. Vielleicht denkt beim nächsten Mal ein anderer daran… Was macht mich so sicher, daß es ein nächstes Mal geben wird? Aber vielleicht werde auch ich es tun … Wie kann man das wissen?
Er wandte sich von diesem unwillkommenen Gedanken ab. »Haben Sie schon eine Gesamtschadensmeldung vorliegen?« erkundigte er sich.
»Neunzehn Tote - keine medizinischen Befunde, aber mindestens vier Patienten sind im Hospital gestorben … man hat sich einfach nicht mehr um sie gekümmert«, sagte Leicester knapp. »Zwei Selbstmorde. Ein Mädchen hat sich an Glasscherben geschnitten und ist verblutet - wahrscheinlich eher Unfall als Selbstmord. Und … ich nehme an, Sie haben das von Pater Valentine schon gehört?«
Moray schloß die Augen. »Ich habe von den Morden gehört, ja. Aber ich kenne nicht alle Einzelheiten.«
Leicester sagte: »Ich bezweifle, ob das überhaupt irgendein Lebender tut. Er weiß es selbst nicht und wird es nie wissen, es sei denn, der Stabsarzt Di Asturien würde ihm ein Synthnarkotikum oder so etwas geben. Ich weiß nur, daß er irgendwie an ein paar Mannschaftsmitglieder geraten ist, die sich miteinander vergnügt haben … eine sexuelle Balgerei… unten, am Flußufer. Es wurde eine ziemlich wilde Sache. Nachdem die erste Welle verebbt ist, hat er begriffen, was er getan hat, und ich schätze, das konnte er nicht ertragen … er hat ihnen die Kehle durchgeschnitten.«
»Dann ist er einer derjenigen, die Selbstmord begangen haben?«
Leicester schüttelte den Kopf. »Nein. Ich folgere nur, wie es hätte sein können … Wahrscheinlich ist er gerade noch rechtzeitig genug zu sich gekommen, um zu begreifen, daß auch Selbstmord eine Todsünde ist. Komisch. Ich schätze, ich werde auf diesem Ihrem wunderbaren Paradiesplaneten gegen jeden Schrecken abgehärtet … alles, woran ich momentan denken kann, ist, wieviel Ärger mir erspart geblieben wäre, wenn er es getan hätte. Jetzt muß ich ihn wegen Mordes vor ein Gericht stellen und dann entscheiden - oder andere entscheiden lassen -, ob das ein Fall für die Todesstrafe ist oder nicht.«
Moray lächelte freudlos. »Warum sich die Mühe machen?« fragte er. »Welchen Urteilsspruch könnten Sie denn schon fällen außer vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit?«
»Mein Gott, Sie haben recht!« Leicester fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
»In aller Ernsthaftigkeit, Captain. Wir werden möglicherweis e immer und immer wieder damit fertig werden müssen. Wenigstens so lange, bis wir die Ursachen kennen. Ich schlage vor, Sie entwaffnen augenblicklich Ihre Sicherheitstruppe … Die ersten Symp-thome traten auf, als der Sicherheitsoffizier das Mädchen angeschossen hat, dann einen anderen Offizier. Ich schlage vor, daß wir bei der nächsten regenfreien Nacht sämtliche tödliche Waffen - Küchenmesser, chirurgischen Instrumente und dergleichen - sofort wegsperren. Das wird vermutlich nicht allen Ärger verhin dern, denn schließlich können wir nicht jeden Stein oder jedes größere Holzscheit auf diesem Planeten einschließen … aber trotzdem: Es ist besser als nichts. Übrigens … wenn ich Sie mir so ansehe, dann scheint mir, als habe jemand vergessen, wer Sie sind, und Sie mit einem ziemlichen Schwinger traktiert.«
Leicester rieb sich das Kinn. »Würden Sie mir bei meinem Alter einen Kampf um ein Mädchen glauben?«
Zum ersten Mal lächelten sich die beiden Männer mit einer beginnenden gegenseitigen Sympathie an, da nn schwand dieses Gefühl wieder. Leicester sagte: »Ich werde darüber nachdenken. Es wird nicht einfach sein.«
»Hier wird nichts einfach sein, Captain«, erwiderte Moray ernst. »Aber ich habe das Gefühl, wenn wir keine ernsthafte Kampagne für eine Ethik der Gewaltlosigkeit ins Leben rufen - eine Ethik, die selbst unter einer Belastung wie der des Massenwahns standhält -, dann wird keiner von uns den Sommer überleben.«
11
    Die Tage des Windes haben den Garten verschont, dachte MacAran. Vielleicht hatte ein tiefverwurzelter Überlebensinstinkt den wahnsinnig gewordenen Kolonisten zugeflüstert, daß dies ihre Lebensader war. Im Lazarett waren Reparaturen im Gange, und am Schiff wimmelten die Männer der Arbeitstrupps herum, mit Bergungsarbeiten beschäftigt. Moray hatte bitter klargestellt, daß dies

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