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Landung auf Darkover - 1

Landung auf Darkover - 1

Titel: Landung auf Darkover - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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das Leben deines Volkes eingedrungen zu sein. Es gab eine Zeit - nicht in diesen Tagen, sondern in unserer Geschichte verloren -, da reiste unser Volk wie das deine von Stern zu Stern. Es mag sogar sein, daß alle Menschen vom gleichen Blut sind, damals, am Anbeginn der Zeit, und daß auch deine Gefährten, dein Volk, unsere Kleinen Brüder sind, wie dies bei den Pelzigen aus den Bäumen der Fall ist. Tatsächlich will es so scheinen, daß wir beide - du und ich - unter dem Wahnsinn in den Winden zusammengefunden haben … Und jetzt trägst du dieses Kind. Es ist nicht so, daß ich völlig bedaure…«
    Die Berührung einer Feder auf der Hand, nicht mehr, aber Judy fühlte, daß sie nie etwas so Zärtliches gespürt hatte wie den traurigen Blick des Fremden. »Doch jetzt, ohne den Wahnsinn in meinem Blut, fühle ich nur tiefen Kummer um dich, meine Kleine. Keinem der Unseren ist erlaubt, ein Kind in Einsamkeit auszutragen, und doch mußt du zu deinem Volk zurückkehren, denn wir könnten nicht für dich sorgen. Die Kälte unserer Behausungen könntest du nicht einmal im Hochsommer ertragen; im Winter müßtest du gewiß sterben, mein Kind.«
    Judys gesamtes Ich war ein einziger großer Schmerzensschrei: Ich werde dich nie wiedersehen?
So klar und deutlich kann ich dich nur zu diesen Zeiten erreichen, floß die Antwort in sie hinein, obwohl mir dein Geist nicht mehr so verschlossen ist wie bisher. Der Verstand jener deines Volkes ist zu anderen Zeiten wie eine halb geschlossene Tür. Es wäre weise von mir, dich jetzt gehen zu lassen, und von dir, nie mals auf die Zeit des Wahnsinns zurückzublicken, und doch… Ein langes Schweigen, ein tiefer Seufzer. Ich kann es nicht, ich kann es nicht - wie könnte ich dich von mir gehen lassen und niemals erfahren…
    Der geheimnisvolle Fremde streckte die Hand aus, berührte das Juwel, das an einer feinen Kette um ihren Hals hing, und zog es hervor. Diese Steine verwenden wir - manchmal - für die Ausbildung unserer Kinder. Als Erwachsene benötigen wir sie nicht mehr. Es war ein Liebesgeschenk an dich, eine Tat des Wahnsinns vielleicht; meine Älteren würden nicht daran zweifeln. Doch vielleicht kann ich dich manchmal erreichen, irgendwann, wenn dein Geist weit genug geöffnet ist, das Juwel zu beherrschen… und vielleicht kann ich so erfahren, daß alles gut ist mit dir und dem Kind.
    Sie blickte das Juwel an, das blau war wie ein Sternensaphir, mit kleinen, in semer Tiefe eingeschlossenen Feuertupfern, nur einen Moment lang, dann hob sie ihren Blick wieder und starrte voller Kummer auf das fremde Wesen. Es war größer als ein Mensch, mit großen hellgrünen Augen, fast silbern, hellhäutig und zart von Gestalt, mit langen schlanken Fingern und Füßen, die trotz der bitteren Kälte nackt und bloß waren … Lange, fast farblose Haare schweben wie gewichtslose Seide über seine Schultern. Seltsam und bizarr und doch schön war es, mit einer Schönheit, die Judy wie ein Schmerz traf. Mit unendlicher Zärtlichkeit und Traurigkeit streckte ihr der Fremde die Hände entgegen und schmiegte sie sehr kurz an den zarten Körper, und sie spürte, dies war etwas Seltenes, etwas Eigenartiges, eine Konzession an ihre Verzweiflung und Einsamkeit. Natürlich. Eine thelepathische Rasse hat mit demonstrativen Gesten wenig im Sinn.
    Und jetzt mußt du gehen, meine arme Kleine. Ich werde dich an den Rand des Waldes geleiten, und dann wird dich das Kleine Volk führen - (ich fürchte deine Leute, sie sind so gewalttätig und wild, und euer Verstand… euer Verstand ist verschlossen).
    Judy sah zu dem Fremden empor, und ihr eigener Kummer über die Trennung verschwamm in der Wahrnehmung seiner Furcht und Angst. »Ich verstehe«, flüsterte sie halblaut, und sein angespanntes Gesicht schien weichere Züge anzunehmen.
    Werde ich dich wiedersehen?
Es gibt so viele Gelegenheiten, sowohl zu Gutem wie zu Bösem, Kind. Nur die Zeit weiß es, und ich wage nicht, dir Versprechungen zu machen. Mit einer sanften Berührung umarmte er sie in ihrem pelzgesäumten Mantel, in welchen er sie vorher gehüllt hatte. Sie nickte und kämpfte gegen die Tränen an; erst als er im Wald verschwunden war, ließ sie ihnen freien Lauf und folgte dem kleinen pelzigen Fremden, der kam, um sie über fremde Pfade zum Lager zurückzuführen.
    »Sie sind der einzige logische Verdächtige«, sagte Captain Leicester grob. »Sie haben nie ein Geheimnis aus der Tatsache gemacht, diesen Planeten nicht mehr verlassen zu wollen,

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