Landung auf Darkover - 1
Büro lag, las das Schild an der Tür NICHT ANKLOPFEN - HEREINKOMMEN und befolgte den lässigen Hinweis. Moray unterhielt sich gerade mit einem Mädchen, das MacAran unbekannt war; ihrem Kleid nach mußte sie zu den Neu-Hebriden-Leuten gehören.
»Ja, ja, meine Liebe, ich weiß, du möchtest einen Arbeitsposten im Garten haben, aber aus deiner Akte geht hervor, daß du im Kunst- und Keramikhandwerk tätig warst, und genau dort wirst du bei uns gebraucht. Ist dir eigentlich klar, daß in beinahe jeder Kultur zuerst das Töpferhandwerk entwickelt wird? Und überhaupt - du bist schwanger, aber ich habe keine Freimeldung von dir vorliegen.«
»Ja, gestern war die Verkündigungszeremonie für mich. Aber unsereins arbeitet immer bis unmittelbar vor der Niederkunft.«
Moray lächelte schwach. »Einerseits freue ich mich, weil du dich wohl genug fühlst, um weiterzuarbeiten. Aber in den Kolonien ist es schwangeren Frauen nicht erlaubt, einer körperlichen Arbeit nachzugehen.«
»Artikel vier …«
»Der Artikel vier«, sagte Moray, und sein Gesicht war hart, »ist für die Erde formuliert worden, und den dort gegebenen Bedingungen. Laß dich über die Tatsache des Lebens auf Plane ten mit andersartiger Schwerkraft, anderem Licht und Sauerstoffgehalt aufklären, Alanna. Dieser Planet ist einer der angenehmen … der Sauerstoffanteil in der Luft ist ziemlich hoch, es herrscht nur eine geringe Schwerkraft… Hier werden die Babys keinen Sauerstoffmangel und keine Quetschsymptome erleiden müssen. Aber auch auf den angenehmsten Planeten bewirkt nur die Veränderung etwas, und für eine so geringe Bevölkerung wie die unsere sieht es mit der Statistik böse aus. Die Hälfte der Frauen ist für fünf bis zehn Jahre steril, die andere Hälfte erleidet für fünf bis zehn Jahre immer wieder eine Fehlgeburt, und über denselben Zeitraum hinweg sterben die Hälfte der lebend geborenen Kinder, bevor sie einen Monat alt sind. In den Kolonien müssen die Frauen verhätschelt werden, Alanna. Zeige dich kooperativ, oder du wirst ruhiggestellt und ins Lazarett eingeliefert. Wenn du eine der Glücklichen sein willst, die ein lebendiges Baby zur Welt bringt und kein totes oder schwerkrankes oder mißgebildetes, dann verhalte dich kooperativ - und zwar ab sofortl«
Als sie mit einem Zettel für das Lazarett hinausgegangen war, benommen und schockiert, nahm MacAran ihren Platz vor dem überhäuften Schreibtisch ein, und Moray lächelte zu ihm hoch. »Sie haben es gehört. Wie gefällt Ihnen … dir mein Job - schwangere junge Mädchen zu Tode ängstigen?«
»Nicht sehr.« MacAran dachte an Camilla, die auch ein Kind unter dem Herzen trug. Sie war also nicht steril gewesen. Aber die Befürchtung, sie könne eine Fehlgeburt haben, war groß - die Chancen standen eins zu zwei, und diejenigen, daß ihr Kind leben würde, fünfzig zu fünfzig. Grausame Statistiken und allein der Gedanke daran ließ ihn einen Griff des Entsetzens spüren. War ihr das gesagt worden? Wußte sie es? Verhielt sie sich kooperativ? Er wußte es nicht; in den letzten halben Zehntagswochen hatte sie mit dem Captain hinter verschlossenen Türen über dem Computer gebrütet.
Moray runzelte leicht die Stirn und sagte: »Komm auf den Boden zurück. Du bist einer der Glücklichen, MacAran - du brauchst nicht zu befürchten, arbeitslos oder umgeschult zu werden.«
»Wie bitte?«
»Du bist Geologe, und es ist wichtig für uns, daß du genau das tust, was du gelernt hast. Du hast gehört, was ich zu Alanna gesagt habe: Eines der ersten Gewerbe, die wir brauchen, dazu noch in aller Eile, ist das Töpferhandwerk. Doch für die Töpferei braucht man Porzellanerde - oder einen guten Ersatz dafür. Wir brauchen auch verläßliche Bau-Steine… möglichst eine Art Beton oder Zement… des weiteren Kalksteine oder etwas mit denselben Eigenschaften, und dann brauchen wir noch Silikate für Glas, verschiedene Erze… und genaugenommen überhaupt zuerst einmal eine geologische Untersuchung dieses Teils des Planeten, und diese Untersuchung muß abgeschlossen sein, bevor der Winter einsetzt. Du trägst keine Priorität eins, Mac - aber du bist mittlerweile in der Kategorie zwei oder drei. Kannst du in den nächsten beiden Tagen einen Untersuchungs- und Erkundungsplan aufstellen und mir grob geschätzt sagen, wie viele Leute du zu dem Probensammeln und für die Tests benötigen wirst?«
»Klar, das geht in Ordnung. Aber hast du nicht gesagt, wir könnten hier keine technologische Zivilisation
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