Landy, Derek -Skullduggery 4
alles,
wie ich schon sagte. Den richtigen Augenblick abwarten."
"Und
das ist der richtige Augenblick für dich?", fauchte Guild. "Ich
brauche nur die Spinne hier an dich zu drücken, dann ist es dein letzter Augenblick."
"Meine
letzte Stunde wird kommen, da mach dir mal keine Sorgen. Aber du hast nicht
verstanden, worum es mir geht. Serpine wusste, wie man die Leute packen muss. Die Familie spielt dabei eine große Rolle. Ich werde jetzt in meine
Tasche greifen. Ich an deiner Stelle würde mich jetzt nicht umbringen."
Mit
langsamen Bewegungen zog Skarabäus ein Handy aus seiner Tasche.
"Vielleicht
musst du die Hand über das Display halten, damit die Sonne nicht direkt darauf
scheint", sagte er und drückte ein paar Tasten, "das Foto ist sonst
sehr schlecht zu erkennen."
Er hielt
ihm das Telefon hin. Guild schluckte, steckte die Spinne rasch wieder in die
Tasche und nahm Skarabäus das Handy ab. Er hielt es so, dass die Sonne nicht
direkt aufs Display schien, und sah, was er befürchtet hatte - seine Frau und
seine Tochter, gefesselt und geknebelt.
"Es
geht ihnen gut", sagte Skarabäus, den Blick auf das Fußballfeld gerichtet.
"Sie sind unverletzt. Und das wird auch so bleiben, wenn du tust, was ich
dir sage."
"Lass
sie frei", presste Guild tonlos hervor.
"Billy-Ray
ist bei ihnen und sie sehen alle fern. Sobald du die Maschine fallen lässt,
sind sie frei. Es gibt keinen Grund, weshalb wir sie umbringen sollten,
Großmagier. Deine Familie hat uns nichts getan."
"Ich
werde alle diese Leute hier nicht umbringen."
"Doch,
das wirst du."
"Du
bist verrückt."
"Das
sagtest du bereits. Du magst diese Leute doch nicht, Guild, diese Sterblichen.
Hast sie noch nie gemocht, wie ich gehört habe. Es ist an der Zeit, gegen die
Regeln zu verstoßen, Großmagier."
"Ich
werde es nicht tun."
"Du
wirst es nicht nur tun, du wirst es sogar in den nächsten drei Minuten tun,
oder Billy-Ray bringt deine Frau und deine Tochter um."
"Das
hat nichts mit Rache zu tun. Diese Leute haben dir nie etwas getan. Du musst
das nicht tun. Du willst es nicht einmal. Du willst mich
büßen lassen. Okay, lass mich büßen,
nicht sie. Nicht meine Familie."
"Das
gehört alles zum großen Plan. Achtzigtausend Tote zeigen jedem einzelnen
Sanktuarium auf der Welt, wie verletzlich es ist. Die Sanktuarien hätten nach
dem Ende des Krieges gegen Mevolent aufgelöst werden müssen. Wir hätten keine
Ältesten gebraucht, die ihre aufwendigen Räte einrichten und sich selbst in
Positionen wählen, in denen sie über alle anderen bestimmen können. Ich mag es
nicht, wenn Leute mir sagen, was ich tun soll. Ich hab damit ganz einfach ein
Problem. Ein solches System ... na ja, es öffnet Missbrauch aller Art Tor und
Tür. Justizirrtümern zum Beispiel. Ich bin in eurem System durchs Netz
gefallen und kam wegen Mordes an jemandem, den ich nicht getötet hatte, ins
Gefängnis. Und aus diesem Grund wanderst du jetzt ins Gefängnis - wegen Mordes
an achtzigtausend unschuldigen Menschen. Dann wollen wir mal sehen, wie es dir gefällt,
wenn du den Rest deiner Tage allein in einer Zelle zubringen musst. Großmagier,
du hast noch ungefähr zwei Minuten, um bis zur Mitte des Feldes zu gehen. Ich
denke, es wird Zeit, dass du dich auf den Weg machst."
Guild
hatte nicht die Kraft, Worte zu formen und Skarabäus blickte bereits wieder
aufs Spielfeld. Der Großmagier erhob sich. Die Desolationsmaschine lag schwer
in seiner Hand. Er bildete sich ein, er könnte einen schwachen Puls spüren, so
als sei das entsetzliche Ding lebendig, verwarf den Gedanken aber wieder. Die
Bombe war nicht lebendig. Sie hatte kein Gewissen, keine Empfindungen. Sie war
kein Ding des Teufels. Sie war lediglich ein Ding. Der Mann, der sie hochgehen
ließe allerdings, ja, der wäre ein Teufel.
Es war
noch ein Stück bis zum Beginn des Tunnels, durch den die Offiziellen hinein-
und hinausgingen. Er konnte durchschlüpfen und stünde auf dem Spielfeld, bevor
man auch nur versuchen könnte, ihn aufzuhalten. Er drehte sich zu Skarabäus um.
Der alte Mann lächelte nicht einmal mehr. Er war im Angesicht des bevorstehenden
Todes ganz ruhig. Natürlich war er ruhig. Darauf hatte er schließlich
zweihundert Jahre lang gewartet.
Guild ging
die Stufen zwischen den Sitzreihen hinunter, die Augen auf den Boden vor sich
geheftet. Er wollte nicht aufschauen und die vielen Tausend Gesichter ringsherum
sehen. Er wünschte, er könnte den Lärm ausschalten - das Jubeln, die
Sprechgesänge, das donnernde
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