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Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Titel: Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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seinem Wiedersehen mit mir.
    „Lasst mich los!“, brüllte ich, doch der Graf hielt mich mit beinahe übermenschlicher Stärke am Boden.
    „Geh mir aus dem Weg, Artifex!“, befahl Marten. „Wir wollen doch nicht, dass hier und heute ein Unglück geschieht.“
    Drohend langsam fuhr er fort: „Ich – werde – deinen – Freund – jetzt – töten!“
    Salandar machte einen Schritt und stellte sich vollends schützend vor mich.
    „Ich fürchte, dazu musst du an meiner Körpermasse vorbei“, stellte er fest.
    „Salandar, sei vernünftig, du würdest sterben. Sinnlos sterben“, versuchte Marten es noch einmal. Es klang auf eine gewisse Weise sogar glaubwürdig.
    „Vielleicht“, entgegnete Salandar bloß.
    Beide hoben die Arme und zeichneten einen Augenblick lang wie wild Symbole in die Luft. Was darauf folgte, war eine Art Inferno.
    Zwei lange Blitze zuckten von jedem Magier in Richtung des anderen und trafen sich in der Mitte, wo sie sich gegeneinander zu lehnen schienen wie bei einem übermenschlichen Armdrücken.
    Die Luft erwärmte sich und flackerte, Funken stoben in alle Richtungen und prasselten auf den Boden.
    Marten schien seine Überraschung ob der Stärke seines Gegenübers hinunterzuschlucken und zeichnete mit einer Hand weitere Bilder in die Luft.
    Säbel, Hellebarden und allerlei Teile alter, zur Dekoration aufgestellter Rüstungen schossen auf Salandar, mich und den Grafen zu, mit tödlich scharfen Klingen und Kanten blitzend. Doch Salandar lenkte die tödlichen Gerätschaften seinerseits um, und sie flogen zwischen Marten und ihm eine Weile hin und her, bis sie sämtlich in den immer noch kräftemessenden Blitzen verglüht waren.
    Daraufhin veränderte der von Marten ausgehende Energiestrahl die Farbe, wurde gleißend hellgrün und schwoll auf ein Vielfaches seiner Dicke an.
    Salandar dagegen erzeugte einen großen, weißlich flimmernden Schild vor sich und ging vor Anstrengung und Konzentration dahinter in die Knie. Offenbar war er drauf und dran, das Kräftemessen zu verlieren.
    Vom einen auf den anderen Augenblick jedoch versiegte Martens Energiestrom, und er blickte nach unten, auf seine Füße. Salandars Schild fiel in sich zusammen, und keuchend stemmte sich mein dicker Freund wieder auf die Beine.
    Marten aber plagten andere Sorgen. Tausende und Abertausende Spinnen umschlangen seine Beine und bildeten rasend schnell eine Art zappelnden und wimmelnden Kokon um ihn herum, der ihn bald vollständig einhüllte.
    Nun war nur noch das Krabbeln und Klicken einer unendlichen Masse von Beinpaaren und das Keuchen des völlig überanstrengten Salandar zu hören.
    Ich entrang mich dem Griff des vor Erstaunen unaufmerksamen Grafen und wollte mich auf den von Spinnen umhüllten Marten stürzen, doch Thaddäus von Eulenbach erwischte mich am Fuß, und ich flog der Länge nach hin.
    Die Spinnen verpufften in einer entsetzlichen, weißen Flamme, und Marten hatte seine Freiheit wieder. Doch er sah ramponiert und ebenfalls furchtbar erschöpft aus. Seine Augen funkelten Salandar an, der schwer atmend schon wieder begonnen hatte, Symbole um sich herum zu weben. Offensichtlich war es hier ganz und gar nicht so gelaufen, wie Marten es sich erhofft hatte.
    „Graf“, hauchte Marten über die unheimliche Stille in der Halle hinweg. „Ich komme schneller wieder, als Ihnen lieb sein wird, und dann hole ich mir, was mir gebührt.“
    Mit diesen Worten schleuderte er eine gleißende Kugel auf Salandar, der sie mit einer lauten Detonation abwehren konnte.
    Als Schall und Rauch vergangen waren, war nur noch die offenstehende Tür des Landsitzes zu sehen, aus der Marten hinausgeeilt war.
    Die Gestalten Mathilda Hausers und der Roma schälten sich langsam aus dem Dunkel. Salandar nickte ihnen dankbar zu, mehr als alle Anwesenden wissend, dass wir ohne die Hexe verloren gewesen wären.
    Thaddäus von Eulenbach ließ mich endlich aus seinem unbarmherzigen Griff, und ich stand auf. Gerade noch rechtzeitig, um den wankenden Salandar zu stützen.
    Anna eilte die Treppe hinunter. Oben hatte Hagen sie offenbar gegen ihren Willen in Deckung gezwungen, nun flog sie ihrem geliebten Vater entgegen, und unser Kavalier sah ihr nach, flankiert von einem Kater und einem Fuchs.
    „Vater“, rief Anna. „Um Gottes willen.“
    Doch der Graf selbst schien von uns allen der Unversehrteste zu sein.
    Keuchend drehte sich Salandar zu ihm um.
    „Graf“, meinte er schwach, aber sehr ernst. „Mit Verlaub, wir brauchen ein paar

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