Langenscheidt Arzt-Deutsch/Deutsch-Arzt

genauso.
»Schwester« gibt es nur in der weiblichen Form. Krankenbrüder heißen Pfleger. Bisweilen interessieren sich Pfleger mehr für andere Pfleger als für die Schwestern. Dann kann man auch Krankenbrüder sagen. Aus Rache interessieren sich Schwestern grundsätzlich nur für Ärzte. Weil die Ärzte viel öfter die Stationen wechseln, sind die Pflegekräfte die eigentlichen Hüter des Expertenwissens. Dennoch sind sie hierarchisch nur Ausführende der ärztlichen Verordnungen.
Als Patient sollten Sie sich niemals zwischen diese Fronten begeben mit einer unbedachten Äußerung wie: »Der Arzt hat doch aber gesagt …«
Die Unfreundlichkeit von Schwestern wird in der Öffentlichkeit stärker diskutiert als die Unfreundlichkeit von Patienten. Klar gibt es manche blöde Reaktion einer Schwester, aber es gibt auch verdammt viele blöde Patienten!
Wichtige Ausdrücke auf Station
    Bedarfsmedikation
Schwestern halten sich an Verordnungen, streng unterschieden zwischen Zwangsmedikation und »Bedarfsmedi«. Wenn da in der Akte kein »bei Bedarf« steht, dann wird notfalls ein Patient auch geweckt, wenn er vergessen hat, seine Schlaftablette einzunehmen.
    Betten
Betten ist auf Station kein Hauptwort, sondern ein Tätigkeitswort! Schwestern können Dinge, für die sie auf ewig meine volle Anerkennung haben. So die »Schweizer Ecke«, eine spezielle Falttechnik, die es ermöglicht, das Laken unter einem liegenden Patienten so straff zu ziehen, dass es aussieht wie frisch bezogen. Echte Schwestern verachten Spannbezüge.
    Blutdruck
Schwestern messen den Blutdruck. Einige erhöhen ihn sogar.
    Dienstpläne / Übergabe
Die Pflege erfolgt schichtweise: Früh/Zwischen/Spät und Nacht. Das Personal wechselt, die Patienten bleiben. Also gibt es eine Übergabe: Die eine Schicht übergibt sich an die nächste, sie kotzt sich aus, was alles los war, und warum man zu dem, was in dieser Schicht hätte erledigt werden müssen, nicht kam.
    Infusion
Tropfenweise Zufuhr von Flüssigkeit. Bei Prostatavergrößerung verlässt die Flüssigkeit den Körper auch wieder mit der gleichen Geschwindigkeit. ( → Katheter )
    Infusionsbesteck
Wer gerade nicht mit Messer und Gabel essen kann, der wird mit einer Infusion i. V. »in die Vene« bespeist.
    VORSICHT Unter einem Arztbrief bedeutet i. V. »in Vertretung«. Eine Infusion muss aber jeder selbst entgegennehmen! Werden Infusionen vertauscht, kommt es zur Konfusion.
    Katheter
Disziplinarmaßnahme bei Blasenschwäche. Führt dazu, dass auch Männer beim Spazieren im Gang eine Art Handtasche tragen und voller Stolz die Pegel in ihren Urinbeuteln vergleichen. [ Zurück ]
    Klingel
Gedacht als Notruf vom Patientenbett ins Stationszimmer. Weil echte Notfälle selten klingeln, nervige Patienten dagegen oft, lernen Schwestern schnell: Solange jemand noch an die Klingel kommt, kann es nichts Ernstes sein. Und schicken maximal den Pflegepraktikanten los.
    Krankenhausessen
»Für den Preis von einem Fünf-Sterne-Hotel würde ich ja wohl erwarten dürfen …« – vergessen Sie es! Die Krankenhausküche ist besser gesichert als Fort Knox. Die Stationsschwestern haben auf das, was im Essenswagen aus dem Keller auf Station hochkommt, nur wenig Einfluss. Ähnlich machtlos sind sie, ob das Essen auch bei Ihnen noch mal hochkommt.
    Pflaster
Es gibt zwei Sorten Pflaster. Das eine hält nicht, das andere bekommt man nicht mehr ab. Manche gehen zur Enthaarung ins Waxing-Studio, eine gute Schwester erledigt das beim Verbandswechsel gleich mit und erspart einem dafür das Rasieren vor der OP.
    VORSICHT Betreten Sie nie , ich wiederhole nie (!), den Aufenthaltsraum oder das Schwesternzimmer. Wenn keine Schwester auf den Gängen zu sehen ist, wird das einen guten Grund haben: Sie rauchen! Also warten Sie gefälligst eine Zigarettenlänge ab.
    Stuhlgang
Dafür gibt es in jeder Krankenakte eine große Spalte, so als wäre dies die wichtigste Funktion und Aufgabe eines Patienten. Unter uns: Wenn Sie gefragt werden, ob Sie schon Stuhlgang hatten, lügen Sie. Sagen Sie immer »ja«! Denn sobald drei Tage kein Punkt in der Kurve ist, lernen Sie die Oberschwester persönlich kennen, von einer ganz anderen Seite!
    Zugang
Hat zwei Bedeutungen. Erstens: Ein neuer Patient, der nicht rechtzeitig auf eine andere Station umgelenkt wurde. Und zweitens: der Zugang zu Ihrem Venensystem, sprich: die Kanüle in Ihrem Handrücken. Man »legt« einen Zugang in die Vene und man »verlegt« einen Zugang »auf die Haut«, also auf