Langenscheidt Chef-Deutsch, Deutsch-Chef - Klartext am Arbeitsplatz
dringender Anträge auf den Tisch. Murrend griff sich jeder ein paar davon und wollte sich an die Bearbeitung machen. Ein bis jetzt unbeachteter, eher schmächtiger Kerl übergab völlig unvermittelt all seine Arbeit in die Hände der anderen und begann, Teilchen zu essen. Die Mitarbeiter wurden sauer und es ergab sich folgender Dialog:
Wie Sie sehen – viel verändert hat sich nicht. Gemeint ist nach wie vor:
Sogar die Reaktionen bei den Umstehenden sind exakt gleich: unzufriedenes Grunzen, Kopfschütteln allüberall ... aber man fügt sich. Was nämlich schon immer galt:
Mit Chefs legt man sich nicht gerne an.
Die meisten Chefs sind nicht Chef geworden, weil sie schneller sind, stärker, gerechter oder auch nur schöner und größer – weder damals noch heute.
Alles nur eine Frage der Formulierung. Natürlich wissen die meisten Mitarbeiter unterbewusst ganz genau, was ihr Chef mit bestimmten Sätzen meint. Wenn heute ein Chef um fünf vor vier sagt:
Dann ist selbst dem letzten Kollegen klar:
Alles, was an dringender Arbeit an diesem Tag noch zu erledigen ist, wird von Seiten des Chefs ganz sicher nicht mehr kommentiert. Da kann man sich als Mitarbeiter jetzt aufregen, weil der Ärger wegen aller Verzögerungen definitiv an einem selbst hängenbleibt, oder man kann mit den Schultern zucken, den Rechner runterfahren und sich sagen:
Schließlich ist morgen auch noch ein Tag, an dem man sich um die Arbeit des Chefs kümmern kann. Mit unzufriedenem Grunzen und Kopfschütteln, aber man wird es trotzdem tun.
Warum das so ist? Heute wie damals? Und warum das auch in einer Million Jahren noch genauso sein wird? Fragen Sie Ihren Chef, der wird es Ihnen mitteilen, wenn auch anders formuliert:
Chefsprache
Chef sagt:
Chef meint:
Ich weiß doch, dass das nicht Ihre Schuld ist!
Aber da ich schlecht sagen kann, dass es meine Schuld ist, werde ich das genau so nach oben weiterkommunizieren!
Wenn es nach mir ginge, würden Sie in einer weitaus verantwortungsvolleren Position arbeiten!
Sie sind der Einzige in dem Laden, der mir gefährlich werden könnte. Sie können sich gar nicht vorstellen, was ich denen da oben alles über Sie erzähle!
Haben Sie gestern auch diese neue Sendung gesehen?
Wenn Sie »Ja« sagen, haben Sie definitiv zu früh Feierabend gemacht!
Haben Sie schon das Neueste gehört?
Ich krieg hier nichts mit. Der Flurfunk ist kaputt. Informieren Sie mich über die neuesten Gerüchte!
Ich bewundere Sie für Ihre Kollegialität.
Ihre Kollegen nutzen Ihre Hilfsbereitschaft gnadenlos aus. Wie blöd sind Sie eigentlich?
3. Kapitel
Umgang mit Mitarbeitern
3. Umgang mit Mitarbeitern
Chef sein könnte so schön sein. Wenn da nicht die vielen kleinen Stolpersteine und Fettnäpfchen wären, die einem jeden Tag im Büro begegnen: die Mitarbeiter. Und weil man die als Chef nicht immer umgehen kann, muss man mit Ihnen umgehen können, sag ich immer.
Jeder Bauernhof ist leichter zu managen als eine Horde Mitarbeiter.
Als Bauer, da weiß man:
»Aha, die Kuh da hat schlechte Laune, die muss bestimmt gemolken werden.«
Oder:
»Das Schwein ist dick genug, das muss bald mal geschlachtet werden.«
Das alles weiß der Bauer und er hat immer recht damit. Weil da einfach das grundsätzliche Verhältnis stimmt, zwischen Bauer und Vieh. Im Büro ist das anders. Da wird so eine Kuh gerne mal völlig überraschend zum Schwein. Jetzt im übertragenen Sinn. Da reicht es für einen Chef eben nicht aus, seine Mitarbeiter nur zu kennen.
Wenn bei uns in der Abteilung zum Beispiel die Erika Burstedt weinend in der Kaffeeküche sitzt, liegt die Vermutung nahe, dass entweder die Kekse alle sind oder die Kantine komplett auf vegetarisch umgestellt hat. Könnte man meinen. Als Chef, der seine Mitarbeiter kennt, sollte man jetzt also seine private Keksdose holen und der weinenden Kollegin etwas anbieten. Das kann dann aber unter Umständen so laufen:
So, bumms. Da wollten Sie Ihrer Lieblingskollegin etwas Gutes tun und was ist der Dank? Von jetzt auf gleich sind Sie ein »unsensibles … echt« !
Nie war der Begriff des Fettnäpfchens passender als in dieser Situation, die – ganz nebenbei – natürlich dem Kollegen Becker formvollendet entglitten ist. Was ist hier passiert? Was hätten Sie als Chef anders machen können? Im Grunde lag es nur an einer winzigen Kleinigkeit, mit der Sie die Situation völlig stressfrei hätten meistern können. Lesen und lernen Sie vom Meister der psychologischen Mitarbeiterführung , wie das
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