Langoliers
Welt ein, die bei fünftausend Metern begann. Die verbleibenden Passagiere sahen einander nervös an, dann die Lautsprecher, als sich Brian über Bordfunk meldete.
»Wir sind oben«, sagte er nur, »und ich glaube, gerade noch rechtzeitig. Sie wissen alle, was jetzt passiert: Wir benützen das interne Navigations-System des Flugzeugs, um genau den Weg zurückzufliegen, den wir gekommen sind, und wir können nur hoffen, dass die Tür, durch die wir gekommen sind, immer noch da ist. Wenn ja, versuchen wir durchzufliegen. Wenn nicht …«
Er verstummte einen Augenblick, dann fuhr er fort.
»Unser Rückflug wird zwischen viereinhalb und sechs Stunden betragen. Ich wäre gerne genauer, aber das kann ich nicht. Unter normalen Umständen dauert der Flug nach Westen aufgrund vorherrschender Windverhältnisse länger als der Flug nach Osten, aber soweit ich meinen Cockpitinstrumenten entnehmen kann, gibt es keinen Wind.« Nach einer Pause fügte Brian hinzu: »Hier oben bewegt sich nichts außer uns.« Einen Moment blieb der Bordfunk noch an, als wollte Brian etwas hinzufügen, dann wurde er mit einem Klick abgeschaltet.
4
»Was in Gottes Namen geht hier vor?« fragte der Mann mit dem schwarzen Bart zitternd.
Albert sah ihn einen Moment an und meinte dann: »Ich glaube, dass Sie das eigentlich gar nicht wissen wollen.«
»Bin ich schon wieder im Krankenhaus?« Der Mann mit dem schwarzen Bart blinzelte Albert ängstlich an, und Albert empfand plötzlich Mitleid mit dem Mann.
»Nun, warum glauben Sie nicht einfach, dass Sie das sind, wenn es Ihnen hilft?«
Der Mann mit dem schwarzen Bart betrachtete ihn noch einen Augenblick voll grausiger Faszination, dann verkündete er: »Ich gehe wieder schlafen. Sofort.« Er stellte den Sitz schräg und machte die Augen zu. Weniger als eine Minute später hob und senkte seine Brust sich tief und regelmäßig, und er atmete leise schnarchend.
Albert beneidete ihn.
5
Nick umarmte Laurel kurz, dann löste er den Sicherheitsgurt und stand auf. »Ich gehe nach vorne«, sagte er. »Wollen Sie mitkommen?«
Laurel schüttelte den Kopf und deutete über den Gang auf Dinah. »Ich bleibe bei ihr.«
»Sie können nichts tun«, sagte Nick. »Ich fürchte, es liegt jetzt in Gottes Händen.«
»Das weiß ich«, sagte Laurel, »aber ich möchte bleiben.«
»Gut, Laurel.« Er strich ihr sanft mit der Handfläche über das Haar. »Ein hübscher Name. Er passt zu Ihnen.«
Sie sah lächelnd zu ihm auf. »Danke.«
»Wir haben eine Verabredung zum Essen – das haben Sie doch nicht vergessen, oder?«
»Nein«, sagte sie immer noch lächelnd. »Habe ich nicht und werde ich nicht.«
Er ging nach vorne, und sie drückte die Finger sanft auf die Lippen, als wollte sie seinen Kuss dort halten, wo er hingehörte. Abendessen mit Nick Hopewell – einem dunklen, geheimnisvollen Fremden. Vielleicht mit Kerzen und einer guten Flasche Wein. Und hinterher weitere Küsse – diesmal richtige. Das alles schien wie aus einem dieser Harlequin-Liebesromane zu sein, die sie manchmal las. Na und? Es waren reizende Geschichten voll süßer und harmloser Träume. Es konnte nicht schaden, ein wenig zu träumen, oder?
Natürlich nicht. Aber warum hatte sie den Eindruck, als wäre es so unwahrscheinlich, dass der Traum in Erfüllung gehen würde?
Sie machte den eigenen Sicherheitsgurt auf, durchquerte den Gang und legte dem Mädchen die Hand auf die Stirn. Die hektische Hitze, die sie vorhin gespürt hatte, war nicht mehr da; jetzt war Dinahs Stirn wächsern und kühl.
Ich glaube, sie stirbt, hatte Rudy gesagt, bevor sie ihren überstürzten Start begonnen hatten. Jetzt fielen Laurel die Worte wieder ein und hallten ekelerregend deutlich in ihrem Kopf. Dinah holte in flachen Zügen Luft, ihre Brust hob und senkte sich kaum unter dem Gürtel, der den Druckverband aus Tischtüchern fest über die Wunde presste.
Laurel strich dem Mädchen mit unendlicher Zärtlichkeit die Haare aus der Stirn und dachte an den seltsamen Augenblick im Restaurant, als Dinah den Saum von Nicks Jeans gepackt hatte. Bringen Sie ihn nicht um … wir brauchen ihn.
Hast du uns gerettet, Dinah? Hast du etwas mit Mr. Toomy gemacht, das uns gerettet hat? Hast du irgendwie dafür gesorgt, dass er sein Leben für unsere gegeben hat?
Sie hielt es für möglich, dass so etwas geschehen war … und überlegte, wenn es stimmte, hatte dieses blinde und schrecklich verletzte Mädchen in ihrer Dunkelheit eine furchtbare Entscheidung
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