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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Bis auf diese beiden Ereignisse verband uns keine Erinnerung. Aber trotzdem würde er immer ein Teil von mir bleiben.
    Langsam wandte ich mich um und sah einer sich entfernenden Fackel nach. Duncan ritt zusammen mit Donald MacEanruigs fort. Die beiden wollten versuchen, einen Priester zu finden, der bereit war, seinen Bruder, von dessen Existenz er erst heute Nacht erfahren hatte, zu beerdigen. Liam hatte ihm Stephens traurige Lebensgeschichte erzählt, und Duncan war während seines ganzen Berichts still geblieben und hatte ihn nur aus geweiteten Augen angesehen. Doch er hatte sich zusammengenommen und hatte das, was er zweifellos als Verrat an seinem Vater betrachtete, großmütig hingenommen. Aber aus den Blicken,
die er mir zuwarf, erriet ich, dass er mir böse war und lange brauchen würde, um das zu akzeptieren. Er hatte ja recht, ich schuldete ihm einige Erklärungen über diesen verborgenen Teil meines Lebens. Aber heute Abend hatte ich nicht mehr die Kraft, sie ihm zu geben.
    In diesem Moment bemerkte ich eine weitere Gruppe von Männern, die sich mit Fackeln und Schwertern in den Händen näherten. Einer von ihnen, der einen schimmernden Brustharnisch trug, war von einer bunt gemischten Gruppe von Edelleuten in kostbaren Kleidern und Highlandern in verblassten, abgetragenen Plaids umgeben. Als Liam die Männer sah, sprang er auf und zog mich mit.
    »Heh, mein Alter!«, brüllte er sichtlich bewegt und zerrte mich hinter sich her, auf den bombastisch gekleideten Mann zu, in dem ich den Prinzen vermutete.
    Verblüfft sah ich zu, wie Liam ihn überschwänglich umarmte.
    »Ich dachte schon, er hätte dich getroffen, du hast geschwankt …«, begann er, als er sich von ihm löste.
    Er unterbrach sich abrupt, als er auf dem polierten Schutzpanzer in der Höhe der linken Schulter ein Einschussloch entdeckte, in dem noch die Bleikugel steckte.
    »Herrgott!«, stammelte er mit aufgerissenen Augen. »Er hat dich wirklich nur knapp verfehlt.«
    »Ich versichere dir, dass ich trotzdem einen ordentlichen Schlag abbekommen habe«, meinte der Prätendent. »Meinst du, ich sollte mich entschuldigen, weil ich ihm seinen Harnisch verbeult habe?«
    Wie vom Donner gerührt verfolgte ich, wie Liam sich solche Vertraulichkeiten gegenüber dem Prinzen herausnahm, der seinerseits keinen Anstoß daran zu nehmen schien. Dann wandte sich Letzterer mir zu und musterte mich einige Augenblicke lang. Mein Herz begann aufgeregt zu pochen, und ich sah zu Boden und vollführte, gerührt darüber, dass er meine Anwesenheit zur Kenntnis nahm, einen ungeschickten Hofknicks. Ein eigenartiges Schweigen trat ein. Ich war verlegen und wagte nicht aufzublicken. Doch dann erschallte von allen Seiten Gelächter. Ärgerlich blickte ich auf und setzte zu einer scharfen Erwiderung an,
doch dann begegnete ich Patricks dunklen Augen und seinem strahlenden Lächeln. Er hatte die gewaltige Lockenperücke abgenommen.
    »Kitty«, sagte er und versuchte vergebens, ein haltloses Kichern zu unterdrücken, »ich möchte dich eigentlich lieber in die Arme schließen, kleine Schwester.«
    »Patrick? Aber was…«
    »Später«, sagte er und zog mich an sich. »Oh, kleine Kitty, wie froh ich bin, dich in einem Stück wiederzusehen!«
    Er trat zurück, um mich im Licht der Fackeln anzusehen, und beugte sich über meinen blutgetränkten Verband. Ich drückte meinen vor Schmerz tauben Arm an mein gebrochenes Herz. Liam erklärte ihm, wie ich verletzt worden war.
    »Ich glaube, der Leibarzt des Prinzen ist noch hier. Kommt. James Edward wird gleich an Bord gehen, doch zuvor möchte er euch noch danken. Er sagt, da hätte er noch einmal Glück gehabt…«
    Glück gehabt? Die Unsinnigkeit dieser Bemerkung verschlug mir die Sprache. Ich hatte bei dieser Erhebung zwei Söhne, einen Schwager und einen Schwiegersohn verloren, und beinahe auch noch meinen Bruder und meinen Mann… und wahrscheinlich auch einen Teil meines Verstandes… Und der Prinz erklärte ganz gemütlich, da habe er ja »noch einmal Glück gehabt«, er, der sich gut geschützt hinter seiner Armee und den Steinmauern von Palästen versteckte! Ein bitteres Auflachen drang über meine Lippen, das sich jedoch langsam in ein befreiendes Gelächter verwandelte. Liam fiel ein, und wir lachten all unsere Ängste fort und trieben uns damit diese Furcht aus, die einem graue Haare verschafft. In dieser völlig unangebrachten, aber so heilsamen Heiterkeit nahmen wir, eng umschlungen und aneinandergeschmiegt, wieder

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