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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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seufzte zufrieden und zog sich dann zurück. Beide atmeten schwer und sahen einander in die Augen, während ein drückendes Schweigen eintrat. Was in aller Welt mache ich da? Ich muss aufhören, bevor ich … Das war das erste Mal, dass ihm die Idee kam, einer Frau Gewalt anzutun, und das bestürzte ihn.
    »Es … es tut mir leid«, brachte er nach einigen Minuten heraus.
    Er kam sich vor wie der letzte aller Trottel. Etwas anderes hatte er nicht zu sagen gewusst. Sie bewegte sich ein wenig unter ihm. Er gab ihre Handgelenke frei und ließ sich neben ihr ins Gras fallen, wobei er Gott im Stillen dafür dankte, dass die Dunkelheit seinen inzwischen mehr als offensichtlichen Erregungszustand verbarg. Sie rührte sich immer noch nicht, doch er hörte ihren raschen Atem. Er drehte sich zu ihr um. Ihr markantes Profil zeichnete sich vor dem dunkelblauen, mit dünnen violetten Schlieren überzogenen Himmel ab.
    »Du kannst gehen.«
    Sie drehte sich auf die Seite, stand auf und kam auf ihn zu. Er sah den Tritt nicht kommen, der ihn mitten in die Weichteile traf. Duncan krümmte sich. Er bekam keine Luft und rang verzweifelt nach Atem. Der Schmerz lähmte ihn.
    »Du mieses kleines Luder!«
    Sie hockte sich vor ihn hin und schwenkte einen Sgian dhu 1 vor seiner Nase.
    »Wage es bloß nicht, mich noch einmal mit deinen dreckigen Pfoten anzurühren, Macdonald.«
    »Ich … habe dir doch gesagt…, dass es mir … leidtut …«
    »Leid, dass ich nicht lache! Ein gewisser Körperteil von dir hat mir da etwas ganz anderes verraten.«
    Sie lachte nervös auf und schob die zerzausten Haarsträhnen, die ihr in die Augen fielen, zurück. Im Halbdunkel funkelten ihre Augen. Duncan versuchte aufzustehen und beschimpfte
sich für die Schwäche, die ihn angesichts des kristallklaren Blickes ihrer blauen Augen überkommen hatte.
    »Jetzt dürfte deine Leidenschaft wohl etwas abgekühlt sein. Noch einmal, und ich schneide ihn dir ab und stecke ihn dir ins Maul, verstanden?«
    Duncan spürte plötzlich einen unwiderstehlichen Drang, laut loszulachen. Seine Lage war dermaßen lächerlich! Er, Duncan Coll Macdonald von Glencoe, hatte sich von einer kleinen Campbell-Schlampe übertölpeln lassen. Auf keinen Fall durfte er seinen Kameraden von seinem Missgeschick erzählen, sonst würde er zum Gespött aller Männer seines Clans werden. Unter dem verblüfften Blick der jungen Frau, die sich fälschlich für den Grund seiner Heiterkeit hielt, kugelte er sich unbändig lachend auf dem Boden herum.
    »Findest du das etwa komisch? Dachtest du vielleicht, ich weiß nicht, wie man eine Waffe führt?«
    Er lachte noch lauter. Sichtlich empört schickte sie sich an, ihm noch einen Tritt zu versetzen. Aber Duncan bekam ihren Knöchel zu fassen, kurz bevor der Fuß ihn erreichte, und verdrehte ihn ihr heftig, so dass sie hinfiel. Die Klinge des Sgian dhu fuhr wenige Zentimeter vor seinen Augen vorbei und blitzte in dem hellen Mondlicht auf, das jetzt begann, die Hügel mit einem silbrigen Schein zu überziehen.
    »Meine Güte, der arme Bursche, der dich einmal zur Frau bekommt, tut mir jetzt schon leid!«, prustete er und erhob sich vollständig. Eine Hand schützend über den Körperteil gelegt, den sie kurz zuvor malträtiert hatte, betrachtete er die Frau, die sich den schmerzenden Knöchel rieb und dabei wilde Flüche auf Gälisch ausstieß.
    »Du bist ja eine richtige Furie! So ein Mädchen habe ich noch nie gesehen. Verdammt! Wenn man dich hört, könnte man glauben, du wärst ein Mann, der sich als Frau verkleidet hat.«
    »Scher dich zum Teufel! Wenn es so gewesen wäre, dann würdest du jetzt schon an einem unserer Bäume hängen, Bastard!«
    »Reg dich nicht auf, ich gehe ja schon… Ich lege nämlich Wert darauf, alle meine Körperteile noch ein Weilchen zu behalten.«
    Er wandte sich ab und ging zu seinem Pferd, das als stiller
Zeuge seiner Niederlage einige Meter weiter wartete. Als er hinter sich plötzlich ein ersticktes Schluchzen vernahm, erstarrte er einen Moment lang. Doch dann überlegte er es sich anders. Soll sie doch auch zur Hölle fahren, die kleine Schlampe! Er rieb sich den immer noch schmerzenden Schritt, verzog das Gesicht, während er auf sein Pferd stieg, und gab dem Tier die Sporen.

    Ranald und Allan erwarteten den jungen Mann auf der Heide, am Eingang ihres Tals.
    »Könntest du mir einmal verraten, was du getrieben hast?«, brüllte sein Bruder, der sichtlich besorgt war. »Wir waren schon drauf und dran zurückzureiten.

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