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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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dem Lärm und Geschrei, waren noch mehr Leute aufgetaucht. Einige hatten Tüten mit Weihnachtsgeschenken und Kuchen in hübschen, mit Bändern geschmückten Kartons dabei. Offenbar hatten sie ihre Familien besucht und waren jetzt unterwegs nach Hause oder zur Vormittagsmesse. Neugierig musterten sie Kristina und Jan. Auch der Junge, der offenbar Luca hieß, betrachtete die Geschwister Vianello von Kopf bis Fuß. Die Baseballkappe verdeckte seine Stirn, aber ein paar glatte braune Strähnen lugten darunter hervor. Er hatte grüne Augen, die immer noch vor Zorn funkelten, und ein schmales Gesicht. Noch nie hatte Kristina sich so innig gewünscht, einfach unsichtbar zu werden. »Es … war wirklich ein Versehen«, stammelte sie. »Ehrlich.«
    »Aber trotzdem«, ereiferte sich Jan. »Sie hat mein Skateboard geklaut. Und außerdem hat sie mich gebissen.«
    »Geklaut?«, keifte die Balkondame. »Was seid ihr denn für Kinder? Die Kleine wollte sicher nur spielen. Wenn ihr nett wärt, würdet ihr sie mitmachen lassen.«
    Zustimmendes Gemurmel und noch mehr ts, ts von allen Seiten.
    Luca kniff die Augen zusammen. »Warum redest du so komisch? Seid ihr Touristen?«
    »Nein, das sind doch die Kinder von Flavio Vianello«, erklärte die Balkonfrau. »Sie sind über Weihnachten zu Besuch bei Cecilia.«
    »Ach, die Deutschen!«, rief ein anderer Nachbar, als sei damit alles erklärt. Es klang, als hätte er gesagt: Ach, die Sumpftrolle.
    Na toll, jetzt starrten die ganzen Leute sie an, als seien sie eine seltene Art von Rüsselschweintigern.
    Die Kleine zappelte in Lucas Armen, bis er sie losließ. Doch statt ihren Stiefel wieder anzuziehen, stürzte sie zum Skateboard, pflückte es aus dem Netz und wollte sich damit aus dem Staub machen.
    »Halt!« Jan flitzte los und erwischte das Mädchen gerade noch am Jackenzipfel, bevor es die nächste Hausecke erreicht hatte. Doch Luca war genauso schnell. Er packte Jan und riss ihn zurück. »Finger weg von meiner Cousine!«, fuhr er Jan an. Kristina vergaß auf der Stelle, dass sie sich nicht noch mehr blamieren sollten. Mit ein paar Schritten war sie bei Luca und stellte sich schützend vor Jan. »Lass du deine Finger von meinem Bruder!«, fuhr sie den Jungen an. »Sonst bekommst du Ärger.«
    Luca lachte. »Mit dir?«
    »Probier es nur aus«, erwiderte Kristina. Das war ziemlich gewagt. Luca war älter und überragte sie um einen ganzen Kopf. Und im Moment sah er nicht so aus, als hielte er Mädchenverprügeln für eine schlechte Idee. Aber schließlich zuckte er nur betont arrogant mit den Schultern und wandte sich an seine kleine Cousine. »Na los, Pippa, gib es ihm zurück.«
    Das Mädchen verzog den Mund und schniefte trotzig, aber es machte kein Theater, als Luca ihm das Board aus den Händen nahm und Kristina reichte.
    »Da!«, sagte er unfreundlich. »Und in Zukunft lasst ihr die Kleine in Ruhe, klar?«
    Jan zupfte an Kristinas Ärmel. »Der Totenkopfanhänger!«, flüsterte er aufgeregt. »Sie hat ihn!«
    Tatsächlich. An einer Gürtelschlaufe der Kleinen baumelte ein Schlüsselbund. Ein winziger Plüschbär hing daran, jede Menge alter Schlüssel – und auch Jans Totenkopfanhänger. Es war garantiert seiner. Kristina erkannte sogar die Macken im Totenschädel. Sie stammten von einem Hund, der sich den Anhänger einmal geschnappt und angekaut hatte. Aber wie kam das Nachbarsmädchen an den Gegenstand, den doch das seltsame Kind gestern Nacht gestohlen hatte? Kristina räusperte sich. »Der … der Anhänger da gehört auch Jan.«
    Pippas Mund klappte auf. Die Art, wie sie Luft holte, ließ Kristina sofort wieder an das Sirenengeheul von vorhin denken. Und schon brach ein Wutgebrüll los. »Das ist gelogen!«, kreischte Pippa. »Den Anhänger habe ich geschenkt gekriegt!« Mit diesen Worten stampfte sie mit dem bloßen Fuß auf und flitzte davon.
    »Luca Pezzi!«, donnerte hinter Kristina eine wohlbekannte, strenge Stimme. Nonna stapfte in rosa Gummistiefeln und ohne Jacke auf Luca zu und baute sich vor ihm auf. »Was fällt dir ein, du Nichtsnutz? Wolltest du mit den Raketen mein Haus abbrennen?«
    Der Junge schnaubte. »Nein, Signora Vianello. Das schafft Ihre Familie ganz gut ohne mich.«
    »Luca kann nichts dafür, ich habe es gesehen!«, ereiferte sich die Nachbarin. »Die beiden haben das Feuerwerk gezündet und die kleine Pippa heimtückisch mit dem Netz eingefangen.«
    »Petze«, murmelte Jan. War ja klar, dass die Balkonfrau sich auf Lucas Seite schlug.
    Und jetzt

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