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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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sich von ihrer Wange und fiel ins Wasser. Der Dunkle konnte fühlen, wie schwach sie war und wie verzagt. Ein teuflisches Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus. Das war seine Chance. Ein gemurmelter Befehl aus seinem Mund und seine Diener eilten herbei. Möwen nahmen Kurs auf den Kanal und kreisten über dem Hotel und er hörte auch die trippelnden Schritte seiner vierbeinigen Sklaven. Aus den Fenstern kamen sie, aus Höfen und Gärtchen. Sie glitten ins Wasser, die winzigen Schnauzen über der Oberfläche haltend, paddelten sie auf seine Gondel zu. Doch er hatte nur Augen für SIE .
    »Komm näher!«, murmelte er. Als hätte sie seine Worte gehört, hob sie den Kopf. Sie gehorchte zögernd, widerwillig, als würde sie versuchen, aus einem Traum zu erwachen. Vorsichtig ging sie einen Schritt die Treppe hinunter, und dann noch einen.

Es waren nicht viele Venezianer unterwegs, und diejenigen, die sie auf den Straßen fragten, wussten nicht, wo die Familie Pezzi wohnte. Offenbar zog die Familie ziemlich oft um. Dafür begegneten Kristina und Jan auf dem Heimweg umso mehr japanischen und französischen Touristen. Wegen der Flut waren inzwischen überall in der Stadt Holzstege auf Metallbeinen aufgestellt worden, die bei Hochwasser als Wege dienten. Und plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, donnerte es, und der Regen wurde stärker. Die Touristen flohen unter Regenschirme oder in die Souvenirgeschäfte. Jan und Kristina zogen sich die Kapuzen über den Kopf und begannen zu rennen. Wasser spritzte hoch auf, als sie um die Ecke zum Vordereingang des Hotels fegten – wo sie um ein Haar gegen Tante Sara geprallt wären. Sie stand vor der Hoteltreppe und schien mit den Gedanken weit fort zu sein. Regen rann ihr über das Gesicht und hatte ihr Haar völlig durchnässt.
    »Hi, Sara«, rief Jan. Er rannte hinter ihr vorbei und verschwand im Hotel. Aber Kristina blieb stehen. Komischerweise hatte Sara nicht geantwortet. Und noch etwas war seltsam. Sie stand knietief im Wasser, obwohl sie keine Gummistiefel anhatte. Ihre Jeans und ihre Sneakers waren unter Wasser zu sehen. Mit der rechten Hand umklammerte sie ein paar Papierfetzen. Und das Wasser wirbelte und stieg unglaublich schnell immer höher, als wollte es Sara verschlingen.
    »Tante Sara?«, fragte Kristina. »Alles in Ordnung?«
    Aber Sara schien sie gar nicht zu hören. Stattdessen machte sie wie eine Schlafwandlerin einen zögernden Schritt nach vorne – dorthin, wo das tiefe Wasser des Kanals begann.

Wie aus dem Nichts waren zwei Kinder aufgetaucht. Ein Junge, der ins Haus rannte – und ein Mädchen, vielleicht elf Jahre alt. Sie war flink und nicht besonders groß, unscheinbar auf den ersten Blick, und doch erkannte der Dunkle in ihr die Gefahr. Sie hatte etwas Ernsthaftes in den Zügen und einen wachen Blick. Zu wach. Das waren dunkle Kristallaugen, die jedes Licht fingen und denen nichts entging. Jetzt hatte sie sein Opfer entdeckt und packte die junge Frau am Arm, riss sie zurück zur Treppe. Der Dunkle fletschte die Zähne. Sie machte alles zunichte!

»Vorsicht, du fällst in den Kanal!«, rief Kristina. »Warum stehst du hier draußen herum, Sara? Du wirst ganz nass.«
    Sara zuckte wie ertappt zusammen. Sie runzelte die Stirn, als müsste sie sich mühsam daran erinnern, wo sie sich befand. »Oh, tatsächlich, es regnet ja«, murmelte sie verwundert. »Und das Wasser ist ganz plötzlich gestiegen. Habe ich gar nicht gemerkt, ich muss wohl in Gedanken versunken sein.« Sie wollte sich das nasse Haar aus der Stirn streichen. Dabei fielen ihr die Fetzen eines Fotos aus der Hand und trieben im Wasser, das ihr nun schon über die Knie reichte. Kristina rettete sich auf die nächste Stufe der Treppe und blickte von dort aus auf die Teile des Bildes: Sara in einem Schlauchboot bei einem Greenpeace-Einsatz, lachend und glücklich. Um ihre Schultern lag ein Arm. Der dazugehörige Mann trieb auf einem anderen Papierstück. Er war jung, mit hellem, im Wind wehendem Haar und strahlenden Augen, ein bisschen wie ein hübscher Pirat, auf jeden Fall ein Abenteurer.
    Langsam dämmerte Kristina, warum Sara seit Tagen heimlich weinte.
    »Ach ja, richtig«, sagte Sara traurig. »Jetzt fällt mir wieder ein, was ich hier eigentlich wollte: Erinnerungen versenken.«
    »War … das dein Freund?«, fragte Kristina zaghaft.
    »Mit der Betonung auf war «, erwiderte Sara bitter.
    Kristina wandte den Blick ab und betrachtete, wie die Fotostücke nach unten sanken,

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