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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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Dach, in dem Kristina und Jan schlafen sollten. Als Kristina ihre Tante endlich eingeholt hatte, riss Sara gerade die Tür auf. Eisiger Wind fegte ihnen entgegen. Kristina zitterte immer noch vor Schreck, und jetzt, als sie in das Zimmer blickte, rutschte ihr das Herz in die Hose. Das Fenster stand offen und die Fensterflügel schlugen im Wind wie von unsichtbaren Händen bewegt. Geisterhaft flatterten die Vorhänge. Sara schritt, ohne zu zögern, zum Fenster und schloss es. Dann wischte sie sich mit dem Ärmel den Regen von der Stirn und sah sich um.
    »Der Wind hat das Fenster aufgedrückt«, stellte sie fest. »Und einiges durcheinandergebracht.«
    Einiges durcheinandergebracht? Im Zimmer sah es aus, als wäre ein Orkan hindurchgefegt. Von den zwei Betten waren die Decken heruntergeweht worden. Sie waren nass vom Regen. Kristinas Koffer lag offen auf dem Boden. Er war von dem Stuhl heruntergefallen und dabei aufgegangen. Alle Sachen lagen in einem wirren Haufen auf dem Boden. Und Jans grünes Skateboard, das er neben dem Stuhl geparkt hatte, lag umgeworfen da, die Räder drehten sich in der Luft.
    »Habt ihr heute das Fenster aufgemacht?«, ertönte Nonnas atemlose Stimme hinter Kristina. Die alte Frau war gemeinsam mit Cesare und Jan ins Zimmer getreten und sah sich besorgt um.
    »Ja, schon«, erwiderte Kristina. »Als wir ankamen, hat Jan auf den Canal Grande hinuntergeschaut. Da unten fuhr ein Ruderboot mit Weihnachtsmännern vorbei.«
    »Und wo ist die Silberschnur?«, rief Nonna mit schriller Stimme. »Ich habe sie doch heute Morgen an den Fenstergriff gebunden!« Es war komisch, dass die alte Dame so erschrocken aussah. »Habt ihr sie weggenommen?«
    Kristina und Jan wechselten einen verdutzten Blick. Dann schluckte Jan und sagte mit kleinlauter Stimme: »Ich habe sie.« Er zog die Silberkordel aus seiner Tasche. »Ich wollte sie wieder hinhängen, ehrlich!«
    Nonna schloss für einen Moment die Augen, als müsste sie sich anstrengen, ganz ruhig zu bleiben. »Merkt euch eines: Die Silberbänder und Perlen werden nicht von den Griffen entfernt, verstanden?«
    »Warum nicht?«, wollte Jan wissen.
    Nonna runzelte verärgert die Stirn. »Das siehst du doch! Die alten Fenster schließen nicht immer gut. Und die Bänder halten die Fensterflügel zusammen, falls der Wind doch mal ein Fenster aufstößt.«
    »Es war aber nicht der Wind!«, platzte Kristina heraus. »Sondern das Kind, das an der Fassade hochgeklettert ist! Kein Windstoß schmeißt ein Skateboard um. Das Zimmer ist durchsucht worden, das sieht doch jeder! Die Pfützen da auf dem Boden sind Fußspuren.«
    »Unsinn«, erwiderte Nonna. Sie pflückte Jan die Perlenschnur aus der Hand und wickelte sie wieder fest um die beiden Fenstergriffe. »Und jetzt räumt auf. Sara, hol rasch einen Lappen, die Pfützen verderben das Parkett. Ich bringe euch neue Bettwäsche, damit ihr heute trocken schlafen …«
    »Ich schlafe hier auf gar keinen Fall!«, schrie Jan. »Nicht in dem Spukzimmer! Das war eindeutig ein Gespenst.«
    Nonna schüttelte entschieden den Kopf. »Jetzt setzt dir deine Schwester auch noch diese Flausen in den Kopf!«
    »Na na«, sagte Cesare und lachte gutmütig. »Hier gibt es doch keine Gespenster. Aber für alles eine Erklärung: Auf dem gewachsten Parkett bilden sich nun mal Pfützen, die wie Spuren aussehen können. Und der Koffer ist auf das Skateboard gefallen und hat es umgekippt.«
    Kristina konnte es nicht fassen. Das war wirklich verrückt! Hilfe suchend sah sie zu ihrer Tante, aber Sara starrte nur ratlos auf den nassen Boden.
    »Ich schlafe auch nicht hier oben!«, sagte Kristina und verschränkte die Arme.
    Und zu ihrer Überraschung trat nun Sara neben sie und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Wir sollten die Kinder nicht zwingen, hierzubleiben, wenn sie Angst haben«, sagte sie sanft zu Nonna. »Die Hotelzimmer stehen doch alle leer. Ich richte ihnen für heute die Betten im Dogenzimmer her.«
    Und zu Kristinas unendlicher Erleichterung nickte Nonna nach kurzem Zögern.

    Das Dogenzimmer war der prächtigste Raum im Haus. Ein gewaltiges Himmelbett mit grüngoldenen Vorhängen stand in der Mitte und das Bad war mit weißem Marmor gefliest. Touristen zahlten sehr viel, um hier zu übernachten. Doch Kristina kam sich in dem riesigen Bett verloren vor. Das Weihnachtsfest war vorbei, der Sturm hatte sich gelegt und nun war es ganz still im Haus. Inzwischen war es tiefste Nacht, aber immer noch grübelte Kristina über das Kind

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