Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
Tucker-Darrow,
ehemalige Staatspolizistin aus einer alteingesessenen Polizistenfamilie und
auch Witwe eines Polizisten. Sie schwieg einen Augenblick. Alex wusste, dass
die Gedanken ihrer Freundin gerade eine düstere Wendung nahmen, also gab sie
sich Mühe, die Stille mit Geplauder zu füllen.
“Hör mal, als ich gestern mit dem alten Papa
Toms geredet habe, hat er mir gesagt, dass er eben eine Riesenportion
Elchfleisch geräuchert hat. Soll ich ihm eine Kostprobe für dich abschwatzen?“
Jenna lachte, aber sie klang, als wäre sie in
Gedanken meilenweit fort. „Klar. Wenn du denkst, dass Luna das mitmacht, dann
klar, gerne.“
„Gebongt. Das Einzige, was besser ist als Toms'
geräuchertes Elchfleisch, sind seine heißen Buttermilchbrötchen. Und ich
Glückspilz kriege von beidem was.“
Das Frühstück bei den Toms als Gegenleistung für
die Warenlieferungen alle zwei Wochen war eine Tradition, die Alex' Vater
angefangen hatte und die sie gerne weiterführte, auch wenn der Kerosinpreis den
Preis von Toms'
schlichten Mahlzeiten inzwischen weit überstieg.
Aber Alex mochte den Alten und seine Familie. Sie waren gute, einfache Leute,
die immer noch ursprünglich auf demselben felsigen Stück Land lebten wie schon
Generationen ihrer Vorfahren.
Der Gedanke, sich zu einem warmen, hausgemachten Frühstück
zu setzen und sich mit dem alten Toms über die Ereignisse der letzten Woche zu
unterhalten, wog den unruhigen Flug zu der abgelegenen Ansiedlung auf. Als sie
den letzten Gebirgskamm überflog und zum Anflug auf die provisorische Landebahn
hinter Toms' Laden ansetzte, stellte Alex sich den salzig-süßen Duft von
geräuchertem Fleisch mit frischen Buttermilchbrötchen vor, die schon auf dem
Holzofen für sie warm gehalten wurden.
„Hör mal, ich mach besser Schluss“, sagte sie zu
Jenna. „Ich brauche beide Hände, um diese Kiste zu landen, und ich ...“
Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Auf dem
Boden unter ihr fiel Alex etwas Seltsames ins Auge. In der Dunkelheit des
Wintermorgens konnte sie das massige, schneebedeckte Ding nicht ganz ausmachen,
das mitten in der Ansiedlung lag, aber was auch immer das war - bei dem Anblick
stellten sich die Härchen in ihrem Nacken auf.
„Alex?“
Zuerst konnte sie nicht antworten, ihre ganze
Aufmerksamkeit war auf das seltsame Objekt unter ihr gerichtet. Grauen kroch
ihr den Rücken hinauf, so kalt wie der Wind, der gegen ihre Windschutzscheibe
schlug.
„Alex, bist du noch da?“
„Ich, äh ... ja, bin da.“
„Was ist los?“
„Bin mir nicht sicher. Ich sehe Toms' Laden vor
mir, aber irgendwas stimmt nicht da unten.“ „Was meinst du?“
„Weiß nicht genau.“ Alex spähte aus dem Fenster des
Cockpits, als sie in Vorbereitung auf die Landung näher heranflog. „Da liegt
was im Schnee.
Bewegt sich nicht. Oh mein Gott... ich glaube, da
unten liegt einer.“
„Bist du sicher?“
„Weiß nicht“, murmelte Alex in ihr Handy, aber so,
wie ihr Puls hämmerte, hatte sie keinen Zweifel, dass dort unter der frischen
Schneedecke ein Mensch lag.
Und zwar ein toter Mensch, wenn er schon ein paar
Stunden unbemerkt in dieser Eiseskälte gelegen hatte.
Aber wie konnte das sein? Es war fast neun Uhr
morgens. Auch wenn es so hoch im Norden erst gegen Mittag hell wurde, hätte der
alte Toms schon seit Stunden wach sein müssen. Die anderen Leute in der
Ansiedlung, seine Schwester und ihre Familie, müssten blind sein, um nicht zu
bemerken, dass einer von ihnen nicht nur fehlte, sondern direkt vor ihrer
Haustür lag und erfror.
„Rede mit mir, Alex“, sagte Jenna jetzt mit ihrer
Polizistenstimme, die Gehorsam forderte. „Sag mir, was da los ist.“
Als sie zum Landeanflug ansetzte, bemerkte Alex
unten auf dem Boden eine weitere beunruhigende Gestalt - diese lag zwischen
Toms' Hütte und dem Waldrand, der die Ansiedlung umgab. Der Schnee um den
Körper war blutgetränkt, dunkle Flecken sickerten in entsetzlicher Intensität
durch die frische weiße Schneedecke.
„Oh Jesus“, zischte sie leise. „Jenna, das ist
übel, da ist was Schreckliches passiert. Das sind mehr als einer. Sie wurden
irgendwie ... verletzt.“
„Da sind Verletzte?“
„Tote“, murmelte Alex, ihr Mund war plötzlich trocken,
als ihr zur Gewissheit wurde, was sie da sah. „Oh Gott, Jenna ... da ist Blut.
Eine Menge.“
„Scheiße“, flüsterte Jenna. „Okay, Alex, hör zu.
Ich will, dass du jetzt am Telefon bleibst. Dreh um und komm zurück in die
Stadt. Ich funke Zach
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