Larson, Glen A & Thurston, Robert - Galactica 03 - Die Gräber von Kobol
noch nachdem er die Abschußrampe verlassen und den Triebwerken vollen Schub gegeben hatte, fühlte sich Starbuck unwohl. Er fragte sich, ob er wirklich so viel Angst vor Veränderungen hatte. Es war nicht die augenblickliche Lage der Flotte, es war auch nicht Serina, die in Apollos Leben getreten war, es waren die dauernden Veränderungen, die damit begonnen hatten, daß die Cyloner die Zwölf Welten zerstört hatten. Seitdem beschränkte sich jeder nur noch darauf, mit unerwarteten Schwierigkeiten fertig zu werden, sich an seine Hoffnungen und Träume zu klammern und immer mit einem neuen Angriff der Cyloner zu rechnen. Kein Tag und keine Mission war wie die andere. Das einzig Beständige war die Unsicherheit. Und von Zeit zu Zeit braucht der Mensch Ruhe, Gleichlauf, damit er sich erholen kann. Aber, dachte er, ich würde wahrscheinlich wahnsinnig werden, wenn plötzlich alles ruhig wäre. Ich würde immer auf die nächste Attacke warten.
Apollo versuchte, sich auf die Mission zu konzentrieren, aber er konnte Serina nicht aus seinen Gedanken streichen. Er erinnerte sich daran, wie schön sie ihm gestern abend erschienen war, als sie über die Vorbereitungen für ihre Heirat gesprochen hatten. Wenn er daran zurückdachte, wie traurig und verzweifelt sie gewesen war, als sie sich kennengelernt hatten, wie sie zu ihm gekommen war, als sie versucht hatte, den kleinen Boxey aufzuheitern, dann fühlte er sich glücklich darüber, daß sie jetzt so fröhlich wirkte, daß sie jetzt so oft und gern lachte. Er wollte die Patrouille so schnell wie möglich hinter sich bringen, damit er sie wiedersehen konnte.
»Apollo?« kam plötzlich Starbucks Stimme aus dem Funksprechgerät.
»Ja, Starbuck?«
»Erinnerst du dich noch an die Tauronen, die wir mit Dschungelgas besprüht hatten, und die daraufhin so fröhlich wurden, daß wir uns gar nicht mehr aus der Galactica trauten?«
Apollo kicherte.
»Sicher. Sie waren …«
Einen Augenblick, sagte er zu sich selbst. Jetzt fängt er wieder an mit den alten Geschichten. Er weiß genau, daß ihn das nur noch trauriger macht.
»Hey, Starbuck. Hör auf damit.«
»Ich wollte doch nur …«
»Ich weiß, ich weiß. Aber das paßt nicht hierher. Wir sollten nicht den alten Geschichten nachhängen, wenn ich schon praktisch …«
»Siehst du, das habe ich vorhin gemeint. Auch du merkst, daß alles anders ist.«
»Schon, aber es ist nicht so schlimm, wie du …«
»Ja, ja. Ich weiß. Es tut mir leid, Apollo. Ich kann nicht anders. Die ganzen Geschichten, die wir zusammen erlebt haben.«
»Starbuck, ich liege nicht im Sterben.«
Sogar das Knistern im Lautsprecher klang sarkastisch. »Nicht direkt.«
Apollo seufzte.
»Paß auf, betrachte die Dinge doch einmal aus einem anderen Blickwinkel. Ich befinde mich gerade auf der wichtigsten Mission, die es für einen Mann überhaupt gibt.«
»Ja, es ist dasselbe, wie ohne Waffen ein Cylonerschiff anzugreifen.«
»Starbuck, das ist keine kriegerische Mission. Das ist wie ein langer Urlaub auf dem schönsten Flecken des Universums.«
»Ohne Waffen.«
»Starbuck …«
»Oder nimmst du deine Waffen mit in den Urlaub?«
Apollo lachte.
»Okay, ich geb’s zu. Ich wollte nur, daß du weißt, daß ich meine Gefühle für Serina sehr gut von meinen Gefühlen für dich trennen kann. Ich schätze ihre Liebe genauso hoch, wie ich deine und Boomers Freundschaft schätze. Du kannst mir glauben, es wird sich gar nichts verändern. Und jetzt sollten wir aufhören, davon zu sprechen. Ich habe mir meine Schritte genau überlegt, und ich schwöre dir, daß ich mich noch nie in meinem ganzen Leben so glücklich gefühlt habe.«
Starbucks Stimme war sanft, als er antwortete: »Du hast recht. Ich muß mich bei dir entschuldigen. Ich habe es nicht so gemeint.«
»Schon gut. Wir …« Apollos Gedanken wurden von einem lauten Summen unterbrochen, das aus dem Armaturenbrett drang.
Ein gelbes Lämpchen blinkte auf.
»Starbuck!«
»Schon bemerkt. Meine Instrumente blinken wie ein ganzer Meteorenschwarm. Apollo, schau nach vorn.«
Vor ihnen verlöschten die Sterne. Ein schwarzer Fleck dehnte sich aus, schien das Universum langsam zu verschlingen. Apollo wurde klar, daß das nur eine Illusion war, die auf die hohe Geschwindigkeit der Vipers zurückzuführen war. Nichts wurde verschlungen, und keine Sterne verschwanden. Aber trotzdem lag da ein riesiges schwarzes Loch vor ihnen wie ein Monster auf der Lauer.
»Was ist das, Starbuck? Es ist so schwarz, so
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