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Lass dich kuessen - lass dich lieben

Lass dich kuessen - lass dich lieben

Titel: Lass dich kuessen - lass dich lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Eames
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zu überdenken. Diese Höflichkeit, diese Routine, auf die sie sich verständigt hatten, funktionierten für ihn nicht mehr. Sie mussten miteinander reden. Und zwar bald. Aber zuerst musste er sich über ein paar Sachen klar werden.
    Noch bevor er die erste Stufe erreicht hatte, hörte er Cody am Ende des Flures etwas flüstern und blieb stehen. Der Junge schien heute Morgen besonders angespannt zu sein, und er hatte das dumme Gefühl, daran schuld sein zu können. Einem Impuls folgend lauschte er nun.

    „Er ist nicht der Mann auf dem Foto, oder, Mom?”
    „Wer, Cody?”
    „Mr. Phillips.”
    „Cody! Natürlich nicht. Wie kommst du denn auf die Idee?”
    „Manchmal macht er mir Angst. Na ja, nicht richtig Angst. Aber er schaut mich immer so böse an.”
    „Komm her, mein Großer.”
    Er hielt den Atem an, lauschte Nicoles Worten der Besänftigung und war versucht, sich zu zeigen und Cody zu überzeugen, dass er nichts Falsches getan hatte. Aber er blieb wie angewurzelt auf seinem Platz stehen, während Unsicherheit und Schuldbewusstsein in ihm hochstiegen.
    „Er ist nicht böse mit dir, Cody”, sagte Nicole. „Ich bin diejenige, auf die er wütend ist.”
    „Warum? Was hast du getan?”
    „Ich … ich war nicht ganz ehrlich zu ihm, bevor du gekommen bist, aber jetzt ist alles wieder in Ordnung, Liebling. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.”
    Er wollte gerade nach oben gehen, weil ihm in seiner Rolle als Lauscher nicht wohl war, da hörte er noch mehr.
    „Dieser Mann auf dem Foto weiß nicht, wo wir sind. Hier sind wir sicher. Glaub mir, Cody.”
    „Okay”, erwiderte Cody, klang aber nicht überzeugt. „Aber warum mag Mr. Phillips mich nicht?”
    „Oh, Cody, ich bin sicher, dass er dich mag. Er ist nur im Moment so beschäftigt. Das ist alles. Nun komm, wir fahren jetzt in die Stadt.”
    Er schlich die Treppe hinauf und schloss die Tür des Schlafzimmers hinter sich. Nicoles Worte hallten in seinem Kopf wider. Der Gedanke, dass jemand ihr und Cody etwas anhaben könnte, war schrecklich. Welcher Mann? Was hatte der Typ getan, dass sie solche Angst hatten?
    Er begann im Zimmer auf und ab zu marschieren, voller Wut auf einen gesichtslosen Mann, der einer Frau oder einem Kind etwas zu Leide tun konnte. Besonders dieser Frau und diesem Kind!
    Vor dem Fenster blieb er stehen und starrte hinaus. Sinnlos, seine Gefühle noch länger zu leugnen. Für eine Weile hatte seine Wut ihn blind gemacht. Dann hatte er sich eingeredet, dass er ohne weiteres Seite an Seite mit Nicole arbeiten konnte. Aber er hatte sich nur selbst etwas vorgemacht. Er wollte mehr. Viel mehr.
    Unruhig ging er wieder auf und ab. Was Nicole auch falsch gemacht hatte, war nichts im Vergleich zu seinem dummen Stolz. Jetzt war vor allem wichtig, dass er sie und Cody beschützte. Aber wie? Und vor wem? Er würde es herausfinden.

8. KAPITEL
    Es war schon Nachmittag, als Michael hörte, dass Cody die Treppe hinunterlief und Billy begrüßte. Die beiden setzten sich auf die Veranda und wollten erst noch etwas trinken, bevor sie sich auf den Weg machten.
    Michael, der gerade ein Fenster im ersten Stock abgedichtet hatte, ging hinüber zum nächsten Fenster, das auf der gleichen Seite wie die Veranda lag.
    „Weißt du”, hörte er Billy sagen, „ich hab hier auch gelebt, als ich so alt war wie du.”
    „Mom hat mir das schon erzählt. Dein Bett ist wirklich cool.”
    „Ich hoffe, dass du hier glücklich bist, Cody. Ich war es jedenfalls.”
    „Meistens bin ich das …”, begann Cody und hielt dann inne.
    „Wenn du Probleme hast, kannst du mir das gern erzählen, Cody.”
    „Na ja, es ist nur so … Ich glaube, Mr. Phillips wäre es lieber, wenn ich nicht hier wäre.”
    Zum zweiten Mal an diesem Tag hatte Michael das Gefühl, einen Schlag versetzt zu bekommen. Der Junge konnte doch nichts für die Spannung, die hier im Haus herrschte.
    „Zu Anfang, als ich zu Dad und Savannah kam, hatte ich das gleiche Gefühl. Ich bin sogar einmal weggelaufen.”
    „Ehrlich, Billy? Hattest du denn keine Angst?”
    „Und wie. Es war falsch von mir wegzulaufen. Dad und Savannah hatten etwas untereinander zu bereinigen, was überhaupt nichts mit mir zu tun hatte.”
    Michael legte das Abdichtungsmaterial zur Seite und entfernte sich vom Fenster. Er hatte genug gehört. Sein Gewissen plagte ihn. Wie hatte er übersehen können, welchen Effekt sein Verhalten auf Cody hatte? Wie sollte ein unschuldiger Junge die verdrehte Welt der Erwachsenen

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