Lass dich kuessen - lass dich lieben
hämmerte mit drei präzisen Schlägen einen Nagel ein.
So schwierig es auch war, so eng mit Nicole zusammenzuarbeiten, musste Michael zwei Wochen später zugeben, dass sie viel mehr leistete, als er erwartet hatte. Sie hatte die meisten der Zierleisten gestrichen, was eine ziemlich langweilige Arbeit war, die er längst nicht so gut und mit so viel Geduld zu Stande gebracht hätte. Wenn sie doch nur nicht so lieb sein würde.
Oder so gut aussähe.
Oder solch eine gute Mutter wäre. Oder all die anderen Sachen, die sie so verdammt anziehend machten. Manchmal konnte er sich kaum noch daran erinnern, warum er wütend auf sie war. Es war, als täte sie ihr Möglichstes, um ihn davon zu überzeugen, dass er ihr trauen könnte. Und - auch wenn es ihm schwer fiel, sich das einzugestehen - sie war nah dran, ihr Ziel zu erreichen.
Nicole füllte die Kaffeebecher neu, gab Cody ein zweites Zimtbrötchen und setzte sich dann auch an den Frühstückstisch. „Ich habe über das Tapezieren nachgedacht. Vielleicht sollten wir noch ein bisschen damit warten.”
„Warum?” Er betrachtete sie über den Rand seines Bechers.
„Vielleicht nehme ich lieber erst den Teppich raus. Der wird bestimmt viel Staub aufwirbeln.”
„Da hast du wahrscheinlich Recht, aber das ist eine harte Arbeit.” Er lehnte sich zurück und überlegte. „Das ist eine Arbeit für zwei… jedenfalls das Hinuntertragen.”
„Ich könnte ja helfen!” rief Cody und reckte sich auf seinem Stuhl.
Nicole lächelte ihren Sohn an. „Das könntest du bestimmt, Großer, aber ich glaube, dafür brauchte man noch ein paar mehr Muskeln als die von uns beiden.” Sie zögerte und schaute dann zu Michael. „Jetzt, da Ferien sind, könnte Billy mir vielleicht helfen. Er hat es das letzte Mal, als ich auf der Ranch war, angeboten.”
Michael nickte. „Keine schlechte Idee.” Und warum fühlte er sich dann vernachlässigt, weil sie nicht ihn gebeten hatte, ihr zu helfen? Doch er wollte schließlich nicht zu dicht mit ihr zusammenarbeiten, oder? In letzter Zeit war er sich da nicht mehr so sicher. Ohne dass er es recht gemerkt hatte, waren sie zu einem Team geworden, das sich wirklich ergänzte. Und jetzt überlegte er doch tatsächlich, ob möglicherweise noch mehr daraus werden könnte.
„Vielleicht sollten die Dielen hier unten auch erst abgeschliffen werden.”
Die Fußböden. Ja. Konzentrier dich auf die Fußböden, sagte er sich. Er nickte. „Noch etwas, wobei Billy helfen könnte.” Er verspürte einen plötzlichen Bewegungsdrang und stand auf, um zum Telefon zu gehen. „Ich ruf ihn gleich mal an. Vielleicht erwische ich ihn ja.”
„Oh, er kommt nachher sowieso her.”
Was? Sie hatte mit Billy schon darüber gesprochen? Ohne vorher mit ihm darüber zu reden?
Als könnte sie seine Gedanken lesen, meinte sie: „Ich habe noch nichts davon gesagt. Ich dachte, du solltest derjenige sein, der ihn fragt.”
Er griff nach seinem Kaffeebecher und hoffte, dass sie seine schuldbewusste Miene nicht bemerkte. Wie schnell er doch falsche Schlüsse zog, wann immer eine Frau ihn überraschte.
Wahrscheinlich, weil es meistens keine angenehmen Überraschungen waren. Doch nach Codys Ankunft war in dieser Hinsicht nichts mehr passiert. Spielte Nicole ihm nur etwas vor?
Er dachte an den ersten Tag, als sie in dieser wilden Aufmachung vor ihm gestanden und sich um den Job beworben hatte. Er unterdrückte ein Lächeln. Nein, sie war keine besonders gute Schauspielerin.
„Billy will heute mit mir reiten gehen … wenn es Ihnen Recht ist, Mr. Phillips”, sagte Cody schüchtern.
War er in den letzten Wochen wirklich so ein Ungeheuer gewesen, dass der Junge ihn derart verängstigt anschauen musste? Es stimmte schon, dass er keinerlei Beziehung zu ihm aufgebaut hatte, weil sie sich ja sowieso bald wieder trennen würden. Das hätte den Jungen dann nur noch mehr verletzt. Aber es gab keinen Grund, vor ihm Angst zu haben.
„Natürlich ist das in Ordnung, Cody. Billy kann kommen, wann immer er will.”
Mit gesenktem Blick sagte Cody „Danke”, bevor er seine Mutter am Ärmel zupfte und fragte: „Darf ich aufstehen?”
Nicole reichte ihm eine Serviette. „Ja, darfst du.”
„Kann ich dir helfen, wenn du den Teppich rausreißt, Mom?”
Sie nickte lächelnd, und Cody rannte nach draußen.
Nicole räumte das Geschirr weg, während Michael im Eisenwarengeschäft anrief.
Nachdem er aufgelegt hatte, ging er zur Treppe. Er brauchte ein bisschen Ruhe, um alles
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