Lass dich kuessen - lass dich lieben
nicht los, sondern dir hier helfen.”
Zum ersten Mal, seit er die Küche betreten hatte, schaute er ihr in die Augen.
Sie schaute als Erste weg und legte dann die Hand auf den Kopf des Jungen. „Cody, warum gehst du nicht nach draußen und spielst dort ein wenig? Ich komme gleich nach.”
Der Junge blickte zwischen ihnen hin und her, rutschte dann von seinem Stuhl und ging zur Tür.
„Cody?”
„Ja, Sir?”
„Im Stall ist ein Pferd, wenn du es dir ansehen willst.”
Cody riss die Augen auf.
„Es heißt Mae.”
Bei dem Geräusch von Turnschuhen, als der Junge nun über die Veranda und dann über den Kiesweg lief, musste er lächeln.
„Danke, Michael.”
Sein Lächeln schwand, und er biss von seinem Brötchen ab. Am liebsten wäre er sofort nach oben verschwunden, aber besser, er legte von Anfang an ein paar Regeln fest.
„Pass auf, Nicole, ich habe ein Haus, das ich fertig bekommen will, und du hast Kinder, um die du dich kümmern musst. Wenn wir uns aus dem Weg gehen, könnte es klappen, dass wir das hier durchstehen und uns trotzdem wie zivilisierte Menschen benehmen. “
Sie nickte. „In Ordnung.”
Wo war die raffinierte Geschichte, die sie ihm gestern Abend hatte auftischen wollen?
Nicole saß einfach da, völlig gelassen, als wäre nichts geschehen, trank ihren Kaffee auf und stand nun auf.
„Heute ist vielleicht ein guter Tag, um die Sache mit den Tapeten in Angriff zu nehmen.
Ich könnte Cody mitnehmen und mir Musterbücher anschauen. Bei so vielen Räumen wird das wohl eine Tagesbeschäftigung sein. Was denkst du?”
Was er dachte? Er dachte, dass er noch verrückt werden würde. Die Wut, die vorhin noch so heftig gewesen war, begann bereits zu schwinden. „Aber es ist Mittwoch, dein freier Tag.”
Achselzuckend meinte sie: „Jetzt, wo Cody bei mir ist, ist mir das egal.”
Sie hatte ihre freien Tage mit dem Jungen verbracht? Ob sie überhaupt versucht hatte, woanders einen Job zu finden? Hatte sie die ganze Zeit über geplant, hier zu bleiben? Wenn ja, gehörte es dann auch zu ihrem Plan, ihn zu verführen? Er überlegte, wie sich die Dinge vor zwei Tagen auf der Schaukel entwickelt hatten. Verflixt, er war derjenige gewesen, der den Arm um sie gelegt und sie an sich gezogen hatte. Er war derjenige gewesen, der sie geküsst hatte und dann …
Diese Gedankengänge sollte er lieber bleiben lassen.
„Michael?”
„Sicher. Warum nicht?” Er griff nach seinem Brötchen und ging zur Treppe. Nicole war direkt hinter ihm. Was wollte sie
denn jetzt noch?
„Ich nehme nur schnell Maß und mach mich dann auf den Weg.”
„Ich habe eine Grundrisszeichnung, die du benutzen kannst.” Hastig nahm er zwei Stufen auf einmal und suchte die Zeichnungen heraus, um Nicole möglichst schnell loszuwerden.
„Hier sind sie. Nimm den Transporter. Ich brauche ihn heute nicht.” Nicole nahm ihm die Zeichnungen, die er ihr entgegenhielt, nicht sofort ab, so dass er praktisch gezwungen war, sie anzusehen.
„Möchtest du, dass ich Muster mitbringe, damit du entscheiden kannst?”
Aus ihren rehbraunen Augen blickte sie ihn traurig an, als wollte sie ihn um Verzeihung bitten. Er musste wegschauen.
„Nein. Such du sie aus. Ich vertr…” Das Wort blieb ihm im Hals stecken, obwohl es hier nur um die Auswahl der Tapeten ging. „Wofür du dich auch entscheidest, wird schon richtig sein.” Er band sich seinen Werkzeuggürtel um, während sie langsam die Treppe hinunterging.
Ein paar Minuten später hörte er Cody zur Veranda laufen und kurz darauf das Knirschen von Reifen, als der Transporter losfuhr. Müde nach der schlaflosen Nacht setzte er sich auf den Boden, lehnte sich an die Wand und schloss die Augen.
Nicole, Nicole. Wie sollte er sie aus seinen Gedanken vertreiben, wenn ihr Anblick und ihr Duft ihn tagtäglich umgaben? Sie hatte wahrscheinlich wirklich eine gute Erklärung dafür, warum sie ihn getäuscht hatte, aber verdammt, warum hatte sie ihm nicht genug vertraut, um ihm die Wahrheit zu sagen? Wenn schon nicht am Anfang, so doch wenigstens nach ihrer gemeinsamen Nacht. Erneut überkamen ihn die Erinnerungen - sie in seinen Armen, seine Lippen auf ihren, ihre Körper miteinander vereint.
Rastlos sprang er auf und griff nach dem Hammer. Arbeit war jetzt der einzige Ausweg. Je eher er mit der Renovierung des Hauses fertig war, desto eher konnten sie wieder jeder ihren eigenen Weg gehen. Und er könnte sie vergessen.
„Genau”, knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und
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