Lass dich kuessen - lass dich lieben
bewegte sie sich schneller.
Er nahm ihr die Tasche ab. „Kommen Sie.”
Michael führte sie zum Westflügel und blieb vor dem ersten Zimmer auf der rechten Seite stehen. „Das ist Ihr Zimmer.” Sein leichtes Schmunzeln dabei überraschte sie, bis sie in den Raum hineinschaute. Sie erstarrte und musste schlucken.
„Eine der Vorbesitzerinnen hatte einen Sohn. Die anderen Schlafzimmer sind alle renovierungsbedürftig, also müssen Sie mit diesem vorlieb nehmen.”
Vor sich sah sie ein Kinderzimmer mit einem Bett in Form eines Sportwagens und dazu passendem Überzug. Unwillkürlich machte sie nach Luft schnappend einen Schritt zurück -
und stieß gegen Michaels Brust. Doch er wich nicht aus, sondern fasste sie um die Schultern und hielt sie fest.
„Sie fallen mir doch nicht schon wieder in Ohnmacht, oder?”
Sie schloss die Augen und holte tief Luft. Seine Hände lagen noch immer auf ihr. Warm und sanft. Hastig drehte sie sich um und machte sich frei. „Nein, natürlich nicht.”
Er warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Rest.”
Nachher erinnerte Nicole sich nur vage daran, dass Michael mit ihr nach nebenan ins Wohnzimmer gegangen war und ihr sein eigenes Zimmer gezeigt hatte. Alles andere würde sie sich noch einmal anschauen müssen, denn dieses Kinderzimmer war ihr nicht aus dem Kopf gegangen.
Sie saß nun auf der Kante des schnittigen Bettes und vergrub das Gesicht in den Händen.
Welches gemeine Schicksal hatte sie ausgerechnet in diesen Raum verschlagen? Vor ihren Augen erschien ein kleines, schmutziges, sommersprossiges Gesicht.
Nein! Sie sprang auf und marschierte zu dem hohen, schmalen Fenster. Sie durfte sich den Luxus von Selbstmitleid nicht erlauben. Sie hatte einen Job zu erledigen und Geld zu verdienen.
Schweren Herzens schwang sie ihre Tasche aufs Bett und verstaute die wenigen Sachen im Schrank. Nur ein Teil, ihr kleines Fotoalbum, legte sie in die unterste Schublade des Schreibtisches, hoffend, dass es dort niemand finden würde.
Sie sehnte sich danach, die Fotos anzuschauen, aber es war ein langer und anstrengender Tag gewesen, deshalb ging sie erst unter die Dusche, um den Schmutz und das ganze Makeup abzuwaschen. Dabei kehrte langsam ihr Optimismus zurück.
Sie hatte einen sicheren Hafen gefunden. Vielleicht sogar mehr.
Keiner der wenigen Anrufe, die Michael wegen des Jobs erhielt, brachte ihn weiter. Das Baumaterial, das auf der Auffahrt lag, forderte ihn geradezu heraus, allein zu beginnen. Wenn es sein musste, würde er das auch tun. Aber nicht heute. Er schaute auf die Uhr. Es war Zeit, um zu Taylor aufzubrechen.
Als er nach den Wagenschlüsseln griff, fiel ihm die Flasche Wein im Kühlschrank ein. Auf dem Weg zur Küche blieb er abrupt stehen, als er Nicole ins Wohnzimmer gehen sah. Ihr Haar,
noch feucht vom Duschen, hatte sie zu einem schlichten Pferdeschwanz zusammengebunden, ihr Gesicht ohne jegliches Makeup. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sie für eine andere Frau halten.
Auch ihr Gehabe war weg, als sie auf ihn zukam.
„Wann möchten Sie Abendessen haben?” fragte sie fast schüchtern.
„Ich esse heute auswärts.”
„Oh.” Es klang verlegen.
„Ich würde ja sagen, bedienen Sie sich, aber es ist kaum etwas da.” Ihm kam eine Idee.
„Ich könnte Ihnen Geld geben, und Sie fahren zum Einkaufen in die Stadt.”
Sie warf einen Blick nach draußen auf seinen Transporter. „Könnte ich damit bis morgen warten und dann Ihren Wagen benutzen?” Hastig fügte sie hinzu. „Es passen viel mehr Tüten hinein.”
„Kaum. Hinten ist alles voller Werkzeug und …”
Sie senkte den Blick. „Ich fürchte, ich habe nicht mehr genug Benzin im Tank.”
Ihre frisch geschrubbten Wangen wurden rot, und der Impuls, Nicole Bedder zu trösten, überkam ihn. Die freche, selbstsichere Frau von vorhin war viel einfacher zu handhaben gewesen. Diese hier roch nach Schwierigkeiten. Und die konnte er sich nicht leisten.
„Passen Sie auf, Miss Bedder …”
„Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich Nicole zu nennen?”
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und versuchte, seine Gereiztheit so gut es ging zu überspielen. „Nicole … ich fahre nur zu meiner Schwester, zur Farm nebenan. Warum kommen Sie nicht einfach mit? Wir werden uns morgen um die Einkäufe und das Benzin kümmern.”
„Oh, nein, das geht nicht…”
Er ging zu ihr und zog an ihrem Ellenbogen. „Ich bestehe darauf. Es ist völlig in Ordnung.”
Er schaute
Weitere Kostenlose Bücher