Lass Dich nicht vereinnahmen
haben, die Zuwendung anderer zu verlieren, denn es ist maßgeblich für Ihr Selbstwertgefühl, was diese über Sie sagen und denken.
Sie werden vemutlich auch weiterhin in der zweiten Reihe stehen und Ihr Potenzial, Ihre Talente und Fähigkeiten nicht angemessen einsetzen können.
Sie werden immer wieder Leuten auf den Leim gehen, die Sie für eigennützige Ziele zu Ihrem Nachteil einspannen.
Sie müssen sich mächtig ins Zeug legen, um sich die Zuneigung anderer zu sichern – viele Dinge tun, zu denen Sie eigentlich keine Lust haben oder die Ihnen sogar widerstreben. Dennoch können Sie sich, egal was Sie tun, des Wohlwollens anderer nie sicher sein.
Unsicherheit, Angst und Selbstzweifel werden mit Sicherheit auch weiterhin zentrale Themen für Sie bleiben.
Wahrscheinlich schnellen nun angesichts der handfesten Nachteile die Werte auf beiden Skalen nach oben. Denn: So wie es war, soll es nicht weitergehen, dann springen Sie doch lieber ins kalte Wasser, oder? Vielleicht ist es ja auch gar nicht so kalt?
»Es ist traurig, eine Ausnahme zu sein. Aber noch viel trauriger ist es, keine zu sein.«
Peter Altenberg
2. Schritt: Das alte Verhalten erkennen
Bislang waren Sie davon überzeugt, die meisten Menschen, mit denen Sie es zu tun haben, seien Ihnen irgendwie »über«, also klüger, belesener, erfahrener, fitter, attraktiver, gewandter – die Liste ließe sich beliebig erweitern. Ein typischer Satz aus Ihrem Repertoire könnte lauten: »Ja, du bist da fit, du kannst das!«, während Sie im Stillen denken »aber ich doch nicht!« Oder: »Ich weiß nicht, ich hab da nicht viel Ahnung. Was wäre denn deine/Ihre Meinung dazu?« Damit werten Sie Ihr Gegenüber auf und bestärken es in seinen Qualitäten – gleichzeitig aber setzen Sie sich selbst herab. Und glauben, die Meinung des anderen sei die »objektive Wahrheit«; Sie denken: »Die anderen sind eben besser als ich.«
Die innere Einstellung ändern
Klar gibt es stets Bereiche, in denen wir keine Fachleute sind, wo wir Informationen einholen und auch mal externes Fachwissen anzapfen müssen. Doch Sie zweifeln generell und schon bei ganz alltäglichen Dingen an Ihrem Können und hemmen sich so ständig selbst. Deshalb wäre es gut, wenn Sie Ihre Einstellungen und Verhaltensweisen verändern könnten, um nicht mehr länger so abhängig von der Meinung anderer zu sein – vor allem soll künftig auch die Angst vor den Folgen eines »Nein« geringer werden, oder?
Beschreiben Sie bei der folgenden Übung, wie die Situationen beschaffen sind, in denen Unsicherheit und Angst überhandnehmen und Sie sich lieber vom anderen für seine Zwecke vereinnahmen lassen, statt diese Gefühle noch länger auszuhalten. Notieren Sie sich im Laufe der Woche Beispiele aus Ihrem Alltag, wo jemand anders Sie dazu gebracht hat, seinem Willen zu folgen – obgleich Ihnen dies eigentlich widerstrebte.
Verständnis für sich selbst schaffen
Um Veränderungsstrategien zu entwickeln, ist es zunächst wichtig, dass Sie Ihre bisherigen Gedanken- und Gefühlsmuster besser verstehen. Vielleicht haben Sie als junger Mensch häufig erlebt, dass Stellung zu beziehen, eine eigene Meinung zu haben, persönliche Vorstellungen zu äußern, sich abzugrenzen etc. zu Herabsetzung, Spott und sogar Strafe geführt hat. Vielleicht sind Sie auch übermäßig kritisiert worden von Eltern, Lehrern, anderen Personen, die für Sie wichtig waren. Dies hat dazu geführt, dass Sie seither lieber »das meinen, was die anderen auch meinen«, als sich negativen Reaktionen auszusetzen.
Die Erkenntnis, wie Ihre heutigen Reaktionen mit dem zusammenhängen, was Sie in der Vergangenheit erlebt, gedacht, gefühlt haben, bringt zwar noch keine Lösung, macht jedoch klar, dass es sich um erlerntes Verhalten handelt, das sich grundsätzlich auch wieder verlernen lässt. Oft sind Angst und Unsicherheit mit der Überzeugung verbunden, »sowieso nichts ändern zu können.« Denn damit etwas anders wird, müssten wir genau diese beiden unangenehmen Gefühle in Kauf nehmen. Schließlich löst fast alles, was ungewohnt für uns ist, naturgemäß neben Neugier erst einmal auch Angst und Unsicherheit aus. Das ist völlig normal, aber eben genau das, was wir nicht fühlen wollen.
So tappen Sie als Unsichere immer dann, wenn Sie einer brenzligen Situation standhalten wollen, statt zu flüchten, in die Ohnmachtsfalle.
Übung: Gefügigkeit erforschen
Wie war die Situation Ihrer Vereinnahmung? Was ist passiert, was haben Sie gedacht
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