Lass Dich nicht vereinnahmen
fest, um künftig der Vereinnahmungsfalle zu entgehen.
Treffen Sie klare Absprachen darüber, was der andere von Ihnen erwarten kann und was nicht. Setzen Sie selbst den Rahmen, statt sich vom anderen in eine permanente Helferrolle hineintreiben zu lassen. Fragen Sie ruhig auch ganz offen: »Was erwartest du von mir?«
Fühlen Sie sich nicht weiter zuständig, wenn der andere mehrere ernst gemeinte Unterstützungsangebote nicht annimmt. Er will dann offenbar nur Druck ablassen – und da müssen Sie nicht mitspielen.
Sagen Sie nicht voreilig etwas zu, was Sie an die Grenzen Ihrer Belastbarkeit bringt, sondern schätzen Sie den schmalen Grad zwischen Herausforderung und Überforderung sorgfältig ein. Sagen Sie beispielsweise nicht: »Du kannst mich jederzeit anrufen« – der andere könnte Sie tatsächlich beim Wort nehmen –, sondern formulieren Sie ganz konkret: »Wenn du noch Fragen dazu hast, ruf mich doch morgen zwischen 11 und 12 Uhr an.«
Nehmen Sie sich generell mehr Zeit für Entscheidungen. Sagen Sie dem anderen zunächst etwas wie: »Das kann ich im Moment noch nicht entscheiden, ich melde mich morgen bei Ihnen/bei dir.« Diese Bedenkzeit ist wichtig, damit Sie sich darüber klar werden, wozu Sie bereit sind und wozu nicht.
Helfen Sie nicht ungefragt.
Wenn Sie den Eindruck haben, die Anliegen des anderen übersteigen Ihre Kräfte, dann sagen Sie es ihm offen: »Es tut mir leid, das wird mir zu viel.« Das ist kein Versagen, sondern das verständliche Aufzeigen von Grenzen. Stellen Sie klar, was Sie tun können und was nicht. Ehrlichkeit ist hier in jedem Fall weniger verletzend, als sich zu übernehmen und das Anliegen des anderen dann nur noch als Last zu empfinden. Denn: Wenn Sie sich immer wieder überfordern und sich fremdes Leid auf die eigenen Schultern laden, werden Sie sich bald selber hilflos und deprimiert fühlen. Dagegen stärkt es Ihr Selbstwertgefühl ganz enorm, die Grenzen des eigenen Wissens und Könnens zu erkennen und offen dazu zu stehen.
Aufmerksamkeit statt Identifikation
Ihre Empathiefähigkeit bewirkt, dass Sie sich gut in das Denken und Handeln anderer Menschen einfühlen können. Der Knackpunkt liegt da, wo Sie das Problem des anderen zu Ihrem eigenen machen und damit auch die Verantwortung für die Lösung übernehmen wollen. Achten Sie bewusst darauf, wann sich die innere Regung meldet und stoppen Sie diese! Gehen Sie einen Moment in sich und sagen Sie sich in Gedanken etwas wie: »Ich bin ich und du bist du.«
Machen Sie sich bewusst, dass Sie zwar mit dem anderen mitfühlen, ihn unterstützen, ihn trösten, ihm Vorschläge machen können, wie sich sein Problem lösen ließe usw. – dass es aber in seinem Ermessen steht, was er annimmt und was er ablehnt. Und auch, was er dann letztlich tut oder nicht, ist seine Entscheidung.
»Man muss jedem Hindernis Geduld, Beharrlichkeit und eine sanfte Stimme entgegenstellen.«
Thomas Jefferson
Deutliche Abgrenzung
Machen Sie ihm dies deutlich, indem Sie beispielsweise etwas zu ihm sagen wie: »Hast du dir Gedanken gemacht, was du als Erstes in Angriff nimmst?« Oder: »Was ist besonders wichtig für dich, um das Problem angehen zu können?« Oder: »Wie könntest du jetzt am besten aktiv werden, was könnte denn ein erster Schritt sein?«
5. Schritt: Ihre Übungsgelegenheiten
Wenn Ihnen der Ruf vorauseilt, dass Sie immer für andere da sind, dann können Sie sich über mangelnde Übungsmöglichkeiten wahrscheinlich nicht beklagen.
Beginnen Sie mit den Verhaltensänderungen, die Ihnen relativ wenig abverlangen, beispielsweise damit, klare Absprachen zu treffen und festzulegen, wobei Sie dem anderen helfen wollen und wobei nicht. Oder damit, Bedenkzeit zu nehmen, statt automatisch Ihre Unterstützung zuzusichern. Parallel dazu fangen Sie an, sich verstärkt um Ihr eigenes Wohlbefinden zu kümmern und alles, was Sie in Ihrem Projektbuch unter »Meine Wünsche und Bedürfnisse« festgehalten haben, systematisch umzusetzen. Es sollte jeden Tag etwas dabei sein, womit Sie sich eine Freude machen oder das Ihnen Erleichterung verschafft.
6. Schritt: Ihre Unterstützer aktivieren
Schauen Sie auf die Checkliste ( › ). Was könnte hilfreich für Sie sein, um die Identifikation mit den Problemen anderer abzubauen und sich gegen chronische Jammerer abzugrenzen? Und was könnte Ihnen helfen, mehr freie Zeit für die Dinge zu gewinnen, die sich auf Ihrer Wunschliste befinden?
Energie spendet Ihnen auch die Übung auf der nächsten Seite,
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