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Lass Dich nicht vereinnahmen

Lass Dich nicht vereinnahmen

Titel: Lass Dich nicht vereinnahmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Engelbrecht
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wäre.
    Die Folge davon ist, dass wir wütend auf uns und/oder den anderen sind, und uns als hilfloses, handlungsunfähiges Opfer fühlen.
Was es bringt, ein Nein zu vermeiden
    Es gibt zahlreiche kurzfristige Vorteile, die es uns, egal welches Profil wir haben, schwer machen, der Vereinnahmung durch andere zu widerstehen und die uns immer wieder auch dann Ja sagen lassen, wenn das nicht wirklich in unserem Interesse liegt.
    Kurzfristige Vorteile des Jasagens
    Wir sagen Ja, wo wir Nein meinen, denn dann …
sind wir pflegeleicht und angenehm für andere und ernten dafür Lob und Zuneigung: »Auf dich kann man sich wirklich verlassen!«,
vermeiden wir unangenehme Konflikte und Konfrontationen,
bekommen wir keine Kritik und keine Vorwürfe zu hören und lenken keinen Unwillen auf uns,
müssen wir nicht befürchten, der andere könnte eingeschnappt sein oder uns für unseren Eigenwillen bestrafen,
gehen wir den Schuldgefühlen aus dem Weg, die sich einstellen würden, wenn wir auf einem Nein bestehen würden,
können wir den anderen die Schuld daran geben, wenn wir unsere Pläne und Vorhaben nicht verwirklichen,
können wir ein schönes Bild von uns selbst zeichnen: das eines edlen, hilfreichen, selbstlosen Menschen,
können wir auch anderen ein schlechtes Gewissen machen, indem wir sie fortwährend daran erinnern, wie sehr wir uns für sie eingesetzt und wie viel wir schon für sie getan haben.
    Die kurzfristigen Vorteile sind deshalb so wirksam, weil sie zum einen die uns unerträgliche Spannung augenblicklich in Entspannung verwandeln. So lange der andere noch auf unsere Entscheidung wartet, lastet Druck auf uns. Haben wir zugestimmt, löst sich dieser sofort auf.
    Zum anderen bedienen wir mit unserem Verhalten die hier ( hier › ) beschriebenen Annahmen, die wir von Kindesbeinen an verinnerlicht haben. Solche alten Muster gehen immer mit verinnerlichten Antreibern einher. Also mit Sätzen, die wir ebenfalls aus der Kindheit kennen und mit denen wir uns weiterhin vorantreiben, wie es früher unsere Bezugspersonen taten:
»Streng dich an!«
»Du musst immer nett sein!«
»Mach es allen recht!«
    Dies sind in der Tat mächtige innere Triebkräfte. Ihnen allen gemeinsam ist, dass wir uns damit selbst blockieren, weil andere immer mehr zählen als wir.
Neinsagen lohnt sich
    Natürlich ist es nicht leicht, die genannten Vorteile aufzugeben – doch es lohnt sich! Bedenken Sie: Wer stets friedlich, freundlich und zuverlässig ist sowie nirgends aneckt, der ist bei anderen vielleicht wirklich beliebt, wird aber oft nur wenig respektiert.
    Außerdem geraten die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zusehends unter die Räder und werden schließlich überhaupt nicht mehr ernst genommen – bis zu dem Grad, dass man selbst nicht mehr weiß, was man eigentlich wirklich will und braucht. Dies ist ein sehr hoher Preis für ein Lob oder eine kurzzeitige Beruhigung.

Das Ideal der Selbstlosigkeit
    Wie wir gesehen haben, werden wir stark von unseren Bezugspersonen geprägt: unserer Familie, unseren Freunden, Lehrern und Peergroups. Doch werden wir auch durch das kulturelle Umfeld geformt, in dem wir aufgewachsen sind und durch die Werte, die uns durch Medien und Institutionen offen und unterschwellig vermittelt werden. Welches Verhalten wird anerkannt? Welches als ideal angesehen? Und welches Verhalten wird abgelehnt, geächtet oder gar bekämpft?
Der Einfluss der Geschlechterrollen
    Jede Kultur hat ihre Werte, Normen und Idealvorstellungen. Dies betrifft selbstverständlich auch die Geschlechterrollen. Als idealer Mann galt lange Zeit der Held, der furchtlos alle möglichen Gefahren besteht und siegreich daraus hervorgeht. Zum idealisierten Frauenbild hingegen gehörte unter anderem die Selbstaufopferung als weibliche Tugend. Sich-Aufopfern für andere – besonders für den Partner und die Familie – galt lange Zeit als typisch weibliches Leitbild. Zwar ist die Vorstellung, das eigene Wohl zugunsten anderer vernachlässigen zu müssen, nicht mehr so dominant wie in früheren Frauengenerationen, aber auch heute noch unterschwellig wirksam.
    Nur wenige Frauen haben kein schlechtes Gewissen, wenn Sie (Muße-)Zeit für sich beanspruchen und darüber der Partner oder gar die Kinder oder die betagten Eltern zurückstehen müssen. Die immer ansprechbare, einfühlsame Multitaskerin, deren »weibliche Eigenschaften« gerne als erstrebenswert hervorgehoben werden, scheint noch heute das gesellschaftliche Ideal zu sein. Denken Sie nur mal an

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