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Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Titel: Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Domentat
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ehemaligen Porno-Actrice Claudia von Lubak gegründet und registriert ca. 40 Mio. Besucher im Monat, die den Zugang zu den Live-Porno-Acts entweder abonnieren oder sich quasi als Impuls-käufer nach dem Prinzip »Pay per night« einloggen.173
    Im Jahr 2000, so das US-Marktforschungsunternehmen Forrester Research, nahmen amerikanische Internet-Sexsites jährlich 1 Milliarde Dollar ein und profilierten sich damit als der am schnellsten wachsende Sektor des E-Business. Erfolgreiche amerikanische Sexsites, so Forrester Research, registrierten bis zu 50 Mio. Hits pro Monat und leiteten daraus 5-10-Mio.-Dollar-Geschäfte ab.174 Die Krise des Neuen Marktes - der E-sex-Sektor hat sie nicht erleben müssen, was nur deshalb niemandem auffällt, weil die amerikanischen Bestenlisten der Top-Sites Anbieter mit sexuellen Inhalten rigoros ausgrenzen. Doch die Zahlen zeigen, daß das E-sex-Business trotz Schmuddelimage und puritanischer Tradition fest im Mainstream der amerikanischen Gesellschaft verankert ist. Das Internet ist eben viel diskreter als ein Sexshop.
    Wie viele andere Branchen hat der Cyberspace auch das in Straßen-und Escort-Segmente polarisierte amerikanische Prostitutionsgewerbe nachhaltig verändert. Im Gegensatz zur Straßenprostitution, die als Sammelbecken drogenabhängiger, obdachloser und prinzipiell unberechenbarer Frauen verschrien ist, vermittelten professionelle Internetpräsentationen einen Eindruck von Qualität und Luxus. Sie ermöglichten eine diskretere Kontaktanbahnung als auf den von Undercover-Sittenpolizisten bevölkerten Straßen und erreichten auf Anhieb mehr Kunden als die Lokalwerbung von Escort-Agenturen in den Gelben Seiten oder Stadtmagazinen. Von den Männerüberschüssen im Internet profitierte das als E-Hooking bezeichnete Phänomen anfangs wie von der räumlichen Nähe einer Militärbasis.
    Die ungleiche Relation zwischen Angebot und Nachfrage im Cyberspace trieb die Dienstleistungspreise in die Höhe, und die massenhafte Verbreitung des Internet zog neben prostitutionser-fahrenen Männern auch eine milieuferne Klientel direkt ins Luxussegment der Prostitution. Mit Erfolg für die Anbieter: 1997
     
    belief sich das Jahreseinkommen der amerikanischen Online-Prostitution auf geschätzte 1 Milliarde Dollar.175
    Obwohl das Netz von allen am Prostitutionsgeschäft Interessierten als Werbeträger genutzt wird, also auch von Profiteuren aus der Welt des Rotlichts, bot sich vor allem unabhängigen Escorts eine globale Plattform, auf der sie direkt mit Kunden in Kontakt treten können.
    Nach dem Motto »Cut out the middle man« erklärte das Internet den klassischen Zuhälter für ebenso überflüssig wie die Bordellbetreiberin. Es machte Schluß mit den branchenüblichen Kontrollmechanismen und einer unfairen Abgabepolitik. Die Kontaktaufnahme per Internet verhinderte nicht nur Zeitverluste durch Fehlanrufe oder Diskussionen mit Scheininteressenten, Selbstbefriedigern oder Preisdrückern. Die Auslagerung des Dienstleistungsspektrums, der Preise und Spielregeln in die FAQ-Links der Websites entlastete das Vorgespräch von lusttötenden Abgrenzungsmanövern. Die technischen Möglichkeiten, die Wege der Mails bis zu ihren Absendern zurückzuverfolgen, eine geringere Gewaltneigung gutsituierter Kunden und das Setting »Luxushotel« machte die Internet-Sexarbeit trotz Restrisiken für die Frauen sicherer als die anonyme Straßenprostitution. Wie in anderen Bereichen des Neuen Marktes wurde das E-Hooking in den neunziger Jahren zum Zauberwort für mehr Autonomie, Kontrolle und Wohlstand für Sexarbeiterinnen. Das lag last but not least auch daran, daß arbeitssüchtige und beziehungsunwillige Dot.com-Babies aus dem Silicon Valley die Dienstleistungspreise an der Westküste der USA in die Höhe trieben. Diese extrem kaufkräftige Subklientel der Cyberjohns haben manche Sexarbeiterin zur wohlhabenden Frau gemacht. Bei Stundenhonoraren zwischen $ 175-500 bzw.
    Tagessätzen von $ 1400-2500 reichen nach Selbstauskünften von Callgirls eine Zwei-Tage-Arbeitswoche bzw. hundert Nächte im Jahr, um sechsstellige Beträge einzufahren.176 Zahlte Richard Gere in
    »Pretty Woman« anno 1990 noch 3000 Dollar für sechs Tage und Nächte mit Julia Roberts, so sind das im Vergleich zur heutigen Marktlage in Los Angeles effektiv Peanuts.
    Während in Ländern wie Schweden, Japan und den USA, wo die Prostitution verboten ist und das Sex-Geschäft im verborgenen blüht, das Internet mit seiner subversiven Kraft auch

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