Lass los was dich festhaelt
persönlichen Schreckensrepertoire gestrichen. Machen Sie sich vielmehr klar, dass er zwei archaische Saugnäpfe enthält: die Worte »Gott« und »Sünde«. Jahrhundertelang haben sich unsere Vorfahren Geschichten von dem beleidigten Gott des Alten Testaments anhören müssen, der trotz aller Güte auch als fürchterlicher Rächer und Bestrafer auftreten konnte, wenn jemand zum Sünder geworden war. Sie wollen doch nicht wirklich glauben, dass Sie etwas, das schätzungsweise 4000 Jahre lang Glaubens- und Identitätsgrundlage einer ganzen
Kultur war, in ein paar Jahrzehnten eliminieren können. Und selbst wenn dies möglich wäre, gilt immer noch: Wo man eine Basis radikal und ersatzlos entfernt, entsteht ein Vakuum und in der Folge machen sich Rat- und Haltlosigkeit breit.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Ja, wir leben in einer ratund haltlosen Zeit, die uns für so manches losgelassene Denkmuster keinen Ersatz liefern konnte und wollte. Schließlich haben wir die große Freiheit entdeckt, die Liberation der Persönlichkeit und ihrer Entwicklung, die Selbstverwirklichung, die Emanzipation. Die Parole lautet: Kein Gott, keine Sünde, keine Moral, kein schlechtes Gewissen.
Was ist der Ersatz für diese entzogenen Orientierungspunkte, die sich samt und sonders auf die menschliche Seele und das geistige Lebens beziehen? Der Ersatz - bitter aber wahr - kam in Form von technischen Erzeugnissen, den Ergebnissen einer fast unerklärlich rasanten Entwicklung, und überfordert die gesamte Menschheit derart, dass sie völlig verrückt spielt und eben dabei ist, die Verbindung zu ihrer inneren Orientierungsinstanz zu verlieren, die als Höheres Ich bekannt ist und dafür sorgt, dass die menschliche Psyche (also das neuronale System) gebrauchsfähig bleibt.
Wen interessieren die Angriffe außerirdischer Intelligenzen? Die Angriffe überaus irdischer Intelligenzen, denen wir täglich ausgesetzt sind, sind so bedrohlich, dass es keiner Außerirdischen mehr bedarf, um unsere geistige und seelische Gesundheit und Sicherheit zu gefährden. Unsere Nervensysteme und Gehirne wurden buchstäblich von Handys gegrillt, vom Internet konditioniert und absorbiert, von Funkwellen bombardiert und von vergifteter Nahrung umprogrammiert. Und dann hören wir wie zum Trost, dass die Fernseher noch flacher, die Kommunikationsmaschinen noch schnurloser und die Ersatzteile für den menschlichen Körper noch vollkommener werden.
Erkennen Sie bitte (bitte, bitte!), was Sie zuerst loslassen müssen. Sie müssen vor allem anderen Ihre Bereitschaft loslassen, an diesem Höllenprogramm mitzuwirken. Und begreifen Sie bitte auch, dass Ihre einzige Waffe dieses neuronale Wunderwerk ist, das sich unter Ihrer Hirnschale befindet und das in spätestens zwanzig Jahren so deformiert sein wird, dass die Menschheit noch viel mehr Dinge gutheißen wird, über deren No-Go-Charakter sie sich einst vollkommen einig war. In spätestens zwanzig Jahren wird dieses Buch verbrannt werden und ich, so ich noch lebe, mit ihm (was, schon wieder?), denn wir sind der Sand im Getriebe einer ganz bestimmten Entwicklung, nämlich dem Fortschreiten der subliminalen Beeinflussung, welche die maschinelle Erzeugung von Denkmustern gutheißt und diese irgendwann offiziell anbieten wird. So wie man Ihnen heute Flatrates zum Sonderpreis und Kredite für Schönheitskorrekturen offeriert, wird man dann versuchen, Ihnen sogenannte »Intelligence Optimizer« unterzujubeln. Auch Schulen werden bald dazu übergehen, den Lernstoff mittels maschineller Übertragung in die Speicher unseres Cortex einzuschleusen und nebenbei sicher auch das, was wir heute in der Computersprache als »Trojaner« bezeichnen: scheinbar harmlose Software, über die dann zersetzende und zerstörende Schadprogramme eingeschleust werden. Ab sofort höre ich mir gern an, dass ich eine Schwarzmalerin bin, die nur die »dunkle Seite der Macht« sehen will. Doch es tut mir leid: Ich kann diese Dinge einfach nicht mehr übersehen. Und ich kann und will da auch nicht mitmachen.
Führen Sie sich bitte noch einmal das Denkmuster vor Augen, das da heißt: Wer sündigt, wird vom lieben Gott bestraft. Bevor wir dieses Denkmuster transformieren, werde ich Ihnen erklären, warum wir uns mit diesen sieben Worten auseinandersetzen müssen. Dieser Sieben-Worte-Bau ist die Grundlage unserer
geistigen Existenz, unserer Triebe und unseres Willens, unseres sozialen Verhaltens, unserer Moral und ethischen Einstellung, unserer
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