Lass los was dich festhaelt
hatten. Jeder Morgen sieht uns ein bisschen älter und ein Stückchen weiter auf dem Lebensweg, der ebenso endlich ist wie unsere tägliche Kraftreserve.
Wenn Sie die letzten Zeilen aufmerksam gelesen haben, müsste jetzt eigentlich eine finale Erkenntnis in Ihnen aufgestiegen sein: Wenn es das ewige Hin und Her der Entscheidungen ist, das mich täglich meine Lebenskraft kostet, dann muss dies auf der Stelle reduziert werden!
Ganz richtig erkannt, diese Notwendigkeit. Und nun geht es nur noch darum, das Problem zu analysieren und in den Griff zu bekommen. Der Trick, den es zu erlernen gilt, heißt Selbst-Beobachtung. Ab dem Moment, wo Sie gelernt haben, sich selbst zu beobachten (im Gegensatz zu »sich selbst beachten«), können wir uns dem eigentlichen Thema dieses Buches zuwenden, das, wie Sie längst ahnen, »Neukoordination meines neuronalen Systems und Neugestaltung meiner Lebensführung« heißt. Die Kurzform für dieses persönliche »Relaunching« heißt Loslassen.
Wenn Sie sich jetzt bitte noch einmal die drei biografischen Skizzen im ersten Kapitel dieses Buches anschauen, wird Ihnen auffallen, dass dieses persönliche »Relaunching« in nur einem der geschilderten Fälle auf einer rein geistigen Ebene stattgefunden hat, nämlich bei Augustinus. Er ist aber keineswegs der Einzige, der eine solche Kollision mit dem Überbewusstsein,
auch Über-Ich genannt, erlebte. Es kommt auch in der heutigen Zeit durchaus vor, dass ganz unauffälligen Normalbürgern an der Straßenbahnhaltestelle ein solches Erlebnis geschenkt wird, und dann sind diese Menschen genauso erschüttert und fühlen sich genauso fassungslos ausgeliefert wie der junge Augustinus.
Doch was hat sich bei Augustinus denn nun wirklich verändert? Was ist anders geworden an seinem Charakter und an seiner Persönlichkeit?
Geben Sie in eine Kartoffelsuppe fünf Esslöffel Zucker. Bringt dies die ursprüngliche Substanz zum Verschwinden? Genauso war alles, was den jungen Augustinus vorher ausgemacht hatte, auch nachher noch vorhanden. Doch ein Attribut war hinzugekommen, das seine bisherige Lebensform überflüssig, ja sogar unmöglich machte und bewirkte, dass sich sein Empfindungs- und Verstandesvermögen um 180 Grad drehte: ein inspirativer Erkenntnismoment. Auch Sie werden alles behalten, was Sie als die Persönlichkeit ausmacht, die man bis heute gekannt hat, wenn Sie sich auf eine individuelle Transformation auf der geistigen Ebene einlassen. Aber Ihr Umgang mit Ihrer Gedankenwelt wird sich verändern. Das wird sich sehr schnell auf Ihr emotionales Empfinden und Ihre Handlungen auswirken und damit auch auf Ihre Wegbegleiter, auf die materiellen Dinge, mit denen Sie sich umgeben und über die Sie sich definieren (Kleider, Schmuck, Wohnung, Auto usw.) sowie auf die Reviere, die Sie frequentieren (Geschäfte, Restaurants, Erholungsorte usw.).
Dies alles wird entweder sanft und selbstverständlich vor sich gehen oder wie ein Erdbeben. Es kann sieben oder siebzig Jahre oder sieben Stunden und sieben Minuten dauern, bis kein Stein mehr auf dem anderen liegt. Zu Ihrer Beruhigung, Sie werden dann in jedem Fall wissen und fühlen, dass es gut
ist, selbst wenn die anschließenden Räumungsarbeiten aufwendig sein sollten.
Doch kommen wir zum Punkt. Wie erreichen Sie diese unglaubliche Transformation?
Da stellt sich zunächst die Gegenfrage: »Wollen Sie das A-, das B- oder das C-Erlebnis?« Also die sofortige, völlig bewusste und endgültige Veränderung, oder doch lieber das vom Kosmos (den Göttern, den Engeln, der Zeit usw.) unterstützte Modell? Oder wagen Sie gar Version C, bei der Sie nie wissen, aus welcher Ecke der Ball geflogen kommt, ihn aber trotzdem fangen müssen? Vermutlich sind Sie noch unentschlossen, weil Sie noch gar nicht wissen, was denn konkret getan werden muss .
Ich sage es Ihnen: Suchen Sie in Ihrer Gedankenwelt so lange, bis Sie eine nicht emotional verankerte Meinung oder Einstellung gefunden haben, an der Sie seit Jahren (je länger, desto lieber) festhalten. Es ist gar nicht so schwer, solche Stützpfeiler des eigenen Denkgebäudes aufzuspüren. Sie zu verändern gestaltet sich äußerst schwierig, sie auszulöschen ist schier unmöglich. Als Beispiel gebe ich Ihnen ein Denkmuster, das Sie sicher kennen und das man in der Regel als Kind implantiert bekommt, meist via Religionsunterricht. Es heißt: Wer sündigt, wird vom lieben Gott bestraft.
Sagen Sie jetzt nicht einfach, Sie hätten diesen Satz längst aus Ihrem
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