Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
Leute. Ich habe Higgins in Betracht gezogen, aber...«
»Higgins!« entfuhr es Jordan. Die Vorstellung war so absurd, daß er um ein Haar laut aufgelacht hätte.
»Ja, aber Higgins war es auch nicht«, versicherte Fawkes, der Jordans Ungläubigkeit irrtümlich für Mißtrauen hielt. »Higgins hat kein Motiv. Abgesehen davon ist er gar nicht dazu fähig, einen Mord zu begehen. Der Mann war nach der Entdeckung von Nordstroms Leiche buchstäblich außer sich und führte sich noch hysterischer auf als das Spülmädchen. Wir mußten ihm Hirschhornsalz verabreichen.«
»Und wer hat den Wein in der Karaffe nun vergiftet?« fragte Jordan völlig ahnungslos, daß seine Welt kurz davor stand, in Trümmer zu gehen.
»Da wir alle Möglichkeiten ausgeschlossen haben, daß das Gift vor dem Ausflug in die Karaffe gelangte«, erwiderte Fawkes leise, »besteht die einzig logische Erklärung darin, daß der Port während des Ausflugs vergiftet wurde.«
»Das ist völlig absurd«, erklärte Jordan. »Am Fluß waren nur zwei Menschen — meine Frau und ich.«
Fawkes wandte den Blick ab, bevor er antwortete. »Genau. Und da Sie es wohl kaum getan haben dürften, bleibt nur noch - Ihre Frau.«
Jordans Faust donnerte auf die Schreibtischplatte. Langsam und am ganzen Körper zitternd, stand er auf. »Verschwinden Sie!« zischte er gefährlich leise. »Und nehmen Sie die Schwachköpfe mit, die für Sie arbeiten. Wenn Sie nicht in fünfzehn Minuten meinen Besitz verlassen haben, werfe ich Sie höchstpersönlich hinaus. Und falls ich erfahre, daß Sie auch nur ein Wort von Ihren grundlosen Verleumdungen gegen meine Frau verlauten lassen, ermorde ich Sie mit meinen eigenen Händen - so wahr mir Gott helfe!«
Aber Fawkes war noch nicht fertig. Er erhob sich zögernd, war aber klug genug, sich auf Armeslänge von seinem Auftraggeber entfernt zu halten. »Ich bedauere sagen zu müssen, daß es sich keineswegs um grundlose Verleumdungen handelt«, erklärte er bekümmert.
Ein Gefühl unsäglicher Furcht durchfuhr Jordan, als er sich daran erinnerte, wie Alexandra die Karaffe hob und ihn fragte, ob er ein Glas Wein trinken wolle...
»Ihre Frau hat Ihrem Cousin heute vormittag einen weiteren heimlichen Besuch abgestattet.«
Als wolle er leugnen, was sein Verstand widerwillig zu vermuten begann, schüttelte Jordan heftig den Kopf, während Schock, Schmerz und Wut jede einzelne Faser seines Körpers ergriffen.
»Ihre Frau und Ihr Cousin waren bei Ihrer Rückkehr verlobt«, fuhr Fawkes ganz ruhig fort. »Ist es Ihnen nicht eigenartig vorgekommen, daß Ihr Cousin so bereitwillig wieder auf sie zu verzichten schien?«
Der Herzog wandte langsam den Kopf und sah Fawkes an. Schmerz und Wut standen in seinen Augen. Er schwieg. Wortlos trat er an einen Tisch, auf dem eine Karaffe Brandy auf einem silbernen Tablett stand, nahm den Stöpsel ab, füllte ein Glas bis zum Rand und trank es mit zwei Schlucken aus.
»Gestatten Sie mir, Ihnen meine Vermutungen mitzuteilen und zu begründen?« fragte Fawkes hinter ihm leise.
Jordan nickte leicht mit dem Kopf, drehte sich aber nicht um.
»Da Ihr Cousin Lord Townsende von Ihrem Tod am meisten zu gewinnen hat, ist er schon theoretisch der Hauptverdächtige - selbst ohne die zusätzlichen Beweise, die auf ihn deuten.«
»Welche >Beweise«
»Dazu werde ich gleich kommen. Aber lassen Sie mich Ihnen zunächst sagen, daß es die Banditen, die Ihnen vor einem Jahr in der Nähe von Morsham auflauerten, meiner Überzeugung nach nicht auf Ihre Börse abgesehen hatten. Das war der erste Anschlag auf Ihr Leben. Der zweite ereignete sich in den Docks von Portsmouth, als man Sie entführte. Bis dahin lagen Lord Townsendes Beweggründe in dem Wunsch, sich Ihres Besitzes und Ihres Titels zu bemächtigen. Aber inzwischen hat er noch ein zusätzliches Motiv.«
Fawkes machte eine Pause, aber der Herzog verharrte schweigend, und so fuhr er fort: »Dieses zusätzliche Motiv besteht in dem Verlangen nach Ihrer Frau. Und da sie ihn heimlich aufsucht, erscheint mir die Annahme nicht abwegig, daß auch sie ihn heiraten möchte — was ihr aber nicht möglich ist, solange Sie leben. Und das bedeutet, daß Lord Townsende nun eine Komplizin hat: Ihre Frau.«
Fawkes atmete tief durch und sagte dann: »Ich muß jetzt ganz offen sein, auch wenn es Sie verletzt, Euer Gnaden. Schließlich geht es darum, Ihr Leben zu schützen...«
Als der hochgewachsene Mann noch immer schwieg, deutete der Detektiv das als zögerndes
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