Lass sie bluten
Hugo Murray, Fredric und den anderen Jungs davon, dass er schwarze Geschäfte mit Gustaf Hansén betreibt, Konten in Offshore-Unternehmen in Panama eröffnet und so weiter.«
»So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Fredric will ihn gern wiedersehen.«
Carl entgegnete: »Das ist seine Sache. Aber ich finde das Ganze peinlich.«
Hägerström spürte, dass ein Durchbruch unmittelbar bevorstand. JW vertraute nicht nur auf ihn und sah, dass er Kunden akquirieren konnte – JW wollte ihm sogar nahe sein. Jetzt benötigte er nur noch eine winzige Auskunft: wo sie ihre geheime Buchführung verwahrten. Genügend Beweismaterial. Physische Dokumente, die alles belegen würden, was er so trieb.
Sie fuhren über die Brücke nach Nacka hinein. Das Wasser unter ihnen war dunkel. Die Fenster der Villen sahen aus der Ferne wie kleine Teelichter aus. So dicht besiedelt war es hier früher nicht gewesen, als Hägerström noch ein Kind war. Er erinnerte sich noch an die alte Straße nach Värmdö. Damals hatten sie zwei Stunden benötigt, um nach Avesjö zu gelangen. Heute dauerte es eine Dreiviertelstunde.
JW wandte sich ihm zu. Fixierte ihn mit dem Blick. Seine Stimme war todernst. »Warum, Martin? Warum?«
Hägerström fragte sich, was er meinte.
»Warum?«, fragte JW erneut. »Warum hast du als Polizist und als Aufseher gearbeitet, wenn du doch all das hier hast.«
»Wie meinst du das?«
»Du hast alles, wovon man nur träumen kann. Geld, Freunde, Traditionen. Warum hast du dann diese Arbeit gemacht?«
Hägerström fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich habe meinen Bruder, und ich habe gewisse Traditionen, was weiß ich. Aber du musst wissen, dass ich kein Geld habe. Ich bin praktisch gesehen blank. Das Einzige, was ich besitze, ist meine Eigentumswohnung, und auf die habe ich eine beträchtliche Hypothek aufgenommen. Vor ein paar Jahren habe ich eine ziemlich dumme Sache gemacht. Ich will lieber nicht darauf eingehen, aber die Folge ist, dass ich kein Geld beiseitelegen konnte. Im Gegenteil, ich brauche dringend Knete.«
JW lehnte sich zurück. »Aber dennoch, wenn ich du wäre, würde ich nicht als Aufseher arbeiten.«
»Nein, aber das tue ich ja auch nicht mehr.«
»Du brauchst also Geld?«
Hägerström lächelte schief. »Mehr denn je.«
JW entgegnete: »Ich habe vielleicht einen Job für dich. Es ist absolut simpel. Das Einzige, was du tun musst, ist, einen Koffer für mich an einen bestimmten Ort zu bringen. Du bekommst dreißig Riesen dafür.«
54
Natalie gemeinsam mit Sascha in einem gemieteten Passat. Auf dem Weg zu Hertz in der Vasagata.
Nicht, um den Wagen zurückzugeben. Auch nicht, um sich zu beschweren. Stattdessen: um herauszufinden, ob Hertz Mitte April einen grünen Volvo vermietet hatte, und wenn ja, an wen.
Der Hintergrund: Natalie hatte sich in der letzten Zeit noch über zehnmal die Überwachungsfilme angeschaut. Das Nummernschild des grünen Volvo war nicht zu erkennen. Aber als sie letzte Woche auf dem Hotelbalkon gestanden und gesehen hatte, wie JW mit einem Mietwagen abgeholt wurde, hatte es Klick gemacht: ein Aufkleber von Hertz an der Heckscheibe des Wagens. Bei dem dunklen Fleck an der Heckscheibe des grünen Volvo könnte es sich um genau so einen Aufkleber handeln.
Gestern waren sie bei Avis gewesen. Aber sie sagten, dass sie keine grünen Wagen in ihrer Flotte hätten. Vorgestern waren sie bei Europcar. Sie hatten Volvos in ihrer Flotte. Natalie drängte sie, machte Ärger, drohte ihnen – wir müssen erfahren, ob Sie im April einen grünen Volvo vermietet haben. Es dauerte mehrere Stunden. Sie suchten in ihrem Archiv, sahen in ihren Datenbanken nach. Europcar stellte schließlich fest: Wir hatten zwar grüne Volvos im April, aber sie standen alle oben in der Norrlandsgarage.
Natalie gab nicht auf, deswegen waren sie heute zu Hertz unterwegs.
Heute Morgen hatte außerdem Thomas angerufen. Er hatte die Ergebnisse von den DNA -Proben bekommen, die er in Auftrag gegeben hatte. Von den Fingerabdrücken, die Forensic Rapid Research im Black & White Inn gefunden hatte.
Er wollte es nicht am Telefon besprechen. Sie würden sich so bald wie möglich treffen. Nach ihrem Besuch bei Hertz.
Sascha parkte den Wagen. Auf dem Bürgersteig war Parkverbot. Sascha war sowieso pleite – sollte er doch ein Knöllchen riskieren.
Er ging zuerst ein paar Schritte umher und sondierte das Terrain. Das Hertz-Büro lag fünf Meter entfernt.
Dann die Sache mit Marko. Der Krieg gegen
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