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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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sich nach Pravat. Er hasste es, dass seine Sehnsucht langsam zum Normalzustand wurde.
    Er musste an seinen Vater denken. 1996 war Hägerström seit einem Jahr Polizeiassistent. Er hatte Christopher kennengelernt, einen Typen, den er ein paarmal in einem Klub auf dem Sveaväg getroffen hatte. Sie tanzten zusammen, tranken Drinks mit Wodka und fuhren nach Hause zu Hägerström, um zu ficken. An einem Wochenende im November nahm Hägerström Christopher mit nach Avesjö. Es war noch vor der Zeit, als Carl das Haus übernommen hatte. Im Winter stand es mehr oder weniger leer. Sein Vater bat den Aufseher dort draußen, einmal in der Woche regelmäßig nach dem Rechten zu sehen, das war alles.
    Hägerström holte Christopher vor seiner Wohnung in der Tulegata ab. Er war schmal gebaut und hatte blondiertes Haar sowie etwas leicht Tuntiges, das Hägerström gefiel.
    Sie fuhren hinaus nach Värmdö, und Hägerström ließ im Wagen die Back Street Boys laufen. Er fasste die Musik mit einer gewissen Ironie auf. Zwinkerte Christopher zu.
When we

re alone, girl, I wanna push you up / Can I get it?
    Hägerström schaltete die Alarmanlage des Hauses aus. Sie machten Licht. Richteten sich ein. Zum Abendessen kochten sie etwas Asiatisches. Christopher meinte, dass er ABC trinken wollte –
Anything but chardonnay
. Hägerström holte ein paar Flaschen Sauvignon blanc aus dem Weinkeller seines Vaters. Sie unterhielten sich über ihren jeweiligen Umgang mit ihrer Sexualität. Darüber, wann sie ihre ersten Erfahrungen mit Männern gemacht hatten. Welche Lokale in Stockholm okay und welche eher
dirty
waren.
    Abends legten sie sich ins Bett im Schlafzimmer von Hägerströms Eltern. Sie streichelten sich gegenseitig. Wälzten sich im zwei Meter breiten Bett herum und küssten sich. Sie schlossen die Augen und tasteten sich voran.
    Christopher zauberte eine Tube mit Gleitmittel hervor. Sie liebten sich.
    Mittendrin hörte Hägerström plötzlich Geräusche im Erdgeschoss.
    Er sprang aus dem Bett.
    Unten rief jemand: »Hallo?«
    Er rief zurück: »Wer ist da?«
    »Göran. Bist du es, Martin?«
    Hägerström zog sich blitzschnell die Unterhose an. Verließ das Schlafzimmer.
    Er rief: »Ich komme runter.« Flüsterte Christopher zu, er solle das Schlafzimmer verlassen.
    Doch es war zu spät. Sein Vater stand bereits auf der Treppe.
    Hägerström fing ihn im Flur des Obergeschosses ab.
    »Was machst du denn hier?«
    Hägerström antwortete: »Ich bin mit einem Kumpel hier. Habe schon geschlafen. Ich wusste gar nicht, dass du heute Abend vorhattest herauszukommen.«
    Sein Vater betrachtete ihn. Schüttelte den Kopf. »Du hast schon geschlafen? Es ist doch gerade mal halb neun.«
     
    Zurück im Flieger. Hägerström vermisste seinen Vater. Auch wenn sie sich nicht besonders ähnelten und nie intensiver miteinander unterhalten hatten, war die Liebe seines Vaters bedingungslos. Doch es war nicht so, dass er je ein Wort darüber verlor. Sein Vater sprach nicht in dieser Weise über Gefühle. Aber er ließ es ihn spüren – in der Art und Weise, wie er mit seinen Kindern sprach, wie er sie anschaute, sie umarmte, wenn sie sich länger nicht gesehen hatten.
    Hägerström musste erneut an Javier denken. Die Tätowierungen auf seinem sonnengebräunten Rücken, die braungebrannten Arme. Sein Lachen. Er wollte eigentlich gar nicht an ihn denken, aber er konnte es nicht bleiben lassen.
    Er hatte das Gefühl, ihn gerade jetzt zu brauchen.
     
    Das Flugzeug landete pünktlich. Hägerström wartete auf seine Reisetasche. Sie wirkte unberührt; als Kontrollmechanismus hatte er ein Stück Klebeband über die Öffnung geklebt. Er rollte sie ohne Probleme durch den Zoll.
    Der Schnellzug fuhr eine Viertelstunde später ein. Es dauerte weniger als eine Stunde bis nach Schaan-Vaduz.
    Im Zug döste er ein. Die Sitze waren absolut bequem.
    Als er ankam, ging er direkt zu den Schließfächern im Bahnhof. Er schob die Tüte mit dem Geld ins Fach Nummer 432 und warf vier Euromünzen hinein. Er kaufte sich eine
Vanity Fair
und nahm den nächsten Zug zurück zum Flughafen in Zürich. Setzte sich in ein Café und wartete auf seinen Flieger.
    Der Flug nach Hause war pünktlich. Hägerström hatte innerhalb von weniger als zwölf Stunden zwölfhundert mit DNA präparierte Geldscheine abgeliefert. Von Tür zu Tür.
     
    Als er nach Hause kam, war er müde. Er setzte sich vor den Fernseher. Auf einem Kanal lief ein Tanzwettbewerb.
    Sein Handy klingelte.
    Eine

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