Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
Vom Netzwerk:
Anwaltstitel.«
    »Ich weiß. Aber ich bin keiner, der irgendwelche Schwierigkeiten macht. Wenn Sie mir helfen, werde ich Ihrem Klienten helfen.«
    »Das klingt gut. Aber ich muss wissen, ob es sich für mich ebenfalls lohnt.«
    Jorge legte einen Briefumschlag auf den Tisch. Der Anwalt nahm ihn in die Hand. Öffnete ihn vorsichtig und schaute hinein. Befingerte und zählte die Scheine, die Jorge hineingeschoben hatte.
    Er steckte den Umschlag in die Innentasche seines Jacketts.
    »Okay, was für eine Nachricht wollen Sie ihm zukommen lassen?«
    »Er muss dafür sorgen, dass er in die Rechtspsychiatrische Abteilung in Huddinge verlegt wird. Und Sie müssen mich darüber informieren, wann genau das sein wird.«
    Hägerströms Ohren waren größer als die eines Riesenkaninchens. Das Abhörgerät in seiner Jackentasche schien geradezu heißzulaufen.
    Der Anwalt zog die Augenbrauen hoch. »Das Letzte, nämlich dass ich Sie informieren muss, fließt allerdings nicht in unsere Übereinkunft mit ein.«
    Jorge entgegnete: »Vielleicht nicht. Aber wir haben dieses Gespräch auf einem Handy aufgezeichnet. Also ist es wohl Bestandteil unserer Übereinkunft.«

60
    Ivan Hasdic war wieder nach Hause gefahren. Seine letzten Worte: »Ich möchte, dass du weißt, dass du bei uns unten jederzeit willkommen bist, wenn es hier oben nicht so läuft, wie du es dir vorstellst. Wir kümmern uns um dich, bis sich die Dinge hier wieder beruhigt haben.«
    Natalie küsste ihn auf die Wangen. In ihrem Kopf: ein anderes Bild. Eine Hoffnung. Nachdem sie erledigt hatte, was sie tun musste, würde sich alles ziemlich schnell beruhigen. Stefanovics Leute würden aufgeben. Ihre finanzielle Situation würde sich wieder entspannen oder sogar noch besser werden. Ihre Männer könnten sich wieder auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren – Schwarzhandel, Amphetaminverkauf, die normalen Schutzgeldeintreibungen.
    Heute hatte JW vor, alle Hebel in Bewegung zu setzen, seine Telefonate zu führen, seine Mails zu verschicken. An die Affen zu faxen, wie er die Leute dort unten nannte, die sich um die Aktivposten kümmerten. Hoffentlich war es ihm gelungen, alle acht Millionen Euro auf die Konten anzuweisen, die wiederum mit anderen Konten in Verbindung standen, die wiederum zum besagten Konto führten. Einsen und Nullen, die außerhalb jeglicher Kontrollmöglichkeit transferiert wurden. Die Gelder wurden durch derart viele Banken, Geldwechselinstitute, Trusts und Jurisdiktionen geschleust, dass ihr Verbleib schwerer zu lokalisieren war als eine verlorene Kontaktlinse an einem Samstagabend auf dem Fußboden von Hell’s Kitchen. Und außerdem würden alle Spuren zu diesem Gustaf-Hansén-Typen führen. Sein Name fand sich auf unzähligen Unterlagen, die im Zusammenhang mit den ersten Konten in der Kette standen. Viele der Vollmachten, die heute per Fax verschickt wurden, sahen aus, als wären sie von ihm unterschrieben. Ein großer Teil der über das Internet gesteuerten Mausklicks heute: verifiziert mittels diverser Codes, die von ihm angefordert worden waren. Nicht alle würden Hansén verantwortlich machen – aber Natalie würde den Rest erledigen.
    Und dafür verlangte sie zehn Prozent.
    Aber das Wichtigste: Morgen würden sie sich mit den Russen und Stefanovic treffen.
    JW hatte ein Meeting anberaumt. Natalie hatte vor, sich in diesem Zusammenhang den Verräter vorzuknöpfen. Sie wusste auch schon, wie.
     
    Heute Nacht lag sie im Sicherheitsraum.
    Sie konnte nicht schlafen. Das Zimmer war ungefähr zwanzig Quadratmeter groß. Es passten gerade mal ein Schlafsofa, zwei Stühle und ein kleiner Tisch hinein. Das Schlafsofa war ausgezogen: die Matratze hart und unbequem. Sie knipste die Nachttischlampe an und schaute sich um.
    An der gegenüberliegenden Wand waren vier kleine Bildschirme angebracht. Einer zeigte, was die Kamera oberhalb der Haustür filmte: den Kiesweg zum Haus hinauf und das Tor weiter hinten. Der zweite zeigte den Blickwinkel der Kamera oberhalb des Kücheneingangs: die Terrasse, einen Teil des Gartens und die erleuchtete Rasenfläche. Der dritte zeigte die Treppe hinunter zum Hobbyraum. Sie konnte die Bilder ihrer Mutter vom König und das Messinggeländer erkennen. Der Letzte zeigte, was die Kamera direkt vor dem Sicherheitsraum filmte – den Hobbyraum mit dem Sofa, die Leinwand an der Decke und das Laufband. Die Fenster oben an der Wand waren vergittert. In einem Sessel saß Adam mit seinem Handy in der Hand. Er war wach.
    Neben den

Weitere Kostenlose Bücher