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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Jorge Hilfe benötigte. Er sagte, dass er Javier befreien müsse.
    »Hör zu, alle meine Homies sind in Thailand. Ich muss Javier freibekommen. Und ich hoffe, dass er mir dann bei diesem Finnenarsch helfen kann. Und du kannst mir vielleicht auch helfen. Aber zuerst muss Javier draußen sein.«
    Jorge spuckte Hägerström nahezu an, während er redete.
    »Wirst du mir helfen? Ich bezahl dich, sobald ich wieder aus Thailand zurück bin.«
    Hägerströms Herz machte einen Luftsprung. Javier befreien: Er sah Javier und sich selbst zu Hause bei sich. Sie lachten, küssten und umarmten sich.
    Andererseits war es eine vollkommen wahnsinnige Idee. Illegale Befreiungen waren immer gefährlich. Bedeuteten eine Bedrohung, Waffen, Gewalt. Er musste mit Torsfjäll reden.
    Zugleich wusste er bereits, was der antworten würde.
    Er versprach Jorge, über die Sache nachzudenken, und rief Torsfjäll unverzüglich an.
    Der Kommissar hatte die Festnahme von Jorge abgeblasen, als er erfuhr, dass der Finne in unmittelbarer Reichweite war. Aber das hier, ein Befreiungsversuch, kam auch für ihn überraschend. Er fragte, ob Hägerström sicher sei, dass er sie auch wirklich zum Finnen führen würde.
    Hägerström konnte sich nicht hundertprozentig sicher sein, aber immerhin. Jorges Schwester und Neffe befanden sich schließlich in der Gewalt des Finnen. Und Jorge hatte ihm erklärt, dass er die Unterstützung Javiers benötige. Es musste sie zum Finnen führen.
    Und ehrlich gesagt war es Hägerström egal, ob es sie zum Finnen führte. Er wollte Javier unbedingt noch einmal wiedersehen.
     
    Jorge und er saßen im Wartezimmer in einer anderen Kanzlei, bei Skogwall & Partner. Bert T. Skogwall, Javiers Verteidiger, würde sie empfangen.
    Die Wände waren mit Eichenpaneel verkleidet. Auf den echten Teppichen standen englische Ledersessel. Spots an der Decke beleuchteten die alten Gemälde.
    Die Einrichtung des Raumes erinnerte Hägerström an das Wartezimmer seines Vaters.
    Drei Minuten später saßen sie im Eckzimmer der Paradewohnung alias dem Büro des Anwalts. Es lag unmittelbar an der Kreuzung Kommendörsgata Grevgata. Eine Adresse, die Lottie gutgeheißen hätte.
    Das Büro war perfektionistisch eingerichtet. Entweder war Rechtsanwalt Bert T. Skogwall ein Farbengenie, oder er hatte lediglich den richtigen Innenarchitekten beauftragt. Die Wände waren olivgrün. In den Bücherregalen standen juristische Werke, deren Buchrücken unterschiedliche Brauntöne aufwiesen. Einige Regale waren mit matten Glastüren versehen, hinter denen weitere Bücher zu erahnen waren. Auf dem Fußboden lag ein alter Isfahan. Die Tatsache, dass er abgenutzt war, ließ ihn noch teurer erscheinen. Hinter dem Schreibtisch hingen zwei Bilder. Auf beiden waren große runde Farbkreise in unterschiedlichen Nuancen zu sehen. Sie waren möglicherweise von Damien Hirst.
    Hägerström setzte sich. Das Handy in seiner Hosentasche war eingeschaltet.
    Er musste an seinen Bruder denken. Bert T. Skogwalls Auftritt war ein völlig anderer. Carl trug immer einen dunklen Anzug und Krawatten in gedämpften Farbtönen. Der Anwalt, der nun vor Hägerström und Jorge saß, sah offenbar keinen Sinn in der alten Redensart »Im Verborgenen zu wirken«.
    Skogwall hatte ein rosafarbenes Hemd an, gelbe Hosen und eine grüne Krawatte. Seine Manschettenknöpfe waren unsäglich groß, und seine Krawattennadel war mit einem Brillanten bestückt, der aussah wie der in Tin-Tins Verlobungsring. Das heißt mindestens zwei Karat.
    Hägerström dachte: Dieser Anwalt sieht aus, als käme er geradewegs aus Pravats Tuschkasten.
    Jorge fragte: »Wissen Sie, wer ich bin?«
    Bert T. Skogwall hatte einen undefinierbaren Dialekt. »Natürlich. Sie sind Jorge Salinas Barrio. Bekannt durch Ihre letzte Flucht über die Dächer von Stockholm. Gegen Sie wurde ein Haftbefehl erlassen. Neben meinem Klienten Javier sind Sie ein weiterer Verdächtiger.«
    Jorge nickte während der Erklärungen des Anwalts mehrfach.
    »Und jetzt frage ich Sie, was Sie von mir wollen.«
    »Ich will nur, dass Sie Javier eine Nachricht von mir überbringen. Nur zwei Sätze.«
    »Sie wissen, dass er Restriktionen hat?«
    »Ja, ich weiß. Ist das ein Problem?«
    Der Anwalt zwirbelte einen Kugelschreiber zwischen den Fingern. Er sah aus, als wäre er aus Gold.
    »Es kommt drauf an. Es stellt schließlich ein großes Risiko dar, Informationen zu ihm hinein- oder von ihm herauszuführen. Ich riskiere damit meinen

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