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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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minimalistisch. Aktenbündel, Papierstapel, Computer. Briefbeschwerer, Bilder an den Wänden, gerahmte Zeitungsausschnitte.
    Jörn Burtig saß auf der anderen Seite des Tisches. Der Strafverteidiger von Babak Behrang.
    Den Gerüchten im Knast zufolge: einer der besten in der Stadt.
    Sie gaben sich die Hand. Burtig schlug ein Bein über das andere und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    Burtig sagte: »Okay, Jorge. Ich bin etwas in Eile. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, wollten Sie über Babak sprechen. Um was geht es?«
    Der Rechtsanwalt kam nicht aus Stockholm, das hörte man.
    Jorge nahm seine Mütze ab. »Ich kenne Babak gut. Ich heiße Salinas Barrio mit Nachnamen. Wissen Sie, wer ich bin?«
    Der Rechtsanwalt lehnte sich noch weiter zurück.
    »Ich weiß, wer Sie sind. Und da ich es jetzt weiß, muss ich Sie bitten, mein Büro zu verlassen. Wir dürfen uns unter diesen Umständen nicht treffen. Denn Sie sind einer der Tatverdächtigen in derselben Angelegenheit wie mein Klient Babak. Das bedeutet, dass die Polizei nach Ihnen fahndet. Aber das ist nicht das Problem, das kann ich Ihnen versichern – ich habe keinerlei Probleme damit, mich mit gesuchten Personen zu treffen. Nein, das Problem besteht darin, dass Babak mit Restriktionen in Haft sitzt. Das bedeutet, dass er weder irgendwelche Informationen von außen erhalten noch herausgeben darf, die mit seinem Prozess in Verbindung stehen. Und ich darf es auch nicht für ihn übernehmen. Also bei allem Respekt, ich muss Sie bitten zu gehen.«
    »Ich weiß sehr wohl, was Restriktionen sind, das können Sie mir glauben.«
    »Gut, dann wissen Sie auch, dass ich gegen die ethischen Regeln der Rechtsanwaltsvereinigung verstoße, wenn ich Babak irgendetwas übermittle und außerdem das Risiko eingehe, meinen Rechtsanwaltstitel zu verlieren.«
    »Aber ich darf ja wohl sagen, was ich will, und Sie können dann selbst entscheiden, oder?«
    »Nein, ich will am liebsten gar nichts hören. Denn dann gerate ich in einen Konflikt mit anderen Rechtsanwaltsregeln, unter anderem mit der Loyalität gegenüber meinem Klienten. Verstehen Sie? Das bringt nur Probleme mit sich. Sie müssen gehen. Und zwar sofort. Es tut mir leid.«
    Jorge wusste nicht, was er machen sollte. Das Rechtsanwaltsschwein verpasste ihm geradewegs eine Abfuhr. Was für ein Arschloch.
    Er sagte: »Aber hören Sie mir doch wenigstens zu.«
    Der Rechtsanwalt stand auf. »Nein, danke.«
    Jorge wurde lauter. »Ich weiß, dass Babak eine Person namens Der Finne übel angelogen hat. Aber richten Sie Babak Folgendes aus: Ich will, dass er das zurücknimmt, was auch immer er zu ihm gesagt hat. Ich will, dass er den Finnen dazu bringt, aufzuhören mich zu verfolgen.«
    Der Rechtsanwalt hielt die Tür auf.
    Jorge fuhr fort: »Ich bin bereit, Babak zu helfen, wenn er das tut. Sagen Sie ihm, dass er dafür sorgen soll, krank zu werden und nach Huddinge zu kommen. Sagen Sie ihm nur das, dann erledige ich den Rest.«
    »Nein, danke. Jetzt bitte ich Sie zu gehen.«
    Der Rechtsanwalt ergriff Jorges Arm.
    Jorge stand auf. Widerwillig. »Sagen Sie ihm, dass er nach Huddinge kommen soll und dafür hundert Riesen bekommt.«
    Jorge hielt ihm das Handy hin. Das Foto mit dem Geld schwebte vor Burtigs Gesicht.
    Der Rechtsanwalt schob Jorge hinaus.
    Jorge sagte: »Und Sie selbst bekommen fünfzig Riesen.«
    Rechtsanwalt Jörn Burtig schaute das Foto noch nicht einmal an.

59
    Sie hätten Jorge bereits gestern festnehmen können, als Hägerström ihn getroffen hatte. Jorge hatte ihm erzählt, was passiert war. Offenbar hatte Babak Scheiße über Jorge verbreitet. Und das Ganze war in irgendeiner Weise aus dem Gefängnis heraus durchgesickert. Die Scheiße war big time in die Klimaanlage geraten. Und ein verrückter Schwachkopf, der sich Der Finne nannte, hatte seine Schwester und seinen Neffen gekidnappt.
    Jorge hatte versucht, mit Babaks Anwalt zu reden, der ihm lediglich die kalte Schulter zeigte. Und jetzt befand er sich am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Hägerström sah es an seinem Blick, seine Augen waren blutunterlaufen, weit aufgerissen und starrten ins Leere. Verzweiflung gekoppelt mit Panik.
    Torsfjäll war völlig außer sich vor Glück. Jetzt würden sie zusätzlich noch den Finnen festnehmen können. Das wäre für die Stockholmer Polizei ein Riesenerfolg. Und eine garantierte Beförderung für Hägerström. Ein enormer Sieg für die Gesellschaft über das Verbrechen.
    Aber es war nicht der Finne, weswegen

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