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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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zuvor.
    »Wie zum Teufel sind Sie nur auf die Idee gekommen, auf einen Gefangenentransport zu schießen?«
    Hägerström hielt in seinen Gedanken inne. Torsfjäll hatte einen völlig anderen Tonfall als sonst.
    »Es war ein Teil des Jobs.«
    »Es ist nie ein Teil des Jobs, wenn man ein Verbrechen dieser Art begeht.«
    »Nee. Aber was meinen Sie mit Ihrer Aussage, dass es nichts über meine Rolle als UC -Operateur zu sagen gibt?«
    »Sie sind es schließlich nie gewesen. Sie wurden von der Polizei entlassen. Sie waren die ganze Zeit über Zivilist.«
    »Wovon zum Teufel reden Sie da?«
    »Ich rede darüber, was wir die ganze Zeit gesagt haben, nämlich dass Sie von der Polizei gekündigt wurden. Oder?«
    »Das hatten wir nicht ausgemacht. Mit wurde formell gekündigt. Aber informell habe ich weitergearbeitet.«
    Torsfjälls Augen waren leer. Er machte nicht einmal Anstalten, Hägerströms Blick zu begegnen.
    »Innerhalb der Polizei gibt es diese Unterscheidung nicht.«
    Hägerström hörte seine eigenen Atemzüge.
    Torsfjäll sagte: »Es war ein Teil der Abmachung, nicht wahr? Sie sind diverse Risiken eingegangen. Dafür bin ich Ihnen dankbar. Aber Sie wussten schließlich, auf was Sie sich einließen. Sie müssten eigentlich verdammt froh sein, nicht noch aufgrund weiterer Delikte verurteilt zu werden. Überlegen Sie selbst: schwere Hehlerei, schwere Körperverletzung, Begünstigung eines Straftäters. Sie könnten noch viel mehr Jahre für all diese Vergehen bekommen.«
    Hägerström entgegnete: »Das ist doch völliger Blödsinn.«
    Der Kommissar stellte ein Miniaufnahmegerät auf den Tisch. Drückte auf die Starttaste.
    Eine Aufzeichnung. Hägerström hörte seine eigene Stimme mitten in einem Satz. Dann war Torsfjälls Stimme zu hören: »Sie sind nicht länger Polizist, Sie sind Kriminalbeamter im Strafvollzug mit einem Auftrag. Sie müssen ohne jegliche Immunität auf eigene Faust agieren.«
    Der Kommissar schaltete das Aufnahmegerät ab. »Ich habe Sie schließlich darüber informiert, dass Sie nicht länger Polizist waren.«
    Hägerström starrte ihn lediglich an. Er konnte sich an diese Unterhaltung erinnern. Aber er hatte sie damals völlig anders gedeutet.
    Torsfjäll fuhr fort: »Und das werden Sie auch verstehen, denn wenn ich zugeben würde, diesen Auftrag erteilt zu haben, können wir nie wieder eine derartige Operation durchführen. Außerdem würde es meine Karriere ruinieren, wenn es herauskäme. Und das wäre schade.«
    Der Kommissar war ein schlauer Fuchs.
    Hägerström hatte lediglich noch eine Frage: »Was ist aus JW geworden?«
    Torsfjäll richtete sich auf.
    Er sagte: »Ihr Fehler.«
     
    Zurück in der Zelle. Hägerström war ein Idiot gewesen.
    Aber, dafür, dass er nicht mehr bei der Polizei angestellt gewesen war, war er einigermaßen davongekommen, genau wie Torsfjäll es sagte.
    Hägerström hätte den Ermittlern klarmachen können, dass er als UC -Operateur gearbeitet und die ganze Zeit über angenommen hatte, weiterhin bei der Polizei angestellt gewesen zu sein und lediglich auf Anweisungen von Kommissar Lennart Torsfjäll agiert hatte. Aber wie groß war die Chance, dass sie ihm glauben würden? Der Versuch, Mails oder SMS von Torsfjäll aufzutun, war zwecklos, da sein Laptop und sein Handy beschlagnahmt worden waren. Torsfjäll hatte wahrscheinlich sowieso längst alles Wichtige gelöscht.
    Er hätte versuchen können, die Ermittler davon zu überzeugen, dass er zumindest ein ziviler Informant gewesen war. Aber damit verhielt es sich ähnlich. Wie groß war die Chance, dass sie ihm glauben würden?
    Und es gab noch einen weiteren wichtigen Grund, es lieber nicht zu versuchen. Wenn er sich auf seine Rolle als Informant festlegte, würde er ein anderes Risiko eingehen: ein enorm hohes Kopfgeld. JW , Jorge, Javier und die anderen würden jeden Preis bezahlen, um ihn ermordet, plattgemacht, tot zu sehen.
    Ohne Torsfjälls Unterstützung im Hinblick auf eine geschützte Identität würde er ein leichtes Opfer sein.
    Es war eine höllische Wahl. Entweder er verlegte sich auf seine Rolle als Informant und käme somit schneller aus dem Gefängnis, müsste jedoch den Rest seines Lebens mit Morddrohungen leben. Oder er schlüpfte in die Rolle des Kriminellen und musste den Rest seines Lebens mit diesem Ruf leben.
    Er kam zu dem Schluss, dass es besser wäre zu schweigen. So zu tun als ob. Eine Rolle zu spielen.
    Also sagte er gegenüber den Polizisten nichts.
    Er erklärte nie, wie sich sein

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