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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Bündel mit Fünfhundertern, zumindest obendrauf.
    Der Kappentyp blätterte die Bündel nicht durch. Sie hatten ja bereits Jorges MMS gecheckt, auf der viele Scheine zu sehen waren.
    Der Typ rief dem Finnen zu: »Das geht okay.«
    Die leise Stimme des Finnen: »Gut.«
    Jorge sah, wie Paola und Little-Jorge auf ihn zukamen.
    Noch acht Meter.
    Fünf Meter.
    Der Kappentyp blieb neben der Tasche stehen. Einen Meter von Jorge entfernt.
    Paola und Jorgito jetzt noch zwei Meter von Jorge entfernt.
    Er streckte seine Hände nach dem Jungen aus.
    Nahm ihn in die Arme. Jorgito war durchgefroren.
    Er begann zu weinen.
    Der Kappentyp nahm die Tasche hoch. Ging zurück zum Finnen.
    Jorge trug den Kleinen zum Wagen, während er Paola vor sich herschob.
    Der Citroën war im Licht des anderen Wagens deutlich zu erkennen.
    Nur noch wenige Meter.
    Er hörte die Stimme des Finnen. »Was zum Teufel ist das denn hier?«
    Er öffnete die Wagentür. Stieß Paola hinein.
    Versuchte Little-Jorge mit seinem Körper Deckung zu geben.
    Der Finne schrie. »Du kleine Hure. Das Geld ist ja gar nicht echt!«
    Geräusche. Weitere Scheinwerfer.
    Schüsse, die durch die Luft hallten.
    Jorge warf sich gegen den Wagen.
    Die Geräusche hallten von überall wider.
    Er spürte einen Schmerz im Rücken.

68
    Sie hatten inzwischen anderthalb Stunden gewartet. JW hatte vorher gemeint, dass sie dort oben in zwei Stunden fertig sein müssten.
    Hägerström spürte die Spannung, die in der Luft lag. Die Sofagruppen vibrierten förmlich vor Nervosität. Wenn man ein brennendes Streichholz ins Hotel geworfen hätte, wäre es wie eine Atombombe explodiert.
    Er versuchte sich zu entspannen. JW lief die ganze Zeit herum und telefonierte.
    Hägerströms Gedanken schweiften ab.
    Hin zum Küchenfußboden in seiner Wohnung in der Banérgata. Pravat war zwölfeinhalb Monate alt. Sie hatten ihn gerade aus dem Norden Thailands abgeholt.
    Hägerström lag auf dem Rücken. Anna war einkaufen gegangen.
    Er ließ Pravat auf sich herumklettern. Sich mit seiner Hilfe an ihm hochziehen. An ihm festhalten.
    Pravat gluckste, machte da-da-da und plapperte in seiner Kindersprache vor sich hin. Er trug Höschenwindeln und einen gestreiften Pulli von Polarn & Pyret. Hägerström spürte seine kleinen Hände und Fingernägel an seinen Armen. Es war eines der besten Gefühle, die es gab.
    Er schob seinen Körper vorsichtig zur Seite. Pravat hielt sich an ihm fest, stand jedoch relativ sicher auf den Beinen. Hägerström schob sich noch etwas weiter von ihm weg. Plötzlich ließ Pravat ihn los. Reckte seine Arme geradewegs in die Luft, beugte die Knie und streckte dann die Beine durch. Er stand selbständig auf. Ganz alleine.
    Hägerström jubelte innerlich. Pravat lachte; seine Leistung schien ihm selber nahezu bewusst zu sein. Sich zum ersten Mal in seinem Leben allein aufgerichtet zu haben.
    Hägerström schaute auf und ließ seinen Blick über die Lobby schweifen.
    Die Aufzugtüren öffneten sich.
    Natalie Kranjic kam heraus. Sie trug einen dunklen Mantel.
    Sie ging auf JW zu.
    Hägerström hörte sie sagen: »Wir sind fertig.«
    Bewegung auf den Sofas. Diverse Männer standen auf. Schauten zu Natalie und JW rüber.
    Warteten auf ein Signal. Was geschah nun?
    Natalie sagte nichts weiter. Sie winkte Adam zu sich. Der groß gewachsene Typ kam auf sie zu.
    Sie gingen zusammen in Richtung Ausgang.
    Hägerström registrierte, wie sich die Beamten in der Lobby rasch in Position brachten.
    Es war an der Zeit.
    Er sah, wie die Zivilfahnder neben dem Aufzug tief Luft holten. Er meinte leise Kommandos in den Ohrstöpseln der Männer des Einsatzkommandos zu hören, die draußen warteten. Er vernahm den Geruch von Stress, wusste jedoch nicht, ob er von den Polizisten oder den Mafiosi kam.
    Natalie und Adam gingen durch die automatischen Eingangstüren hinaus.
    In dem Moment brach es los.

69
    Natalie war fertig. Adam ging ein paar Schritte vor ihr aus dem Hotel.
    Draußen war es Nacht. Auf dem Hotelparkplatz linker Hand standen viele Autos.
    Adam signalisierte ihr. »Dort steht mein Wagen.«
    Ihre Hände begannen zu zittern. Die Anstrengung, ganz entspannt durch die Hotellobby zu gehen, machte sich jetzt bemerkbar.
    Sie hatte sich selbst sorgfältig begutachtet, bevor sie hinunterfuhr. Ihre Hand und ihr Unterarm waren nicht ganz unerwartet blutig geworden. Sie wusch sich in der Toilette im Korridor, bestimmt fünf Minuten lang. Inspizierte jeden Millimeter, bis sie hundertzehn Prozent rein von

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