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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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meinte ebenfalls, gute Kontakte in seiner Heimat zu haben, was den Verkauf von schwedischer gestohlener Elektronik betraf. Und er fand es nur gerecht, wenn er den Service mit den Bräuten weiterhin führte – er hatte ihn schließlich auch aufgebaut.
    Natalie dachte: Das Leben würde viel einfacher werden. Sie würden ungestört voneinander agieren. Okay, ihre jeweiligen Märkte würden kleiner werden, aber sie würden sich auf bestimmte Bereiche konzentrieren können. Sie ausweiten. Die Margen erhöhen. Damit würden sie eine wichtige Botschaft an alle Amateure senden, die sich daran versuchten, sich im Stockholmer Dschungel zu behaupten: Kranjic ist immer noch die Dame im Hause.
    Dann dachte sie: Leck mich am Arsch – nie im Leben werde ich einen Deal mit diesem Mann abschließen. Er hat schließlich meinen Vater getötet.
    Stefanovic redete weiter. Der Vorteil: Sie waren nur zu zweit im Raum.
    Natalie war zweiundzwanzig Jahre alt. Schmal. Hübsch. Aber vor allem: eine Frau. In Stefanovics Augen alles andere als bedrohlich. Ihre Männer waren zwar gefährlich. Und ihre Macht könnte ihm auch gefährlich werden. Aber sie allein – Stefanovic hatte sie aufwachsen sehen, war ihr Fahrlehrer gewesen. Ihr Fahrer. Ihr Mann für alles. Ein älterer Bruder.
    Er hatte keine Angst. Er wähnte sich in ihrer Gegenwart sicher.
    Natalie stand auf. Legte ihren Sakko ab. Krempelte sich die Ärmel ihres Shirts hoch.
    Ging um den Tisch herum.
    Stefanovic schaute sie an.
    Sie sagte: »Hör zu, wir werden schon übereinkommen. Und wenn es nur wegen der Russen ist. Lass mich dir in die Augen schauen, aus der Nähe. Lass mich sehen, dass du es ernst meinst.«
    Stefanovic schaute zu ihr auf. Er lächelte.
    »Natürlich meine ich es ernst.«
    Natalie griff nach dem Kamm, den sie in die Gesäßtasche ihrer Hose geschoben hatte. Hielt ihn am oberen Ende, am Kamm, fest.
    Stefanovic sah sie an. Sah, wie sie sich die Ärmel hochgekrempelt hatte. Sah möglicherweise, dass sie einen schmalen dunklen Gegenstand aus Plastik in der Hand hielt.
    Er fragte: »Was willst du?«
    Natalie stieß ihm den Schaft des Kamms in den Hals.
    Sie spürte, wie er tief eindrang. Stefanovic ruderte mit den Armen.
    Sie wich seinen Bewegungen aus.
    Sie stieß erneut zu.

67
    Es handelte sich lediglich um sechshundert Lachse – bedeutete für den Finnen bestimmt nicht die große Knete.
    Der Kröten wegen hätte der Typ also nicht aussteigen müssen. Dennoch: Der Finnenarsch wollte am Ende nicht mit zwei unschuldigen Leben auf dem Gewissen dastehen. Vor allem: Der Finnenarsch wollte nicht, dass man ihm wegen dieser Sache die Bullen auf die Fersen hetzte. Schweres Verbrechen. Viele Jahre in der Waagschale.
    Jorge hatte damit gerechnet: Der Typ würde sich bereit erklären, ihn zu treffen, nur um die Sache so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
    Risky business
. Schmutziges Business. Keiner wollte sich länger als notwendig an diesem Ort aufhalten.
    Er hörte eine Wagentür zuschlagen.
    Aus dem hinteren Wagen näherte sich jemand.
    Mit langsamen Schritten. Ein Typ. Mit langem Mantel. Dunklen Hosen. Ohne Mütze.
    Der Mann kam näher. Das blendende Gegenlicht brannte Jorge in den Augen.
    Er sah ziemlich belanglos aus. Dünnes helles Haar. Hässliche Himmelfahrtsnase. Verwaschene Augen.
    Um die fünfunddreißig Jahre alt. In zehn Metern Entfernung.
    Er öffnete den Mund: »Mach dich bloß nicht lächerlich. Ich gehe und hol Paola und den Jungen, wenn du losgehst und das Geld holst.«
    Jorge erkannte seine Stimme wieder. Es war der Finne.
    »Okay«, entgegnete er.
    Jorge drehte sich um. Ging zurück zum Citroën.
    Öffnete die hintere Tür. Checkte sein Handy, während er sich hinunterbeugte, um die Tasche mit dem Geld und den gefakten Scheinen rauszuholen. Eine SMS von Javier: »Ich seh euch. Warte darauf, Paola und Little-Jorge auch zu sehen.«
    Gut. Jorge nahm die Tasche heraus. Ging zurück.
    Die Typen mit der Mütze und der Kappe standen noch dort.
    Etwas weiter entfernt hörte er eine leise Stimme. Er sah den Finnen näherkommen. Paola und Jorgito gingen vor ihm her.
    Der kleine Junge war zu dünn angezogen, trug lediglich ein T-Shirt und Jeans. Verdammter Finnenarsch.
    Zehn Meter Abstand. Paola absolut stumm.
    Jorge stellte die Tasche ab.
    »Hier ist das Geld.«
    Der Finne gab den Jungs mit der Hand ein Zeichen.
    Der Kappentyp ging auf die Tasche zu. Beugte sich neben Jorges Füßen runter.
    Öffnete die Tasche. Jorge wusste, was er erblicken würde:

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