Lass und zaubern, Cowboy! (German Edition)
Aufmerksamkeit auf die Bemerkung von dem “Braten in der Röhre”. Die meisten ihrer Freundinnen hätten es als einen derben Ausdruck empfunden, die nur in den unteren Gesellschaftsschichten verwendet wurde. Doch aus Chads Mund klang es beinahe zärtlich.
Sie verscheuchte diesen Gedanken und rief sich in Erinnerung, dass er sich über ihren Protest gegen einen Arztbesuch einfach hinweggesetzt hatte. Offenbar hatte er viel mit Mike gemeinsam, denn der hörte auch nie auf sie.
Kristen schaute aus dem Fenster auf die karge Wüstenlandschaft, die Las Vegas umgab. Was würde Mike tun, wenn er erfuhr, dass sie Chad geheiratet hatte? Sie enterben? Der Gedanke an seine Missbilligung machte sie traurig.
Sie war Mikes einziges Kind, wenn auch leider nur eine Tochter statt des Sohnes, den er sich gewünscht hatte. Das war gleich die erste Enttäuschung gewesen, die Kristen ihm beschert hatte. In den siebenundzwanzig Jahren seither hatte sie seinen Ansprüchen nie gerecht werden können. Nie war es ihr gelungen, seine Achtung und Liebe zu gewinnen. Und nach ihrer Blitzhochzeit mit einem Mann, den Mike ablehnte, würde sie wohl nie mehr einen anerkennenden Blick von Mike erleben, weder für sie noch für irgendetwas, was sie erreichte. Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle.
“Was ist los?” Chad legte seine Hand auf ihre. “Mach dir keine Sorgen.” Er verflocht seine Finger mit ihren und drückte sanft ihre Hand. “Wir werden das gemeinsam durchstehen. Ich werde für dich da sein, Liebling.”
Kristen schluckte hart. Wieso schmolz sie jedes Mal dahin, wenn er mit dieser leisen, sinnlichen Stimme auf sie einredete? “Ich glaube, ich bin nur ein bisschen müde”, log sie, da sie ihm nichts erklären wollte, was sie selbst noch nicht verstand. “Es wird schon wieder.”
Chad ließ ihre Hand los und löste ihren Sicherheitsgurt. “Komm zu mir, und lehn deinen Kopf an meine Schulter. Du siehst aus, als könntest du ein wenig Schlaf gebrauchen.”
“Das geht nicht.”
“Du fühlst dich nicht gut.” Er streichelte ihre Wange. “Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Wenn du ein wenig schläfst, geht es dir vielleicht besser.”
Plötzlich wich sämtliche Energie aus ihr. “Na ja, aber nur für ein paar Minuten.” Als sie zu ihm rutschte und sich mit dem mittleren Sicherheitsgurt wieder anschnallte, legte Chad ihr den Arm um die Schulter. Sie schmiegte den Kopf an seine Schulter, was ihn mit tiefer Zufriedenheit erfüllte. “So ist es gut, Liebling. Entspann dich, und versuch zu schlafen.”
Kurz nachdem sie die Augen zugemacht hatte, ging ihr Atem gleichmäßig und signalisierte ihm, dass sie eingeschlafen war.
Chad schaltete den Temporegler ein und änderte die Winkeleinstellung des Lenkrads. Er legte das linke Handgelenk darauf und lehnte sich bequem zurück. Sie hatten eine lange Fahrt vor sich. Es gab vieles, worüber er nachdenken musste, und ihm blieben mehrere hundert Meilen Zeit dafür.
Obwohl Kristen sich noch immer nicht für ihn erwärmen konnte, hatte er nach ihrer Ohnmacht im Hotel eine eigenartige Verletzlichkeit an ihr bemerkt. In ihrem Verhalten war eine Unsicherheit gewesen, die er mit der Eisprinzessin niemals in Verbindung gebracht hätte. Als er erwähnt hatte, man könnte ihre Berichte über die Vorstellungsgespräche doch auch per Fax an ihren Vater schicken, war sie kreidebleich geworden.
Mike Lassiter war ein Stier von einem Mann, der teure Anzüge mit so viel Stil und Klasse trug, dass es über seine wuchtige Erscheinung hinwegtäuschte. Doch das war es nicht, was auf Chad einen bleibenden Eindruck gemacht hatte. Es war die offene Feindseligkeit gewesen, die Lassiter bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen sie sich begegnet waren, ihm gegenüber gezeigt hatte. Dabei konnte Chad sich nicht daran erinnern, sich jemals mit dem Mann unterhalten zu haben. Aus irgendeinem Grund jedoch hatte Lassiter ihn mit Abscheu betrachtet, wann immer sein Blick auf ihn gefallen war.
Chad strich abwesend über Kristens seidige Haare. Ihrer ängstlichen Miene nach zu urteilen, war an den Gerüchten über Lassiter wohl etwas dran. Die Vorstellung, ihrem Vater gegenübertreten zu müssen, war ihr offenbar unerträglich. Im Lauf der Jahre hatte Chad einiges von Mike Lassiter und seinem Perfektionsanspruch gehört; niemand konnte seinen Erwartungen gerecht werden. Es ging außerdem das Gerücht, dass seine Frau gestorben war, weil sie so unglücklich gewesen war.
Chad betrachtete seine schlafende
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