Lass uns unvernünftig sein: Roman (German Edition)
augenblicklich in Alarmbereitschaft war, sobald sie in seine Nähe kam.
Aber Anabel schien sich seines Dilemmas nicht klar zu sein. Sie fasste ihn weiterhin an, schmiegte sich an ihn, kam ihm viel zu nahe. In diesem Moment umfasste sie seinen rechten Oberarm und sagte: »Das Erste, was ich gekauft habe, als Nicki geboren wurde, war eine Videokamera.«
Gil, der mit der freien Hand Nicki hielt, die auf wackeligen Beinen stand, sah Anabel an. »Du hast Videobänder von ihr?«
»Stunden und Stunden an Material. Ihre Geburtstage, Weihnachten, sogar ein paar Aufnahmen aus dem ganz normalen Alltag. Es gibt eine wirklich lustige Szene mit ihr im Schaumbad …«
»Bad!«, wiederholte Nicki und hüpfte an Gils Arm auf und nieder. »Bad, Bad!«
Die schrillen Jubelschreie brachten Gils Trommelfell beinahe zum Platzen. »Gehe ich recht in der Annahme, dass sie gern badet?«
»Machst du Scherze? Ich glaube, sie war in einem früheren Leben ein Fisch.« Anabel ließ Gil los und erhob sich. »Und da wir gerade davon reden – ich mache sie besser fertig fürs Bett, bevor sie ihren toten Punkt wieder überwunden hat. Bad, Buch und Bett – das ist der Ablauf, und eine kluge Frau wirft ein so gut funktionierendes Ritual nicht über den Haufen.«
Plötzlich fiel Gil etwas ein. »Verdammt. Das Bad, das an euer Zimmer grenzt, hat nur eine Dusche.«
Nicki warf ihm ein glückliches Lächeln zu und sagte: »Verdammt.«
»Nicole Lane, das ist kein schönes Wort.«
Sie schob sich einen Finger in den Mund, blickte Gil missmutig an und machte es ihm beinahe unmöglich, sich ein Schmunzeln zu verkneifen. »Ich werde es mir merken«, versprach er Anabel, bevor er ihr die Kleine hinaufreichte. »Gib mir nur noch einen Moment, dann habe ich den Computer angeschlossen und kann euch in mein Badezimmer bringen.«
»Dein Badezimmer?«
»Nur da habe ich eine Badewanne.« Er hatte zweieinhalb Badezimmer, aber nur eine Wanne – und zwar in dem Bad, das an sein Zimmer angrenzte. Und er war sich nicht sicher, ob die Wanne für Nicole geeignet war, weil sie so groß war.
Schnell steckte er die restlichen Kabel von Anabels Computer in die dafür vorgesehenen Buchsen und schloss dann alles an einen Überspannungsschutz an. »Das sollte reichen.«
Anabel schaltete den Computer ein, beobachtete, wie ihr Monitor ansprang, und nickte. »Sieht aus, als würde alles funktionieren. Danke. Ich habe nichts wirklich Eiliges zu erledigen, aber wenn ich die Termine für meine Webdesigns einhalten will, darf ich nicht allzu viel Zeit verlieren.«
Sobald Gil neben ihr stand, streckte Nicole wieder die Arme nach ihm aus. »Daddy.«
»Also bin ich offensichtlich dein Packesel, was?« Er spürte, wie die Kleine ihre Ärmchen um seinen Nacken schlang, spürte ihren bloßen Popo auf seinem Arm und fragte unvermittelt: »Sie kann sich doch … kontrollieren, oder?«
»Meistens.«
Als er die Augen aufriss, brach Anabel in Lachen aus. Sie war genauso überschwenglich und sorglos wie seine Tochter. Das gefiel ihm an ihr. »Nimmst du mich gerade auf den Arm?«, fragte er, als er sah, wie ihre grünen Augen vergnügt funkelten.
»Ja, ich nehme dich auf den Arm.« Viel zu vertraulich – wenn man die gesamte Situation betrachtete – hakte sie sich bei ihm unter und ging mit ihm Richtung Flur. »Ohne ihr Windelhöschen wird sie dir schon sagen, ob sie aufs Klo muss.«
Sie gingen den Flur entlang und in sein Schlafzimmer. Gil wurde mit einem Mal bewusst, wie nahe Anabel ihm nachts sein würde. Das Gästezimmer war am Ende des Flurs auf der rechten Seite, und Gils Zimmer lag schräg gegenüber – es war doppelt so groß wie das für die Gäste. Als er die Raumaufteilung damals vorgenommen hatte, war jedoch niemand da gewesen, auf den er hätte Rücksicht nehmen müssen, und deshalb konnte man seine Wahl auch nicht als selbstsüchtig bezeichnen. Das dritte Schlafzimmer wurde größtenteils als Abstellkammer genutzt und beherbergte die vielen Regale mit seinen Büchern.
Er hatte sich bereits Gedanken darüber gemacht, wie er alles umgestalten, die Bücherregale in sein Wohnzimmer stellen und das dritte Schlafzimmer als Spielzimmer für Nicole herrichten konnte. Aber in der Zwischenzeit …
»Ich frage mich, ob wir vielleicht tauschen sollten: Es ist sicher bequemer für dich, in meinem Zimmer zu wohnen, weil es eine Badewanne hat … für Nicole, meine ich.«
Angesichts dieses Vorschlages sah sie ihn verblüfft an. »Unser Zimmer ist doch in
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