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Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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kleine Luftballon mit einer Lampe darin. Vermutlich war das unser Job, hier am Filmset, beim Film überhaupt. Das Leben, das so viel, viel größer war, in einen Film zu packen und es so geschickt zu inszenieren, dass es vergleichbar wurde. Und jetzt hier, in diesem Moment, war es vergleichbar.
    Wir gingen uns umziehen und in die Maske.
    »Es könnte kalt werden«, sagte Gert, der Garderobier, und reichte mir eine Wärmejacke. Eigentlich war es okay mit nacktem Oberkörper zu spielen, immerhin war es fast Sommer und nicht so kalt, aber ich hatte die letzten Tage viel zu wenig geschlafen und mich extrem angestrengt. Ich wurde oft nach einem Dreh krank, das kannte ich schon, man nahm sich zusammen, bis es vorbei war und wenn die Anspannung nachließ, zeigte sich die ganze Erschöpfung. Vielleicht war es aber noch etwas anders. Ich wollte mich nicht von Moon trennen. Ich wollte mit ihr zusammen sein, ihr Schweden zeigen, meine Familie, alles. Natürlich war mir klar, dass sie wieder zur Schule musste, zurück in ihr eigenes Leben, aber ein Teil von mir wollte das nicht anerkennen. Genau wie Ole , ging es mir durch den Kopf.
    Bei der Probe behielt ich die Wärmejacke an und zitterte trotzdem. Moon merkte es und schlang die Arme um mich, in der Szene sollte es umgekehrt sein, aber Uli gefiel es und so drehten wir dann auch. Ohne Wärmejacke zitterte ich noch mehr, langsam machte ich mir Sorgen. Bei jeder noch so kleinen Pause stand Ingrid mit den Wärmejacken bereit. Aber es war nicht die Kälte, die mir zu schaffen machte. In einer längeren Pause ging ich zu Moon legte die Arme um sie und vergrub mein Gesicht in ihrem Nacken. Sie sah zu ihrem Bruder, der mit zum Set gekommen war und im Team gar nicht auffiel.
    »Dein Bruder ist ein netter Typ«, sagte ich und dachte an ihren Vater. Eigentlich auch ein netter Typ, es hatte nur alles falsch angefangen.
    »Ja, finde ich auch«, sagte Moon.
    Ich hätte ihr gerne von Ole erzählt, von meinen Eltern, sogar von Gerion. Irgendwann.
    Ich war vor Moon abgedreht. Das Team klatschte und johlte, und obwohl ich das schon etliche Male erlebt hatte, tat es mir gut. Ich überlegte auf Moon zu warten, die noch ein paar Einstellungen zu drehen hatte, dann entschied ich mich um, denn ich fühlte mich angeschlagen und wollte mich vor dem Abend etwas auf dem Zimmer erholen.
    Peer fuhr mich zurück. Wir unterhielten uns über den Dreh und wie gut alles geklappt hatte. Peer erzählt von dem nächsten Projekt, in einer Woche würde er bei einem anderen Film als Fahrer anfangen.
    »Hast du Aspirin?«, fragte ich ihn, da mir heiß wurde und ich Fieber bekam.
    »Nein. Ich kann dir was besorgen. Soll ich dir nachher was bringen? Ich muss erst noch zurück.«
    »Das wäre nett.«
    Wir waren am Hotel angekommen und ich stieg aus, Peer fuhr sofort weiter. Ich erinnerte mich, dass das Hotel eine Sauna hatte. Manchmal konnte man so eine Erkältung aufhalten. Ich betrat die Hotelhalle, holte meinen Schlüssel und ging zu den Fahrstühlen.
    »Lasse?«
    Ich drehte mich um. Paul Parker . Was machte der hier. Das Abschlussfest? Er war genauso überrascht, mich zu treffen.
    »Was machst du hier?«
    Er klang schon wieder aggressiv.
    »Sorry, ich komme gerade vom Set.« Und um es ganz deutlich zu machen. »Ich drehe hier.«
    »Heimweh? Was für eine Rolle?«
    Was war denn mit dem los?
    »Jack. Wieso?«
    »Jack?« Er raufte sich durch die Haare. Ich sah, wie es in seinem Hirn ratterte. Hatte er denn immer noch keine Ahnung? Wusste er, dass Moon hier mitspielte?
    »Äh, ich würde jetzt auf mein Zimmer gehen ...«, schlug ich vor.
    »Wait!« Er sprang auf mich zu und packte mich am Arm. »Hat sie deswegen gelogen? Weil du hier bist? Wie lange geht das schon?«
    »Wer?«
    Es war nur der Versuch, Zeit zu schinden.
    »Moon natürlich. Wie lange geht das schon?«
    »Wir haben uns zufällig am Set getroffen, es ...«
    »Denkst du, das glaube ich dir? Nach all dem ... ich hätte nicht gedacht, dass du es überhaupt noch wagst ...«
    Wenn es mir nicht so schlecht gegangen wäre, hätte ich vielleicht besser argumentiert oder ihn energischer zurückgewiesen. Jetzt fehlte mir sogar die Kraft, irgendeine Geschichte zu erfinden.
    »Wir spielen hier zufällig zusammen.«
    »Aha. Du willst sagen, zwischen euch läuft nichts? Soll ich jemanden vom Team fragen?«
    Okay, seit gestern war es vermutlich dem Letzten am Set klar geworden, dass Moon und ich verliebt ineinander waren.
    »Schon gut. Wir mögen uns. Das habe ich schon

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