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Lasse

Lasse

Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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Kneipenprügeleien. Und in den letzten Jahren hatten wir gemeinsam trainiert. Normalerweise war ich impulsiv und Gerion hatte die Ausdauer. Aber diesmal war es umgekehrt. Denn es ging hier nicht nur um unseren Kampf, es ging darum, dass ich nicht aufgeben würde. Hier an dieser Stelle in meinem Leben, mit Moon. Ich kämpfte um sie, darum, dass ich überhaupt dazu kam, mit ihr zu sprechen. Um ihr zu sagen, wie wichtig sie mir war. Gerion hatte für diesen Moment trainiert, ich war krank und angeschlagen, aber ich würde nicht aufgeben, bis er aufgab. Ich traf ihn an der Augenbraue, die sofort aufplatzte, sein Auge schwoll zu und sein Anblick erinnert mich an den Kampf mit Ole. Und wieder war da eine ganz klare Erkenntnis. Gerion hatte sich damals weder mit Ole geprügelt noch prügelte er sich jetzt mit mir, im Grunde kämpfte er gegen sich selber. Meine Schläge kamen nur dazu. Und die Schläge, die mich trafen, spürte ich nicht.
    Ich holte wieder aus, aber jemand packte mich von hinten und bog meinen Arm zurück. Ich war Gerion komplett ausgeliefert, doch bevor er zuschlagen konnte, befreite ich mich und ging wieder auf ihn los. Dass sich andere einmischten, machte die Sache nicht besser. Wieder wurde ich gehalten, diesmal sehr viel energischer.
    »Schluss, Lasse!«, zischte mir Peter ins Ohr und Uli sprang ihm bei. Moons Vater und David hielten Gerion. Ich sah Agnes mit einem Fotografen auf mich zukommen, doch er nahm die Kamera nicht auf. Es gab also noch Momente, die tabu waren. Stattdessen warf sich Agnes in einer theatralischen Geste an mich, ich konnte sie noch nicht einmal zurück stoßen, da Peter und Uli meine Arme festhielten. Beinahe hätte ich gelacht. Gerion wurde auch gehalten, wir standen uns wie zwei Gekreuzigte gegenüber. Agnes passte irgendwie in dieses pathetische Bild. Aber wo war Moon? Ich entdeckte sie etwas abseits, Johann hatte die Arme von hinten um sie gelegt. Der Beschützer. Okay . Gerion und ich wechselten einen Blick. Schöne Scheiße . Ein minimales Lächeln spielte um seinen einen Mundwinkel und ich nickte minimal zurück. Wir waren keine Gegner, das Leben war einfach gegen uns.

30     »Welche Blutgruppe haben sie?«
    »Null negativ«, antwortet Gerion für mich.
    »Und Sie?«, fragte die Krankenschwester Gerion.
    »Die gleiche«, antworte ich.
    Sie hatten uns zusammen in die Notaufnahme geführt und verarzteten uns nebeneinander, vielleicht als therapeutische Maßnahme. Und hier schlug uns so viel Missbilligung entgegen, dass wir ganz automatisch zusammenhielten.
    Eine der Schwestern sah mich misstrauisch an. Ich glühte, zwischendurch fröstelte mir.
    »Haben sie etwas zu sich genommen? Drogen?«
    »Aspirin. Zwei Stück.«
    Gerion fuhr zu mir herum und die Krankenschwester, die seine Wunde über dem Auge verarztete, zuckte weg.
    »Waren die für dich?«
    Ich zuckte mit den Schultern, griff in die Tasche und reichte ihm die zerdrückte Packung.
    »Hier. Danke, übrigens.«
    Er nahm die Packung und steckte sie ein. Wir schwiegen, bis ein Arzt kam und erst Gerion und dann mich untersuchte. Ich wurde in einen Behandlungsraum geführt.
    »Die Nase ist gebrochen. Ich würde das gerne röntgen lassen«, sagt der Arzt. Auch ihm war anzumerken, dass er seine Nachtruhe lieber für wirklich wichtige Fälle opferte.
    Vor dem Röntgenraum traf ich Gerion wieder, er saß dort mit einem Zettel in der Hand auf einem der Plastikstühle. Ich ließ mich neben ihn fallen.
    »Was hast du?«
    »Vielleicht die Rippen«, sagte er und sah mich mit einem Auge an, das andere war zugeschwollen. Über dem Auge war er offenbar genäht worden.
    »Du wolltest dich prügeln. Und? Geht es dir jetzt besser?«, fragte ich und er grinste leicht.
    »Irgendwie schon.«
    Mir nicht, aber ich war jenseits von einem echten Gefühl, ich fühlte mich hauptsächlich taub. Moon zusammen mit Johann zu sehen, war der letzte Schlag gewesen. Niemand hätte mir den besser versetzen können, als das Mädchen, das ich liebte. Immer noch. Ich fröstelte wieder.
    »Kannst du mir noch ne Aspirin geben?«
    Gerion nickt. »Dir geht es echt scheiße, oder?«
    Ich schwieg.
    »Lasse?«, sagte Gerion und der Ton seiner Stimme war verändert. »Es tut mir leid. Das - ging zu weit.«
    Ich blinzelte überrascht. Ich wusste, dass Gerion leicht betrunken war, außerdem hatte es ein Test in der Notaufnahme ergeben. Ich kannte seine Stimmungswechsel, wenn er getrunken hatte, doch er klang ernst und nüchtern. Gerion wirkte zerknirscht. Es

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