Lassiter und der Gentleman-Fighter
schüttete er seinem Gegner den Whiskey aus dem Becher mitten ins Gesicht.
Gorham brüllte auf, denn der Alkohol brannte wie Feuer in seinen Augen. Halbblind versuchte er, den Schnaps mit den Ärmeln seines Hemds abzuwischen.
Das war der Moment, in dem Webber zuschlug.
Seine rechte Gerade erwischte den Banditen punktgenau gegen die Kinnspitze.
Die Wucht des Treffers ließ Gorham den Boden unter den Füßen verlieren. Er segelte zwei Yard durch die Luft, bevor er mit dem Rücken voran in den Dreck stürzte.
Obwohl er regungslos liegenblieb, hatte er den Smith & Wesson Schofield noch immer fest im Griff.
Webber wollte sich bücken, um ihm den Revolver aus den Fingern zu hebeln. Aber da waren Morrison und Prescott bereits ebenfalls herangekommen.
»Na warte, du Mistkerl, jetzt gehts dir an den Kragen!«
Den Kopf vornübergebeugt stürmte The Bull seinem Widersacher entgegen. Doch der kannte diese Angriffsmethode schon von ihrer ersten Begegnung in der Scheune und war deshalb in der Lage entsprechend darauf zu reagieren.
Webber trat unmittelbar vor dem Zusammenstoß blitzschnell einen Schritt zur Seite. Es gelang ihm, den Banditen an einem Oberarm zu fassen zu bekommen. Den Schwung geschickt ausnutzend, wirbelte er einmal mit ihm um die eigene Achse, bevor sich sein Griff wieder löste.
Morrison wurde wie eine menschliche Kanonenkugel davon geschleudert.
Er prallte gegen Humphrey, dem es nur mit äußerster Mühe gelang sich auf den Beinen zu halten. Neben dem rechten Vorderrad des Wagens kam Morrisons unfreiwilliger Flug zu einem abrupten Ende.
Webber baute sich sofort wieder in abwartender Kampfstellung auf, so, wie er es schon unzählige Male im Ring trainiert hatte.
Es war der Schrei einer Frau, der in diesem Moment seine Aufmerksamkeit auf sich zog und ihn sich umwenden ließ.
»Um Himmelswillen, was geht hier vor?«
Sarah-Jane kam mit eiligen Schritten heran gejagt.
»Bring dich in Sicherheit!«, rief Webber ihr zu. »Dieses Pack ist zu allem fähig!«
Doch die junge Frau ignorierte seine Warnung. Mit dem Mut einer Löwin stürmte sie auf den Wagen zu, um ihm zu Hilfe zu kommen.
»Halte durch, Stanley! Wenn diese Mistkerle dich nicht auf der Stelle in Ruhe lassen, werde ich ihnen höchstpersönlich die Augen auskratzen!«
»Nicht so schnell, kleine Lady.« Eine Hand krallte sich im Kragen ihres Mantels fest. Humphrey war herangekommen und hielt sie zurück. »Entweder, du bist vernünftig, oder ich muss dir leider die Krallen ziehen.«
»Lass mich los, du Bastard.«
Sarah-Jane versetzte ihm einen Tritt gegen das Schienbein. Als der Bandit daraufhin zusammenzuckte, schlüpfte sie eilends aus dem langen Kleidungsstück. Dass sie nun lediglich in Mieder, Seidenstrümpfen und Stiefeln dastand, kümmerte sie nicht im Geringsten.
Sie setzte an, um zu Webber zu laufen.
Doch Humphrey hatte den Mantel bereits zu Boden geschleudert. Er riss sein Messer aus dem Gürtel. Seine rechte Hand schnappte nach dem Handgelenk der jungen Frau.
»Jetzt ist aber Schluss, verdammt noch mal«, knurrte der Halunke. Er zog sie mit einem harten Ruck zu sich heran. »Wenn du nicht augenblicklich Ruhe gibst, wirst du dein blaues Wunder erleben. Kapiert?«
Sarah-Jane spürte, wie sich ihr der kalte Stahl einer Klinge an die Kehle legte. Trotzdem brachte sie der Bandit damit noch nicht zum Schweigen.
»Gib acht, Stanley! Hinter dir!«
Erst jetzt bemerkte Webber, dass sich Prescott hinterrücks an ihn herangeschlichen hatte. Der Verbrecher hatte den Stock, den er vom Boden aufgesammelt hatte, bereits angehoben.
Webber blieb nicht mehr die Zeit zum Reagieren.
Der Schlag traf ihn so hart am Hinterkopf, dass das Holz daran zerbrach.
Webber wurde für einen Moment schwarz vor Augen. Ohne etwas dagegen unternehmen zu können, sackte er auf die Knie.
Als der dunkle Vorhang schließlich wieder den Blick auf die Umgebung freigab, sah er voller Entsetzen, dass Humphrey Sarah-Jane noch immer fest gepackt hielt.
»Okay, jetzt ist hoffentlich klar, wer bei diesem Spiel die Trümpfe in der Hand hält.« Unter seinem Schnauzbart entblößten sich zwei Zahnreihen, die von langjährigem Tabakkauen eine schlammartige Farbe angenommen hatten.
»Wer … wer sind diese Kerle?«, wollte die rothaarige Lady wissen.
»Geschäftspartner von meinem Onkel«, erklärte Webber. »Offensichtlich scheinen sie zu glauben, dass noch eine Rechnung mit ihm offen ist.«
»Aber wie haben sie unser Versteck gefunden? Sie waren doch noch niemals
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