Lassiter und die Agentin des Trusts
begann. »Wir waren auf ihrer Fährte, hatten die Soldaten hinter uns gelassen, doch dann hat er auf uns gewartet.«
»Wer?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich kenne seinen Namen nicht. Ein großer Mann. Ich hab nie jemanden schneller den Revolver ziehen sehen als ihn.«
Bellaine brauchte ein paar Sekunden, um wieder Luft zu bekommen. Mit ein paar Worten beschrieb sie Lassiter.
»Ja, das war er«, sagte er.
»Konnte Black Fox dir nicht helfen?«
»Auch er hat den großen Mann verfehlt. Dann haben die Blauröcke ihn abgeknallt.«
Lassiter! Ausgerechnet er hatte ihr den einzigen Mann, dem sie in ihrem Leben voll vertraut hatte, genommen. Sie sah, dass Jonah Quaid nicht mehr lange zu leben hatte, deshalb unternahm sie erst gar nicht den Versuch, loszurennen und einen Doc zu holen.
Er hob den Arm und fasste nach ihrer Hand.
»Sie haben ein Kanonenboot, mit dem sie die HORNET auf den Grund des Big Muddy schießen werden«, flüsterte er. »Ich hatte Ihren Dad immer gewarnt, Pendleton zu vertrauen. Er ist ein Versager. Lassen Sie ihn in sein Verderben rennen, Miss Adams, und versuchen Sie, so viel von der alten Adams Company zu retten, wie es geht …«
Seine Stimme war leiser geworden. Sie schluckte heftig, als sie sah, wie ihm der Kopf auf die Schultern sackte und zu atmen aufhörte.
Mit einem leisen Seufzen schloss sie ihm die Augen. Sie blieb noch eine Weile vor dem Sessel mit dem Toten hocken und erhob sich erst, als sie vom Fluss her das kurze schrille Geräusch einer Dampfpfeife vernahm.
Mit ein paar Schritten war sie am Fenster und riss die dunklen Stores zur Seite.
Sie konnte bis zum Fluss schauen und sah den dunklen Rauch, der aus den beiden Schornsteinen der HORNET quoll. Sie wusste, dass sie Bob Pendleton noch aufhalten konnte, wenn sie es gewollt hätte. Doch sie bewegte sich nicht.
»Fahr zur Hölle, Pendleton!«, flüsterte sie.
***
Lassiter erwachte, als die ersten Geräusche in dem kleinen Camp am Ufer des Burnt Creek aufklangen. Es hatte auch in der Nacht kaum abgekühlt, sodass er mit bloßem Oberkörper geschlafen hatte.
Er lächelte, als er den Verband an seinem linken Oberarm betrachtete. Della hatte ihn ihm angelegt, bevor sie ihm noch einen Kuss auf die Lippen gehaucht und sich von ihm getrennt hatte, um in das Zelt zu huschen, in dem sie zusammen mit ihrem Vater schlief.
Als er sich angezogen hatte und sein kleines Zelt verließ, sah er, dass das Morgengrauen noch nicht eingesetzt hatte. Man hatte ein Feuer angezündet, um das einige Männer saßen, Kaffee tranken und ihr Frühstück zu sich nahmen. Fast alle Männer waren schon wach. Er sah Joe Fowler bei den Männern der Besatzung, die dabei waren, die beiden riesigen Kronen von zwei gefällten Bäumen so auf dem flachen Deck zu vertäuen, dass sie den großen runden Geschützturm tarnten.
Er ging zum Feuer, um sich auch einen Kaffee zu holen. Chauncey Campbell hockte bereits dort und nickte dem großen Mann mit einem etwas gequält wirkenden Lächeln zu. Lassiter konnte sich in ihn hineinversetzen. Für Campbell ging es um die Existenz. Wenn auch diesmal die PAC Sieger blieb, hatte er alles verloren, was er sich im Laufe von dreißig Jahren aufgebaut hatte.
Lassiter hockte sich neben ihn. Schweigend sahen sie der Mannschaft bei ihrer Arbeit zu. Chauncey nickte zu Joe Fowler hin und murmelte: »Er scheint wieder ganz der Alte zu sein. Ich hab ihm versprochen, dass er von mir einen Job kriegt, wenn wir die Sache heil überstehen.«
Ehe Lassiter antworten konnte, trat Captain Matt Hathaway ans Feuer, hockte sich neben sie und nahm ebenfalls einen Kaffee.
»Gut geschlafen die paar Stunden?«, fragte er und vermied dabei, Lassiter in die Augen zu sehen. Hatte er etwas von seinem und Dellas Ausflug zur kleinen Bucht des Burnt Creek bemerkt?
»Ich hab kein Auge zugekriegt«, murmelte Chauncey Campbell.
»Kann ich verstehen, Chauncey.« Der Captain schlug ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter.
»Am liebsten wäre ich jetzt auf der YELLOWSTONE ROSE an Bill Yates’ Seite.«
»Er wird die Sache schon schaukeln«, sagte Hathaway. »Er weiß ja, was ihn erwartet.«
Lassiter hob den Kopf, als er sah, wie Della ihr Zelt verließ. Sie hatte ihre Sachen in einem großen Tuch verknotet und wollte es zum Kanonenboot bringen. Er sah, wie Ed Casey, der Steuermann der WAR EAGLE, ihr in den Weg trat und mit dem Kopf schüttelte.
Wütend drehte sich Della wieder um, ging zum Zelt zurück und warf das Bündel hinein. Ihr Blick fiel
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