Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
geklappt, aber gemacht haben wir es. Und die Orgie auch.«
Im November des vergangenen Jahres hatte Murder im Zug Silvia Butti kennengelernt, die in Rom Psychologie studierte. Sie verstanden sich auf Anhieb, denn beide waren Fans von Lazio Rom, mochten Horrorfilme, standen auf Slayer und Iron Maiden, also den guten alten Heavy Metal der Achtzigerjahre. Deshalb chatteten sie schon bald auf msn und trafen sich samstagnachmittags auf der Via del Corso.
Die Idee, Silvia Butti im Wald von Sutri dem Satan zu opfern, stammte von Saverio.
Allerdings gab es da ein kleines Problem. Das Opfer musste Jungfrau sein.
Murder verbürgte sich dafür. »Ihr könnt mir glauben, ich hab alles versucht, um sie zu vögeln, aber da war nichts zu machen.«
Zombie kicherte. »Bist du denn gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie auf so einen Fettsack wie dich vielleicht keine Lust hatte?«
»Idiot, es war ihre persönliche Entscheidung, sie will einfach keusch bleiben. Die ist noch Jungfrau, hundert Prozent. Und wenn nicht, was wäre denn dann, kann mir das mal einer sagen?«
Saverio, Kopf und Theoretiker der Gruppe, machte ein betroffenes Gesicht. »Also, das geht eigentlich gar nicht. Das ganze Opfer wäre hinfällig und könnte sich sogar gegen uns wenden. Wenn die Opfergabe die Höllenmächte nicht zufriedenstellt, könnten sie uns angreifen und vernichten.«
Nach stundenlangen Diskussionen und fieberhaften Recherchen im Internet einigten sie sich schließlich darauf, dass die Jungfräulichkeit des Opfers kein grundsätzliches Problem darstellte. Erst dann arbeiteten die Bestien einen Plan aus.
Murder lud Silvia Butti zu einem romantischen Essen nach Oriolo Romano ein. Bei Kerzenschein verwöhnte er sie mit Reiskroketten, Stockfischfilet und einer Unmenge Bier, in dem er drei Rohypnol aufgelöst hatte. Am Ende des Abendessens konnte sich die Studentin nur noch mühsam auf den Beinen halten und brabbelte wirres Zeug. Murder trug sie ins Auto und brachte sie unter dem Vorwand, zum Sonnenaufgang an den Lago di Bracciano zu fahren, in den Wald von Sutri. Dort hatten die Bestien aus Tuffsteinblöcken einen Opferaltar errichtet. Die halb bewusstlose Frau wurde ausgezogen und auf den Altar gelegt. Nach Anrufung der Mächte des Bösen köpfte Saverio ein Huhn und spritzte das Blut über den nackten Körper der Studentin, und dann machten sich alle über sie her. Zu guter Letzt hoben sie ein Loch aus und begruben die Frau lebendig. Damit war der Ritus vollzogen, und die Sekte hatte ihre Reise in das dunkle Reich des Bösen angetreten.
Das Problem war erst drei Tage später aufgetaucht. Die Bestien kamen gerade aus dem Flamingo -Kino, wo sie sich Don’t Open The Door angesehen hatten, als sie auf Silvia trafen. Sie saß auf einer Bank im Park und aß eine Piadina. Sie konnte sich kaum noch an den Abend erinnern, hatte aber das Gefühl, sich bestens amüsiert zu haben. Als sie unter der Erde aufgewacht sei, so ihre Schilderung, habe sie sich einfach nach oben durchgegraben.
Daraufhin hatte Saverio sie als offizielle Priesterin in die Sekte aufgenommen. Ein paar Wochen später hatte sie sich mit Murder verlobt.
»Ja, das stimmt, eine Orgie habt ihr gefeiert«, kicherte Silvietta verlegen. »Das habt ihr mir hundertmal erzählt.«
»Ja, aber du warst keine Jungfrau mehr. Und deshalb gilt die Messe eigentlich nicht …«, sagte Zombie.
»Wie seid ihr bloß darauf gekommen, ich könnte noch Jungfrau sein? Meine erste Beziehung hatte ich …«
Saverio unterbrach sie. »Auf jeden Fall war das ein satanisches Ritual …«
Zombie fiel ihm ins Wort. »Okay, vergessen wir mal das Opfer. Und sonst, was haben wir denn sonst noch zuwege gebracht?«
»Wir haben immerhin etliche Schafe abgeschlachtet, oder etwa nicht?«
»Und außerdem?«
Mantos wurde laut, ohne es zu wollen. »Und außerdem! Und außerdem! Und außerdem sind da die Aufschriften an der Autobahnbrücke in Anguillara Sabazia!«
»Na toll. Weißt du, dass Paolino mit seinen Leuten aus Pavia einer Nonne den Bauch aufgeschlitzt hat?«
Das Einzige, was dem Anführer der Bestien dazu einfiel, war, ein Glas Wasser hinunterzustürzen.
»Mantos? Hörst du mir zu?« Murder legte die Hand an den Mund. »Sie haben einer achtundfünfzigjährigen Nonne den Bauch aufgeschlitzt.«
Saverio zuckte mit den Schultern.
»Der übliche Scheiß halt. Paolino will uns bloß neidisch machen. Er bereut es, dass er uns verlassen hat.« Aber eigentlich, das spürte er, war das gar kein
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