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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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Panama umzuleiten. In der Luft brummte ein Hubschrauber der Carabinieri. Auf den Bürgersteigen drängelte sich hinter Absperrgittern, die von Polizisten im Kampfanzug bewacht wurden, eine große Menschenmenge. Darunter viele junge Autonome, die gegen die Privatisierung des Parks protestierten. An den Balkons hingen Transparente. Auf einem besonders langen hieß es: CHIATTI, DU MAFIOSO! GI B UNS UNSEREN PARK ZURÜCK! Auf einem anderen: DER STADTRAT IST EINE BANDE VON DIEB EN! Und weiter: VILLA ADA DEN RÖMERN!
    Fabrizio beschloss, die Vespa zu parken und über einen Aspekt nachzudenken, den er bisher noch gar nicht bedacht hatte. Wenn er an Chiattis Fest teilnahm, könnte sich das negativ auf sein Image als politisch engagierter Intellektueller auswirken. Er war ein linker Schriftsteller. Den Parteitag des PD hatte er mit einem flammenden Appell zur Rettung der italienischen Kultur eröffnet, die inzwischen ums Überleben kämpfte. Und wenn Autonome Zentren wie das Leoncavallo oder das Brancaleone ihn zu einer Buchpräsentation einluden, hatte er nie abgelehnt.
    Noch könnte ich einfach umkehren, bis jetzt hat mich noch keiner gesehen …
    »Hallo, Schwuchtel!«
    Fabrizio drehte sich um. Neben ihm hielt Paolo Bocchi in seinem Porsche Cayenne.
    Oh nein!
    »He, Schriftsteller, lass die Rostlaube stehen und steig ein. Komm schon. Leg einen gebührenden Auftritt hin.«
    »Fahr schon vor, ich muss noch mal telefonieren, geschäftlich. Wir sehen uns drinnen«, log Fabrizio.
    Der Chirurg deutete auf eine Gruppe von Jungs mit Palästinensertuch.
    »Was wollen die eigentlich, diese Nervensägen?« Und dann fuhr er mit kreischenden Reifen davon.
    Was tun? Wenn er wieder gehen wollte, dann so schnell wie möglich. Denn überall lauerten Fotografen und Fernsehteams auf der Suche nach geladenen Gästen.
    Während er die jungen Autonomen beobachtete, die den Polizisten zuriefen: »Einmal Scheißbulle, immer Scheißbulle!«, fiel Fabrizio plötzlich wieder ein, was er aus unerfindlichen Gründen immer wieder vergaß: Ich bin Schriftsteller. Ich schreibe über das Leben . Genauso kritisch wie über das Abholzen tausendjähriger Wälder in Finnland kann ich auch über diese Bande von Neureichen und Mafiosi schreiben. Ein schöner Verriss im Feuilleton der Repubblica , ich mach sie fertig. Denn ich bin anders. Er schaute auf seine zerknitterten Klamotten. Mich könnt ihr nicht kaufen! Ich reiße euch den Arsch auf! Er setzte sich wieder auf die Vespa, legte den ersten Gang ein und fuhr auf die Menge zu.
    Unterdessen hatte sich die Zusammensetzung der Menge hinter den Absperrgittern verändert. Jetzt standen dort fast nur noch Schaulustige, Teenies und ganze Familien mit ihren Handys, die ihn fotografierten und ihm zuriefen, er solle kurz stehen bleiben.
    Endlich erreichte er den Eingang, der von etwa zwei Dutzend Hostessen und einer Traube von Wachmännern kontrolliert wurde. Eine blonde Frau in einem eng anliegenden Kostüm kam auf ihn zu.
    »Guten Tag, ich freue mich, dass Sie gekommen sind. Wir waren nicht sicher, ob Sie kommen würden, weil Sie nicht zugesagt haben.«
    Fabrizio nahm die Ray-Ban ab und sah sie an. »Sie haben recht, alles meine Schuld. Was kann ich tun, damit Sie mir verzeihen?«
    Die Frau grinste. »Da gibt es nichts zu verzeihen … Es reicht, wenn Sie mir Ihre Einladung geben.« Und sie streckte die Hand aus.
    Fabrizio nahm den Umschlag. Außer der Einladung steckte darin eine Magnetkarte. Die reichte er der Hostess, die sie durch ein Lesegerät zog. »Alles in Ordnung, Dottor Ciba. Die Vespa stellen Sie am besten hier links ab, und dann gehen Sie zu Fuß über den Laufsteg. Viel Vergnügen.«
    »Danke«, antwortete der Schriftsteller und legte den ersten Gang ein. Er fuhr nach links über den roten Teppich, zu einem großen Parkplatz voller BMWs, Mercedes, Hummer und Ferraris. Er bockte die Vespa auf, nahm den Helm ab und fuhr sich mit den Händen durch die Mähne. Während er sein Aussehen im Rückspiegel kontrollierte, hörte er von den Absperrgittern einen erstickten Schrei: »Verräter!«. Noch ehe er begreifen konnte, was da vor sich ging, traf ihn etwas Schweres an der linken Schulter. Einen Moment dachte er, der Schwarze Block hätte eine Salve Pflastersteine abgefeuert. Er wurde blass, wich erschrocken zurück und duckte sich hinter einen SUV. Während er noch nach Luft schnappte, besah er sich die lädierte Schulter. Dort war ein sizilianisches Reisbällchen zerplatzt, dessen Füllung jetzt langsam

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