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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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sie schweigend da, mit langen, besorgten Gesichtern. Er musste sie aufrütteln, als Anführer war das seine Aufgabe. »Also, Leute? Seid ihr bereit?«
    »Ein bisschen nervös …« Murder hatte einen trockenen Mund.
    Silvietta biss sich auf die Lippe. »So aufgeregt war ich nicht mal bei der Prüfung in Allgemeiner Psychologie.«
    Mantos setzte den Blinker, fuhr auf den Seitenstreifen der Olimpica und sah sie an: »Habt ihr Vertrauen zu mir?«
    Zombies Gesicht hatte die Farbe eines gekochten Blumenkohls. »Das haben wir, Meister.«
    »Hört mir gut zu. Die Mission, das wisst ihr, ist ein Selbstmordattentat. Ihr könnt immer noch aussteigen. Ich zwinge keinen. Aber wenn ihr euch zum Mitmachen entschließt, müssen wir ein perfektes Team sein, wo alles wie am Schnürchen läuft wie bei einem Schweizer Uhrwerk. Wir müssen unerschrocken sein und auf Satan vertrauen, der über unseren Häuptern wacht.« An dieser Stelle schaltete er das Radio ein, und die Chöre der Carmina Burana überfluteten das Wageninnere. »O du Schicksal, gleich dem Weltall bist du gar veränderlich, stetig wachsend oder schwindend.«
    «Hört zu! Wir sind die Bösen. Und ich will Laritas Kopf. Wenn erst mal alle drin sind, rechnet keiner mehr mit unserem Angriff. Die amüsieren sich, trinken, werden leichtsinnig, und dann schlagen wir zu. Zombie, hinter dir liegt eine eingerollte Badezimmermatte. Hol sie raus, aber sei vorsichtig.«
    Der Jünger beugte sich in den Kofferraum und überreichte Mantos die Rolle. Der Anführer der Bestien des Abaddon legte sie sich auf die Knie und wickelte sie langsam und feierlich auf.
    Ein Sonnenstrahl fiel durchs Fenster und brachte den Stahl zum Funkeln.
    »Schmähliches Lebenslicht bald schon drücket und verrücket.« Der Chor setzte sein machtvolles Crescendo fort.
    Ein bisschen schwerfällig hob Mantos die Waffe über die Kopfstützen. »Das ist das Durendal, eine exakte Reproduktion des Schwertes, das Roland in der Schlacht von Roncesvalles führte.«
    »Nein!«, riefen die Jünger im Chor. »Super!«
    Saverio öffnete die Tür. »Lasst uns aussteigen.«
    Silvietta legte ihm die Hand auf die Schulter, um ihn zu stoppen. »Warte, Meister, man könnte uns sehen.«
    »Kein Problem, wir verstecken uns hinter dem Auto.«
    Die Bestien stiegen aus und hockten sich hinter den Ford.
    »Kniet nieder.« Saverio legte die Klinge des Durendal auf die Köpfe seiner Jünger. »Murder! Zombie! Silvietta! Hiermit ernenne ich, Mantos, euer charismatischer Vater, Hohepriester des Teufels und untertäniger Diener Satans, euch zu Paladinen des Bösen. Niemand wage, diesen Eid zu brechen, jetzt und in Ewigkeit! Wir werden unsere Mission erfüllen, voll und ganz, bis zur Hingabe unseres Lebens. Nun wollen wir uns küssen!«
    An diesem Punkt umarmten sich die Bestien und küssten sich gerührt.
    »Was macht ihr denn da? Spinnt ihr?«
    Sie drehten sich um.
    Antonio Zauli, Saverios Cousin, saß am Steuer eines Lieferwagens und sah sie misstrauisch an.
    »Ach, nichts … es ist nur …«, stammelte der Führer der Bestien verlegen.
    »Los jetzt … Ihr seid spät dran … Ihr müsst euch registrieren lassen. Steigt ein.«
    Sie mussten zum GATE WEST, dem Eingang für Lieferanten. Der Park hatte noch drei weitere Eingänge. Zwei waren geschlossen und dienten als Notausgänge, und der dritte, der Haupteingang an der Via Salaria, war den Gästen vorbehalten. Mächtige, zehn Meter hohe Eisentore glitten dort, hydraulisch angetrieben, auf Schienen auf und zu wie Schiebetüren.
    Der Lieferanteneingang wurde von privaten Sicherheitsleuten bewacht, die sämtliche ein- und ausgehenden Waren kontrollierten. Direkt dahinter lag die Anmeldestelle, ein zweistöckiges Gebäude aus Glas und Stahl. Jeder, der zum Personal gehörte, vom Koch bis zum Treiber, musste sich erst registrieren lassen, bevor er Zutritt zum Park erhielt.
    Die Bestien des Abaddon stellten sich an. Vor ihnen stand eine Gruppe von etwa dreißig, zumeist dunkelhäutigen Personen.
    »Man kommt sich vor wie am Flughafen«, kommentierte Zombie, der einmal zu einem Konzert von AC/DC nach Köln geflogen war.
    Als sie an die Reihe kamen, forderte ein Wachmann sie auf, einen langen Fragebogen auszufüllen und einen Vertrag in klitzekleiner Schrift zu unterzeichnen. Dann wurde ihnen ein Strichcode auf das Handgelenk gestempelt. Von dort gingen sie durch einen niedrigen, schwach beleuchteten Korridor und kamen in einen lang gezogenen Raum mit Metallspinden, wo sie ihre Kleider

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