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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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kann.«
    Seine Freundin packte ihn am Handgelenk. »Nein, wir gehen jetzt und sagen es ihm, sofort! Dann haben wir es hinter uns. Okay?«
    Murder stand widerstrebend auf. »Na gut. Aber du kannst einem ganz schön auf den Geist gehen … Du weißt doch, wie tierisch der sich aufregt …«
    Die beiden gingen quer über den Platz und achteten darauf, sich nicht von Antonio erwischen zu lassen, der oben auf einer Kiste stand und alle herumkommandierte. Aus dem sanften, umgänglichen Mann war ein echter Kapo geworden.
    Murder und Silvietta betraten den Küchentrakt. Drei riesige Räume voller Geräte aus Edelstahl, voller Dämpfe, Düfte und Aromen jeglicher Art. Mindestens fünfzig Köche, ganz in Weiß und mit Kochmütze, waren dort am Werk. Und ein Heer unheimlich beschäftigter Küchenhilfen. Der Krach von Töpfen und Stimmen war ohrenbetäubend.
    Saverio saß auf einem Hocker und schälte mit einem kleinen Küchenmesser einen Berg Kartoffeln, der ausgereicht hätte, um sämtliche Häftlinge von Rebibbia satt zu machen.
    Als Mantos sie sah, flüsterte er leise: »Was macht ihr denn hier? Seid ihr verrückt geworden? Wenn sie euch erwischen … Ich hab mit Zombie ausgemacht, dass wir uns in einer halben Stunde draußen treffen, zu einem kurzen Briefing, dann teile ich euch den Aktionsplan mit. Und jetzt raus mit euch.«
    Murder sah ihn an, wand sich und flüsterte: »Warte … Wir müssen dir was Wichtiges sagen.«
    Mantos stand auf und führte sie in einen Winkel. »Was denn?«
    »Also, es ist so …« Murder versagte die Stimme.
    »Was ist wie? Los, sag schon!«
    Da flötete hinter ihnen eine Stimme mit stark östlichem Akzent: »Wer hat euch beiden den Zutritt zum Tempel erlaubt?«
    Plötzlich war es im gesamten Küchentrakt totenstill. Selbst die Abzugshauben und Stabmixer schwiegen, und draußen waren die Spatzen verstummt.
    Als die Bestien sich umdrehten, stand vor ihnen, in Wasserdampf gehüllt, ein Mönch. Nur dass seine Kutte aus schwarzer Seide war, mit silbernen Paradiesvögeln bestickt. Unter den weiten Ärmeln hielt er die Hände verschränkt, und er war barfuß. Unter der Kapuze kamen ein weißes Spitzbärtchen, wuchtige Backenknochen, eine Hakennase und graue Augen hervor, so kalt wie das Kaspische Meer an einem Wintertag.
    Schlagartig begriff der Anführer der Bestien, dass er Zóltan Patrovič, den unberechenbaren bulgarischen Chefkoch, vor sich hatte.
    Zwar hatte Saverio noch nie ein Bild des großen Rasputin gesehen, der durch Betrug und Hexerei den Zaren und seine Familie ins Unglück gestürzt hatte. Aber der, den er da vor sich hatte, musste seine Reinkarnation sein.
    Wie erstarrt standen alle Köche und Helfer hinter ihm und sahen betreten zu Boden.
    »Nein … Es ist so … Ich weiß nicht …« Stammelnd brachte Saverio nur ein paar unzusammenhängende Worte hervor. Eigentlich hätte er die Schuld auf sich nehmen wollen, aber seine Zunge war taub wie nach einer Betäubungsspritze beim Zahnarzt. Und es gelang ihm nicht, seine Augen von denen des Chefkochs loszureißen. Zwei schwarze Löcher, so tief wie ein Brunnen, die ihn magisch anzogen.
    Zóltan legte ihm die Hand auf die Stirn.
    Der Anführer der Bestien spürte, wie eine wohltuende Wärme aus den Fingerkuppen des Chefkochs in seinen Kopf floss, und plötzlich fiel ihm das Makkaroniomelett ein, das seine Tante Imma ihm als Kind gemacht hatte, wenn er im Sommer nach Gaeta gekommen war.
    Er hypnotisiert mich , schoss es ihm durch den Kopf, aber dann dachte er sofort wieder darüber nach, dass er ein so gutes Omelett seither nie wieder gegessen hatte. Es war deshalb so besonders gewesen, weil sie dafür die Reste der Pasta alla puttanesca vom Vortag verwendet hatte. Ein hohes, festes Omelett, und leicht angebrannt. Mit jeder Menge Oliven und Kapern. Wie schade, dass Tante Imma tot war, sonst würde er jetzt anrufen und sie bitten, es noch einmal für ihn zu machen. Dann sagte er sich, dass es doch eigentlich reichen würde, sich bei Zóltan zu entschuldigen, dann könnte er schnell nach Hause fahren und sich selbst ein so gutes Omelett machen. Ob zu Hause im Kühlschrank wohl Eier waren?
    »Entschuldigen Sie bitte. Sie haben völlig recht. Wir haben einen Fehler gemacht, und es tut uns leid. Aber jetzt müsste ich nur schnell herausfinden, ob Serena Eier gekauft hat«, sagte Mantos ernst.
    »Auf die Knie«, kommandierte Patrovič in ruhigem Ton.
    Wie ferngesteuert knieten die drei nieder.
    »Kopf auf den Boden.«
    Die drei legten den

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