Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
sumpfigen See, sah man die schlammverschmierten Kruppen einer Flusspferdherde. Am Himmel flogen Schwärme von Geiern vorbei.
Mantos schaute ungläubig. »Man kommt sich vor wie im Safarizoo von Fiumicino.«
»Und das ist noch gar nichts. Es kommt noch besser«, grinste Antonio befriedigt.
Rechts von ihnen, versteckt hinter einer Reihe Steineichen, entdeckten sie eine Art Minikraftwerk. Große, grün gestrichene Transformatoren brummten leise, gut getarnt vor der Vegetation. Bunte Schläuche führten von der Anlage hinunter auf den Boden.
»Aus diesem Kraftwerk kommt der Strom für den gesamten Park«, erklärte Antonio. »Chiatti produziert seinen eigenen Strom mit Gas. Das ist günstiger, als ihn bei der Acea zu kaufen, denn die Kilowattmengen, die er braucht, um die Zäune unter Spannung zu halten, den Park zu beleuchten, das Computerzentrum zu versorgen …«
Vor ihnen überquerte ein Dutzend Zebras den Weg, mit ein paar Fohlen im Schlepptau. Silvietta war begeistert. »Guckt mal die Fohlen! Wie süß.«
Sie warteten, bis die Zebras auf der anderen Seite waren, und fuhren dann weiter.
Betont gleichgültig fragte Saverio seinen Cousin: »Sag mal, und Larita, ist die schon da?«
Antonio hob die Arme. »Ich glaube, Chiatti hat ihr in der Königlichen Villa ein Apartment reserviert, mehr weiß ich auch nicht.«
Wenig später tauchte zwischen den Bäumen ein altes dreistöckiges Gebäude auf, gekrönt von einer Terrasse mit zwei Türmchen.
»Da wären wir, die Königliche Villa.«
Auf dem Hof hinter dem Haus, der von hohen Buchsbaumhecken gesäumt war, herrschte ein wildes Durcheinander von Menschen und Fahrzeugen, die in einer von Lieferwagen, Pickups und Landrovern aufgewirbelten Staubwolke hektisch hin und her hasteten. Männer in grünen Uniformen luden Essen, Flaschen, Tischdecken, Gläser, Besteck und Tische ab unter dem Kommando von schwarz gekleideten Männern, die so laut herumbrüllten, als wären sie in einem Militärgefängnis. Unter einem Vordach hockten die farbigen Treiber im Lendenschurz mitten im Dreck und löffelten aus einem Kochgeschirr etwas, das wie Tortellini in brodo aussah.
In einer Ecke standen Fertighäuser, aus denen Rauch und Essendüfte aufstiegen.
»Das sind die Küchen. Gleich kommt Zóltan Patrovič, um nachzusehen, ob alles läuft. Also haltet euch ran.« Antonios Gesicht wurde ernst. »Ihr seid schließlich nicht zum Däumchendrehen hier.«
»Wer ist Zóltan Patrovič?« Silvietta schluckte besorgt.
»Man merkt, dass ihr aus Oriolo kommt. Patrovič ist ein berühmter bulgarischer Chefkoch. Er ist sehr anspruchsvoll, also macht eure Arbeit gut.«
Die vier stiegen aus.
Antonio zeigte auf einen Mann in Schwarz. »Jetzt geht ihr zu dem da und fragt ihn, was ihr machen sollt. Wir sehen uns später … Und keine Dummheiten bitte.«
26 Als Fabrizio Ciba an der Salaria Ecke Viale Regina Margherita vor der Ampel stand, spuckte seine Vespa schwarzen Rauch aus. Er hatte es geschafft, sie abzuholen und wieder in Gang zu setzen.
Quietschend hielt neben ihm ein Scooter mit zwei jungen Frauen, deren Hosenbund hinten so weit heruntergerutscht war, dass man Slip und Arschbacken sah. Sie musterten ihn kurz, tuschelten aufgeregt, und dann fragte die Hintere: »Entschuldige, bist du nicht Ciba? Der Schriftsteller aus dem Fernsehen?«
Fabrizio bleckte die gebleichten Zähne und setzte seine ironische Miene auf. »Ja, aber sagt es nicht weiter. Ich bin in geheimer Mission unterwegs.«
Da fragte die Blonde: »Was, doch nicht etwa zu der Party in der Villa Ada?«
Der Schriftsteller zuckte die Achseln, wie um zu sagen: »Was soll ich machen?«
Kaugummi kauend fragte die andere: »Kannst du uns nicht vielleicht einschleusen? Bitte, bitte … ich flehe dich an … Alle Welt ist dort …«
»Würde ich liebend gern, aber ich fürchte, das geht nicht. Für mich wäre es auch viel amüsanter, wenn ihr dabei wärt.«
Die Ampel sprang auf Grün. Der Schriftsteller legte den ersten Gang ein, und die Vespa preschte davon. Für eine Sekunde sah Ciba sein Spiegelbild im Schaufenster einer Boutique. Zu diesem Anlass trug er eine hellbraune Leinenhose, ein blaues Oxfordhemd, eine abgewetzte blaue Cambridge-Krawatte, die seinem Großvater gehört hatte, und ein grau-weiß gestreiftes Baumwolljackett von J. Crew. Alles sorgfältig zerknittert.
Je näher er der Villa Ada kam, desto dichter wurde der Verkehr. Trauben von Verkehrspolizisten versuchten, den Verkehr in die Via Chiana und Via
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