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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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drehte sich um. Er legte die Hand auf den Mund und musste an sich halten, um nicht zu kotzen. Die Beine gaben nach, sodass er sich neben die Tür kauern musste, unfähig zu glauben, was er da sah.
    Er ist bestimmt verbrannt, als er den Strom abgeschaltet hat.
    Saverio streckte die Hand aus. »Zombie, wie konnte das passieren? … Wie bloß … mein Freund.« Am liebsten hätte er all seine Wut herausgebrüllt, aber er klappte nur verzweifelt den Mund auf und presste den Kopf zwischen die Hände.
    Warum? Warum nur? Es durfte nicht sein. Nicht auf diese Art. Sie wollten doch zusammen in den Tod gehen, vereint, erst nachdem sie die Sängerin geopfert hatten. Das war die Abmachung.
    Warum hast du die Abmachung gebrochen ?
    Der Schmerz überrollte Mantos wie eine Welle, begrub ihn unter sich mit der Macht eines Ozeanbrechers. Und dann blendete ihn das erbarmungslose Licht der Wahrheit.
    Es ist meine Schuld. Was hab ich bloß getan?
    Wenn du nicht gewesen wärst … Fast meinte er zu sehen, wie sich die verkohlte Puppe aufrichtete und ihm die verschrumpelten Hände entgegenstreckte. Wenn du nicht gewesen wärst … wäre ich jetzt in Oriolo Romano. Bei meiner Mutter. Bei Murder und Silvietta. Hätte das ganze Leben noch vor mir. Was glaubst du eigentlich, wer du bist, mich auf diese Art sterben zu lassen?
    Neben der Tür hockend, sah Mantos an sich herunter. Er musterte die schwarze Tunika, die er aus den alten Vorhängen des Kinos Flamingo hatte nähen lassen. Musterte das auf eBay gekaufte Durandal. Und begriff, wie lächerlich er war.
    »Was mache ich hier eigentlich?«, flüsterte er in der Hoffnung, die verkohlte Puppe werde ihm eine Antwort geben.
    In seiner Kehle explodierte der Schmerz. Seine Lider begannen zu flattern, während Tränen ihm den Blick verschleierten. Das billige Schmierentheater, in dem Saverio Moneta, Angestellter des Mobilificio dei Mastri d’Ascia Tirolesi, davon geträumt hatte, den Bösen und Ruchlosen zu spielen wie Charles Manson, stürzte über ihm zusammen. Satan, der große Mantos, die Bestien des Abaddon, die Opferung von Larita, das alles waren nur hirnrissige Erfindungen eines erbärmlichen kleinen Mannes, der es geschafft hatte, einen Jungen mit schweren Depressionen in den Tod zu treiben.
    Schluchzend wie ein Kind kroch er auf allen vieren zu den Überresten seines Jüngers. »Verzeih mir, Edo …« Er griff nach dem Handgelenk, das ihm in der Hand zerbröselte. »Was soll ich tun? Sagt mir doch, was ich tun soll.«
    Aber keiner konnte es ihm sagen. Er war allein. Allein und verzweifelt wie sonst niemand auf der Welt. Zombie war nicht mehr da. Serena und der Alte wünschten ihm den Tod. Murder und Silvietta hatte er verloren.
    Er setzte sich auf, zog die Nase hoch und putzte sich den Rotz vom Gesicht.
    Er musste die sterblichen Überreste mitnehmen und ordentlich bestatten. Oder auf den Wassern des Lago di Bracciano verstreuen.
    Er wischte sich die Augen. »Ich lasse dich nicht hier … Keine Angst. Ich bringe dich nach Hause. Nach Oriolo. Schluss mit dem ganzen Quatsch.«
    Er stand auf und leuchtete mit der Taschenlampe den Raum ab. Er brauchte einen Karton. Am besten wäre so eine blaue Riesentasche von Ikea gewesen.
    Dann sah er den zusammengefalteten Zettel an der Schalttafel hängen. Als er darauf zuging, sah er die Aufschrift: Für Silvietta. Er nahm den Zettel an sich und wollte ihn gerade aufklappen, als er hinter sich eine Männerstimme hörte: »He, Leute, hier riecht’s gut! Nach Fleisch! Hier wird gegrillt! Super. Wir haben es geschafft. Aber trotzdem, ein ganz schöner Flop, dieses Fest. Chiatti, dieser Geizhals, hat nicht mal die Stromrechnung bezahlt.«

Mitternachtspasta
    60 F abrizio nahm Larita beiseite und sagte leise: »Wir zwei Hübschen hauen jetzt von hier ab. Und zwar ganz schnell. Ich habe eine schlimme Ahnung.«
    »Und die arme Frau?« Die Sängerin zeigte auf Mara Baglione Montuori, die immer noch dabei war, ihre Haare mit einer Gabel zu entwirren. »Was machen wir mit ihr?«
    »Wir können sie nicht mitnehmen, die hält uns nur auf. Sobald wir jemanden finden, schicken wir ihn her, um sie abzuholen.«
    Larita zögerte. »Ich weiß nicht … Ich finde es nicht richtig, sie hier allein zurückzulassen.«
    »Aber es ist richtig, glaub mir.« Fabrizio nahm ihre Hand und zog sie auf den Landungssteg. »Ich meine mich zu erinnern, dass in der Nähe des Sees ein Eingang zum Park war.« Er riss ein Bambusrohr aus dem Boden, auf dem eine Petroleumlampe

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