Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan
natürlich über uns hier auf dem neuesten Stand zu halten.« Roy beschrieb einen Kreis durchs Zimmer.
»Was für Informationen?«
»Persönliche, finanzielle, Familienangehörige, Freundinnen und Freunde, Telefonnummern, Geburtsdaten, Adressen, Fahrzeugbeschreibungen, Kennzeichen, Arbeitsplatz, Lebensgewohnheiten, diese Jungs beschaffen sich alles. Ihre Fotosammlung lässt die National Portrait Gallery ziemlich dürftig aussehen. Falls sie jemanden ermorden wollen, enthält das Dossier zusätzlich Vorschläge zu den besten Plätzen für den Anschlag.«
»Merde!«
»Esti!«
Roy deutete mit seinem Stift auf drei Kästchen in der zweituntersten Reihe des Diagramms.
»Ganz unten in der Hierarchie einer Ortsgruppe stehen die ›Prospects‹, die Assoziierten, die nur im Umkreis des Clubs herumhängen dürfen, und die Frauen.«
Roy deutete auf das Kästchen mit der Beschriftung: »Mitglieder auf Probe«.
»Die ›Prospects‹ oder ›Strikers‹ müssen von einem Vollmitglied vorgeschlagen werden. Sie erledigen die Drecksarbeit auf dem Clubgelände und bei Rallyes. Diese Aufnahmekandidaten haben kein Stimmrecht und dürfen nicht in die Kirche gehen.«
»Kirche?« An diesem Tag trug der Ermittler mit dem Pferdeschwanz einen silbernen Totenkopf im Ohr.
»Das obligatorische wöchentliche Ortsgruppentreffen.«
»Wie lange dauert es, bis man aufgenommen wird?«
»Die Probezeit beträgt zwischen sechs Monaten und einem Jahr.
Man erkennt diese Jungs, weil sie nur den unteren Teil des Clubemblems tragen dürfen.«
»Auf dem der Bezirk der Ortsgruppe steht.« Pferdeschwanz.
»C’est ça. In den Handbüchern, die ich Ihnen gegeben habe, gibt es mehrere Seiten über Clubembleme. Einige sind wahre Kunstwerke.«
Roys Stift bewegte sich zu dem Kästchen mit der Aufschrift: »Assoziierte«.
»Auch einer, der nur im Umkreis des Clubs herumhängen darf, muss die Unterstützung eines Vollmitglieds haben. Einige dieser Assoziierten werden Aufnahmekandidaten, andere scharfen das nie. Diese Randfiguren erledigen alle niederen Arbeiten, und sie fungieren als eine Art Bindeglied des Clubs zur Bevölkerung. Von allen Clubangelegenheiten sind sie ausgeschlossen.«
An dem Kästchen ganz rechts außen mit der Beschriftung »Weibliche Assoziierte« hingen noch zwei weitere Kästchen.
»Frauen sind das allerunterste Glied in der Hierarchie und unterteilen sich in zwei Kategorien. Die ›Alten Damen‹ sind die Frauen von Vollmitgliedern, entweder nach dem Gewohnheitsrecht oder wirklich offiziell, und sind für alle anderen Mitglieder tabu, außer nach Einladung. Die Club-›Mamas‹ oder -›Schafe‹ sind eine ganz andere Geschichte. Wie soll ich es ausdrücken?« Er hob Augenbrauen und Schultern. »Sie verkehren frei.«
»Warmherzige Damen.« Kuricek.
»Sehr. Mamas sind Freiwild für jedes Farben tragende Mitglied. Die Alten Damen genießen zwar einen gewissen Schutz, aber es darf auch kein Zweifel daran bestehen, dass die OMCs männlich dominiert und höchst chauvinistisch sind. Frauen werden gekauft, verkauft und getauscht wie Motorräder.«
»Die Vorstellung eines Bikers von der Befreiung der Frau erschöpft sich darin, ihr die Handschellen abzunehmen, nachdem er mit ihr fertig ist. Vielleicht.« Kuricek.
»Das kommt ziemlich hin. Frauen werden eindeutig benutzt und missbraucht.«
»Wie benutzt?«, fragte ich.
»Abgesehen vom Sex gibt es etwas, das man Einkommensteilung nennen könnte. Sie zwingen Frauen zum Animieren und Tanzen in Bars, zum Drogenverkauf auf der Straße und in die Prostitution und schieben einen Teil dessen ein, was sie nach Hause bringen. Eine Nutte aus Halifax hat behauptet, sie habe vierzig Prozent ihrer Einnahmen an den Hells Angel abgeben müssen, der für sie den Luden spielte.«
»Wie finden sie diese Frauen?« Ich spürte einen Knoten im Magen.
»Auf die übliche Tour. Aufrisse in Bars, Anhalterinnen und Ausreißerinnen.«
Ich sah einen Schädel und einen Shunt vor mir.
»Erstaunlicherweise herrscht nie Mangel«, fuhr Roy fort. »Aber verstehen Sie mich nicht falsch. Zwar werden viele gequält und gegen ihren Willen festgehalten, es gibt aber auch eine ganze Anzahl von Damen, die sich gern und freiwillig auf diesen Lebensstil einlassen. Machos, Drogen, Alkohol, Waffen, Sex mit vielen Partnern. Es ist eine wilde Fahrt, und sie steigen gerne ein.
Die Frauen erweisen sich auch nützlich auf Arten, die nicht strikt sexuell oder ökonomisch sind. Oft sind es die Damen, die versteckt Waffen oder
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